Seite:Meyers b13 s0122.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

verdienen. Vgl. O. Schmidt, Die rhabdocölen Strudelwürmer des süßen Wassers (Jena 1848); Ulianin, Die Turbellarien der Bucht von Sebastopol (Mosk. 1870); Graff, Monographie der Turbellarien, 1. Rhabdocöliden (Leipz. 1882); Quatrefages, Mémoire sur la famille des Némertines (Par. 1846); Hubrecht, Contributions to the embryology of the Nemertea (Lond. 1886); Kennel, Beiträge zur Kenntnis der Nemertinen (Würzb. 1878); Nordmann, Mikrographische Beiträge zur Kenntnis der wirbellosen Tiere (Berl. 1832); Zeller, Über Polystoma (Leipz. 1872 u. 1876); Derselbe, Über Leucochloridium (das. 1874); Wagener, Über Gyrodactylus (Berl. 1860); Lang, Die Polycladen des Golfs von Neapel (Leipz. 1884).

Plāton, neben Aristoteles der größte unter den Philosophen des Altertums, wurde 429 v. Chr. zu Athen in vornehmer Familie geboren. Sein Vater Ariston gehörte dem berühmten Geschlecht des Kodros an, und seine Mutter Periktione konnte sich der Verwandtschaft mit den Nachkommen Solons rühmen. Anfänglich Dichter, wendete sich P. der Philosophie zu und soll den ersten philosophischen Unterricht von Kratylos, einem Herakliteer, erhalten haben. Entscheidend für seine ganze spätere Thätigkeit wurde seine Bekanntschaft mit Sokrates, dessen Anleitung und Umgang er von 408 bis zu dem Tode desselben (399) genoß. Das Märtyrertum desselben, bei welchem er jedoch nicht zugegen war, machte auf ihn einen erschütternden Eindruck und gab seinem Philosophieren jene sittlich feste Richtung, durch welche er sich den Sophisten seiner Zeit gegenüber auszeichnete. Nach Sokrates’ Tod ging er nach Megara zu Eukleides, wurde daselbst mit der eleatischen Philosophie bekannt und begab sich auf Reisen, die ihn nach Kyrene, Ägypten, Kleinasien, Großgriechenland, wo er die Philosophie der Pythagoreer kennen lernte, und nach Sizilien führten, wo er mit Dion, dem Schwager des ältern Dionysios, einen Freundschaftsbund schloß. In seinem 40. Lebensjahr nach Athen zurückgekehrt, begründete er daselbst eine philosophische Schule, die von der Örtlichkeit, dem Garten des Akademos, den Namen Akademie führte. Seine Lehrweise soll dialogisch gewesen, allmählich jedoch der akroamatischen näher gekommen sein. Seine von da an bis zu seinem Lebensende fortgesetzte Lehrthätigkeit wurde durch zwei weitere sizilische Reisen unterbrochen, durch welche P. nach dem Tode des ältern Dionysios seinen Staatsidealen in Syrakus vergebens Boden zu verschaffen versuchte. Sein Tod erfolgte 347 (nach Seneca an seinem 82. Geburtstag); bestattet wurde P. am Kerameikos in der Nähe der Akademie, wo noch Pausanias sein Grabmal sah. Seine Schriften (44 in 64 Büchern, die unechten mitgezählt) sind vollständig auf uns gekommen. Ihre keineswegs zufällige, sondern aus der von Sokrates überkommenen Tendenz, zu eigner Forschung abzuleiten, entsprungene Darstellungsform ist die dialogische. Fast keine einzige derselben ist rücksichtlich ihrer Echtheit unbestritten geblieben. Für ihr Verständnis gilt der Grundsatz, daß sie nicht (wie die Aristotelischen) ein fertiges System in seinen verschiedenen Teilen darstellen, sondern eine steigende Reife und Vertiefung nachweisen, und zwar nicht bloß eine methodische Steigerung für die Lernenden (Schleiermachers Ansicht), sondern verschiedene Entwickelungsstufen des Lehrenden (K. F. Hermanns Ansicht). Letztere scheint die Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Ihr zufolge werden drei Perioden der schriftstellerischen Entwickelung Platons angenommen. Man unterscheidet die Zeit bis bald nach dem Tode des Sokrates, dann die des Aufenthalts in Megara und der nächsten Reisen und endlich diejenige von der Gründung der Akademie bis zu Platons Tod. In der ersten ist P. noch durchaus Sokratiker; der Inhalt der Gespräche (Apologie, Lysis, Charmides, Laches, Meno, Gorgias u. a.) ist die Untersuchung ethischer Begriffe, ihre Methode die Induktion, ihre Tendenz Feststellung von Begriffen als dem Wesen der Gegenstände. Die zweite Periode umfaßt die sogen. dialektischen Dialoge, in welchen im Gegensatz gegen die Sophisten und im Einklang mit den Eleaten ein Reich des objektiv Gewissen und wahrhaft Wirklichen (der Ideen) gewonnen werden soll. Dahin gehören der Theätet, der Sophistes, Politikos und Parmenides. In der dritten Periode werden vom Standpunkt der erreichten Ideenlehre die einzelnen philosophischen Wissenschaften (Physik, Ethik, Politik etc.) bearbeitet und der Versuch zu einer einheitlichen Zusammenfassung des Ganzen gemacht. In diese fallen, gleichsam als „Vorwort und Einleitung“, der Phädros und das Gastmahl, dann der Phädon, Philebos, die Republik, Timäos und die Gesetze. Die Schriften der ersten beiden Perioden stellen den epagogischen Weg, auf welchem P. selbst zu seiner eigentümlichen Philosophie (der Ideenlehre) gelangte, die der letzten den konstruktiven Weg dar, auf welchem P. die Gesamtheit des menschlichen Wissens aus dieser abzuleiten versuchte. Von den Alten sind dieselben teils in Trilogien (Aristophanes von Byzanz), teils in Tetralogien (Thrasyllos) zusammengestellt; von den Neuern ist deren Reihenfolge sehr verschieden bestimmt worden. Durch Aristoteles als echt bezeugt sind die Schriften: Republik, Timäos, Gesetze, Phädon, Phädros, Gastmahl, Meno, Gorgias, Hippias (minor), Menexenos, Theätet, Philebos, Sophistes, Politikos, Apologie des Sokrates, Lysis, Laches, Protagoras und Euthydemos. Außerdem gelten (nach Schleiermacher) für echt: Parmenides (Überweg hält diesen für unecht), Charmides, Euthyphron, Kriton, Kratylos, Kritias, als unecht (oder halbecht): Ion, Hipparch, Alkibiades I. und II., Theages, Erastä, Hippias (major) und Klitophon. Die frühsten Schriften verfaßte P. (nach Überweg) wohl noch vor dem Tode des Sokrates, den Phädros 386 oder 385, das Gastmahl 385 oder 384, dann in dem Zeitraum von 382 bis 367 die Republik, den Timäos und Phädon, gegen das Ende seines Lebens die Schrift über die Gesetze (den zweitbesten Staat), welche die Durchführbarkeit seines Staatsideals im Leben darthun sollte. Ausgaben sind: die lateinische von Marsilius Ficinus (Flor. 1483–84); die griechische von Aldus Manutius (1513); später von Stephanus mit lateinischer Übersetzung (Par. 1578, 3 Bde.; die Seitenzahlen dieser Ausgabe werden auch neuern Ausgaben beigedruckt); neuere Ausgaben: Zweibrücken 1781–87, die von Bekker (Berl. 1816–23, 10 Bde.), von Ast (Leipz. 1819–32, 11 Bde.), von Stallbaum (das. 1836–75, 10 Bde.), von Orelli und Baiter (Zürich 1839–42, 2 Bde.; kleinere Ausg. 21 Bdchn.; mehrfach aufgelegt), in der Engelmannschen Sammlung (mit Übersetzung, Leipz. 1841–81, 26 Tle.), von Hermann (neue Ausg., das. 1873, 6 Bde.), griechisch und lateinisch von Schneider (Par. 1846–56, 2 Bde.; Bd. 3 von Dübner 1874), Schanz (das. 1875 ff.). Übersetzungen lieferten Schleiermacher (3. Aufl., Berl. 1855–62, 3 Bde.), Müller (Leipz. 1850–66, 8 Bde.), Auswahl von Eyth u. a. (Stuttg. 1868, 3 Bde.).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0122.jpg&oldid=- (Version vom 5.5.2023)