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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

Söldner bei Pelusion in stehende Lager legte, stellte den alten Kultus wieder her, baute prächtige Tempel und Paläste, öffnete Ägypten dem fremden Handel, gestattete den Milesiern den Bau von Naukratis und begünstigte die fremden Söldner so, daß 200,000 Mann der einheimischen Kriegerkaste aus Zorn hierüber nach Äthiopien auswanderten. – 2) P. II. (griech. Psammis), Sohn Nechos, 595–589, unternahm einen Zug nach Äthiopien. – 3) P. III. (griech. Psammenitos), 526–525, wurde nach einer Regierung von sechs Monaten von Kambyses, König von Persien, 525 bei Pelusion geschlagen und in Memphis zur Übergabe gezwungen. Aus Mitleid mit seinem Unglück behandelte ihn Kambyses anfangs gnädig; da er aber die Ägypter zum Aufruhr zu reizen versuchte, wurde er dazu verurteilt, sich durch Trinken von Stierblut zu töten.

Psammis, s. Psammetich 2).

Psammīt, s. v. w. Sandstein; daher psammitische Struktur, s. v. w. sandsteinartige Struktur.

Psaphon, Ägypter, welcher nach griech. Sage im geheimen Vögel abrichtete, die Worte „der große Gott Psaphon“ zu reden, weshalb ihm die Libyer göttliche Verehrung erwiesen. Daher „Psaphonis aves“ sprichwörtlich für erkaufte Lobredner.

Psara (bei den Alten Psyra), türk. Felseneiland im Ägeischen Meer, westlich von Chios, 729 qkm (1,31 QM.) groß, hatte vor Ausbruch des griechischen Befreiungskampfes gegen 20,000 Bewohner, die bei einem Überfall durch die Türken 4. Juli 1824 fast gänzlich aufgerieben wurden. Jetzt wohnen auf P. 1600–1700 Christen.

Psaronĭus, Starstein, s. Holz, fossiles.

Psephísma (griech.), bei den alten Griechen ein durch Abstimmung erzielter Volksbeschluß.

Pseudarthrōse (griech.), s. Gelenk.

Pseudepigraphen (griech.), Schriften, die einem Autor fälschlich zugeschrieben werden; vgl. Apokryphen.

Pseudo (v. griech. pseudes, unwahr, unecht), ein in Zusammensetzungen gebräuchliches, den Begriff des Falschen und Unechten bezeichnendes Wort.

Pseudodiptĕros (griech.), ein Tempel von der Anlage eines Dipteros (s. d.), der aber nur Einen Säulenumgang und zwar von doppelter Breite hat (s. Tempel).

Pseudodoxīe (griech.), falsche Lehre, Irrlehre.

Pseudoelektrische Organe, s. Zitterfische.

Pseudoerysipĕlas (griech., Phlegmone diffusa, falsche Rose), s. Rose (Krankheit).

Pseudo-Isidōrus. Mit diesem Namen bezeichnet man eine Sammlung von päpstlichen Dekretalen, unter welchen gerade die ältesten und wichtigsten, 60 Briefe der römischen Bischöfe von Clemens Romanus bis auf Melchiades (314), gefälscht sind und die um die Mitte des 9. Jahrh., wo die Sammlung entstanden ist, erhobenen Ansprüche des Papsttums in die älteste Zeit übertragen. Schon die barbarische Sprache, zahlreiche Anachronismen (so finden sich in ihnen den Beschlüssen der Synode zu Paris 829 wörtlich entlehnte Stellen) und der Umstand, daß weder Papst Hadrian I. noch Dionysius der Kleine diese Dekretalen kannten, verrieten ihre Unechtheit. Aber Papst Nikolaus I., wiewohl ihre Unechtheit einsehend, gebrauchte sie 865 im Interesse des Papsttums als echt, und Gratianus (s. d. 3) nahm 1130 viele derselben in sein Dekret auf. Dadurch wurden sie formale Grundlage des mittelalterlichen Kirchenrechts. Ihre Grundgedanken sind: das Priestertum die von Christus eingesetzte weltregierende Macht; die Bischöfe als Beauftragte des Papstes direkt unter diesem stehend; ihre Emanzipation sowohl vom Metropoliten als von der weltlichen Macht; Konzentration der ganzen Kirche im Papst. Erst Erasmus und die Reformatoren machten wieder auf die Unechtheit der Dekretalen aufmerksam, und seitdem wird dieselbe fast durchgängig auch von den katholischen Gelehrten zugegeben. Den Verfasser dieser Sammlung („Collectio Isidori Mercatoris“), Isidorus Mercator oder Peccator genannt, verwechselte man mit dem gleichnamigen Bischof von Hispalis (s. Isidorus 2). Sie erschien in kritischer Ausgabe von Hinschius (Leipz. 1863). Vgl. Wasserschleben, Beiträge zur Geschichte der falschen Dekretalen (Bresl. 1844), und B. Simson, Die Entstehung der Pseudo-Isidorischen Fälschungen in Le Mans (Leipz. 1886).

Pseudo-Josephus, s. Gorionides.

Pseudokrupp, des Nachts auftretende Anfälle von Atemnot, in welchen an akutem Kehlkopfkatarrh erkrankte Kinder, sich ängstlich an den Hals fassend, mit heiserm, bellendem Husten erwachen; sie entstehen nur durch Schleimansammlung und verschwinden durch Brechmittel u. warme Umschläge. Vgl. Krupp.

Pseudomembran (griech.-lat., „falsche Haut“), hautähnliches Gerinnsel, welches auf Schleimhäuten durch Ausschwitzung gerinnbarer Lymphe entsteht.

Pseudomorphosen (Afterkristalle), scheinbare Kristallgestalten, aus kristallinischen Aggregaten oder amorpher Substanz aufgebaut und äußerlich die Kristallform einer andern Substanz nachahmend. Das Charakteristische der P. ist demnach der Widerstreit zwischen Substanz und Form, ein Widerstreit, den man bei der Bezeichnung der P. durch Aufführung der Substanz und Beifügung des Namens der Mineralspezies, deren Formen imitiert sind, mit der Präposition „nach“ ausdrückt, z. B. Malachit nach Rotkupfererz: die zusammensetzende Substanz ist Malachit (basisches Kupfercarbonat Cu2CO4 + H2O), die Form aber ist nicht die für Malachit charakteristische, sondern eine sonst von Rotkupfererz (Kupferoxydul Cu2O) hervorgebrachte. Da übereinstimmende Beobachtungen die Kristallform als etwas der Natur der Substanz Entsprechendes erkennen lassen, so daß eine bestimmte Kristallform nur von einer bestimmten Substanz erzeugt werden kann, so ist das Auftreten der P. in dem Sinn zu deuten, daß früher diejenige Substanz vorhanden war, welche die noch erhaltene Form erfahrungsmäßig allein erzeugen kann, und mittels physikalischer oder chemischer Prozesse durch die jetzt die Form tragende Substanz ersetzt wurde. In dieser allein möglichen Erklärung der Entstehung der P. liegt die große Bedeutung derselben für mineralogische und geologische Spekulationen. P. vereinen in sich die Signale des Anfangs (die allein erhaltene Form der ehemaligen Substanz) und des Endes (die die Form jetzt tragende Substanz), eines Umwandlungsprozesses, dessen Verlauf auch dann nicht bestritten werden kann, wenn die einzelnen Phasen desselben chemisch nur schwer oder gar nicht erklärt werden können. So findet man Speckstein (Magnesiumsilikathydrat Mg3Si4O11 + H2O) in Formen des Quarzes (Kieselsäureanhydrid SiO2). Die Unangreifbarkeit des Quarzes durch Agenzien, welche in der Natur zirkulieren, läßt den Prozeß einer Zersetzung des Quarzes durch ein seinerseits ebenfalls schwer lösliches Magnesiumsilikat nur schwer erklärlich erscheinen; dessenungeachtet aber muß man den Prozeß selbst eben durch das Auftreten der genannten P. als erwiesen betrachten. Man wird sogar die Annahme eines durch P. als möglich bewiesenen Umwandlungsprozesses nicht ausschließlich auf die ziemlich

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0437.jpg&oldid=- (Version vom 3.10.2022)