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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

der Schneekoppe reicht. Das granitische Terrain ist auf seinen Höhen mit Felsmeeren von Granitblöcken bedeckt und reich an pittoresken Felsmassen und Einzelfelsen, sowohl auf der Höhe des Kammes als auf der Abdachung; auch die Betten der Bäche sind erfüllt von wild übereinander liegenden Blöcken. Zu den Felsen der Höhe gehören: der Teufelstein, über dem Großen Teich; der Mittagstein, an der Seite der Kleinen Sturmhaube; der Mädelstein, zwischen der Kleinen und Großen Sturmhaube; die Rübezahlkanzel, unweit der Schneegrubenbaude, und zahlreiche andre. Zu den geognostischen Merkwürdigkeiten des Gebirges gehören einzelne Porphyrgänge, so im Granit vom Quirlberg bei Hermsdorf bis zu den Schneegruben sowie am Annaberg über Seidorf und in Fragmenten am Kleinen Teich; auch Basalt tritt in einer kleinen Partie südöstlich vom Kynast auf. Bergbau wird nur in geringer Ausdehnung auf der böhmischen Seite am Riesengrund betrieben; wie zahlreich aber vor alten Zeiten die Erzwäschen, wahrscheinlich Zinnseifen, im R. gewesen sind, dafür zeugen die Seifengründe und Seifenberge auf der schlesischen und böhmischen Seite des Hauptzugs. Zwischen den Straßen von Schreiberhau nach Harrachsdorf und von Landeshut nach Trautenau führen nur Paschersteige über das Gebirge.

Das R. erhebt sich aus der Region des Laubholzes mit seinen höchsten Gipfeln bis über die des Krummholzes. In den tiefern Gründen kommen mit dem Nadelholz Buche, Eiche und Birke als Laubholz vor; von 500–1300 m herrscht aber der Nadelwald, aus Fichten und Tannen bestehend. Über 1200 m fängt meist schon das baumlose Hochgebirge an, beginnend mit den Zwergformen der Fichte und Vogelbeere, über welchen bei 1300 m Höhe die Zwergkiefer mit einigen zwergigen Laubhölzern (darunter auch Salix Lapponum) die Holzpflanzen sind, die erstere oft undurchdringliche Dickichte bildend. Mit ihnen finden sich zahlreiche subalpine und alpine Pflanzen zusammen, die endlich allein noch auf den höchsten Gipfeln vorkommen. Im Hochgebirge wechseln auf den Kämmen und Kuppen mit Felstrümmern bedeckte Flächen mit solchen, wo eine dünne Erddecke den Boden bedeckt, während in allen Mulden sich Moore und offene Sümpfe, erstere oft mit schwankender Decke, ausdehnen. Die Zwergkiefer, Gräser, das Alpenhabichtskraut, Moose und Flechten, in den Mooren vorherrschend Halbgräser, insbesondere Carex-Arten, sind die Hauptformen der dünnen und magern Vegetation der Höhen. Unter den alpinen Pflanzen des Riesengebirges heben wir hervor: Primula minima, Anemone alpina, Alchemilla fissa, Geum montanum, Potentilla aurea, Swertia perennis, Gentiana verna, Veratrum album, neben welchen zahlreiche andre vorkommen. Auch alpine Tiere finden sich schon, wie die Alpenlerche und von Fischen der Saibling. An den geschützten und tiefern, wiesenreichen, sanftern Gehängen haben sich im Hochgebirge und am obern Rande des Waldes die Eingebornen in Holzhäusern (s. Baude) angesiedelt, um Rindvieh- und Ziegenzucht zu betreiben. Die bekanntesten sind: die 1255 m hoch gelegene Hampelbaude auf der schlesischen Seite, die Riesenbaude am westlichen Fuß des Koppenkegels auf der böhmischen Seite, die Wiesenbaude auf der Weißen Wiese im N. des Brunnenbergs, die Spindler- und die Petersbaude zu beiden Seiten der mittlern Kammsenkung, die Schneegrubenbaude an der Großen Schneegrube in der Höhe von 1455 m, die letztere ausschließlich dem Fremdenverkehr dienend. Die Futter- oder Sommerbauden dienen nur in der Sommerszeit zur Aufnahme von Vieh und Hirten für die Nacht auf den entfernten Weiden, die man nur 14–16 Wochen im Sommer, meist bis gegen Ende September, mit dem Vieh betreibt, welches dann zu den Winterbauden zurückgeführt wird. Zu den schönsten Punkten, von wo aus man auf schlesischer Seite das R. übersieht, gehört der Scholzenberg bei Warmbrunn, indem man von hier aus die Gebirgskette in ihrer ganzen Ausdehnung überschaut; auf böhmischer Seite der mit einer Wallfahrtskirche gekrönte Tabor bei Lomnitz. Am Westende des Gebirges führt die Straße von Hirschberg nach Reichenberg in Böhmen, am Ostende die schon erwähnte Straße und die Eisenbahn von Landeshut nach Trautenau vorüber; neuerdings führt auch eine Kunststraße von Hermsdorf unterm Kynast im Hirschberger Thal über den Gebirgskamm nach St. Peter in Böhmen (im obern Elbthal). Der Touristenverkehr im R. ist ein sehr starker; kaum ein andres Gebirge Deutschlands hat so zahlreichen Zuspruch aufzuweisen. Neuerdings ist durch die Thätigkeit des Riesengebirgsvereins auch dafür gesorgt, daß den Reisenden mehr von dem dort so fehlenden Komfort geboten wird. Vgl. Willkomm, Handbuch für Reisende durch das R. (4. Aufl. von Herloßsohn, Leipz. 1853); Letzner, Wegweiser durch das R. (in „Meyers Reisebüchern“, 6. Aufl., das. 1888).

Riesenhirsch, s. Huftiere, S. 765, Hirsch, S. 566.

Riesenhülse, s. Entada.

Riesenklee, s. Melilotus.

Riesenmuschel (Tridacna Brug.), Gattung aus der Familie der Riesenmuscheln (Tridacnidae), mit gleichklappigen, regelmäßigen, stark gerippten, dicken Schalen, mit nur einem Schließmuskel und einem bis auf die Öffnungen für den kleinen Fuß und die beiden Siphonen rings geschlossenen Mantel (vgl. T. mutica auf Tafel „Mollusken und Tunikaten“). Die R. (T. gigas L.), die größte aller Muscheln, bis 1,5 m lang und 2–4 Ztr. schwer, besitzt eine außerordentliche Kraft in dem Schließmuskel und soll mit ihren scharfen Rändern starke Taue durchschneiden. Sie lebt in den indischen Meeren und wird bisweilen in Kirchen als Weihkessel oder in Gärten als Goldfischbecken etc. benutzt. Das Fleisch ist genießbar. T. elongata Vaill., im Roten Meer, 13–21 cm lang, lebt im Sand in einer Tiefe von 3–5 m, hat sehr schmackhaftes Fleisch und kommt in so großer Menge vor, daß sie zum Kalkbrennen benutzt wird.

Riesensalamander (Cryptobranchus japonicus v. d. H.), Amphibie aus der Ordnung der Schwanzlurche und der Familie der Riesenmolche (Cryptobranchia), 1,6 m lang, sehr plump, mit plattem Kopf und Körper, kurzem Hals, seitlich zusammengedrücktem Schwanz, plumpen Füßen, vorn mit vier, hinten mit fünf Zehen, sehr kleinen Augen und sehr kleinen Zähnen, unebener, warziger, hell graubrauner, dunkel gewölkter, unterseits hellerer Haut, lebt auf der Südhälfte der japanischen Insel Nippon in klaren Quellbächen und nährt sich von Kerbtieren, Fischen und Fröschen. Er ist überaus träge, hält sich beständig an dunklen Orten und soll selten und nur nachts das Wasser verlassen. Über seine Fortpflanzung ist nichts bekannt. Er besitzt schmackhaftes Fleisch und wird in Japan gegessen. Nach Europa gebrachte Exemplare halten sich sehr lange in der Gefangenschaft.

Riesenschlangen (Boïdae Dum. et Bibr., hierzu Tafel „Riesenschlange“), Familie aus der Ordnung der Schlangen und der Unterordnung der nichtgiftigen Schlangen, große Tiere mit sehr gestrecktem,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 827. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0827.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2023)