verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
|
Nordostbahnlinien R.-Winterthur-Zürich und Konstanz-R.-Rorschach, mit (1880) 3647 Einw. R. ist der bedeutendste Kornmarkt am Bodensee. Ein reger Verkehr, der eine Zeitlang auch durch Trajekt vermittelt wurde, geht an das deutsche Ufer, hauptsächlich nach Friedrichshafen und Lindau.
Romántik (Romantizismus, lat.), eine Bezeichnung, welche ursprünglich mit romanisch zusammenhängt, aber von der Ästhetik noch nicht genügend definiert worden ist. Man pflegt darunter das Mittelalterliche in Leben, Sitte und Kunst zu verstehen, dessen erste Träger die romanischen Völker gewesen sind. An diese Hauptbedeutung des Wortes reihen sich noch allerlei Nebenbedeutungen an; namentlich versteht man in der Kunst unter dem Romantischen im Gegensatz zur Einfalt, Ruhe und Klarheit des Antiken das auf das Unendliche, Ahnungsvolle, Wunderbare und Phantastische gerichtete künstlerische Streben, wie man im gewöhnlichen Leben auch das übernatürlich Scheinende, Wilde und Schauerliche, überhaupt das Ungewöhnliche und die Phantasie Aufregende mit jenem Ausdruck zu bezeichnen gewohnt ist und demgemäß von romantischen Gegenden, romantischen Begegnissen und Abenteuern etc. spricht. Eine besondere Bedeutung erhielt das Wort, als zu Anfang des 19. Jahrh. einige jüngere Dichter und Kritiker, namentlich A. W. und Fr. Schlegel, Novalis, Tieck, Wackenroder u. a., sich unter dem Namen einer romantischen Schule vereinigten, um nicht nur das Wunderbare und Phantastische überhaupt, sondern insbesondere das Mittelalterliche mit Einschluß des Orientalischen in die Poesie zurückzuführen. Vgl. Hettner, Die romantische Schule in ihrem innern Zusammenhang mit Goethe und Schiller (Braunschw. 1850); Haym, Die romantische Schule (Berl. 1871); Brandes, Die Hauptströmungen der Litteratur des 19. Jahrhunderts, Bd. 2 (das. 1873). Die weitere Entwickelung der R. in dem angegebenen Sinn hatte aber zur Folge, daß die ihr huldigende Partei nicht bloß in der Poesie, sondern auch in Staat und Religion den mittelalterlichen Institutionen vor den klassischen und modernen den Vorzug gab und sie um jeden Preis wieder zur Geltung gebracht sehen wollte. Da jedoch hiermit der maßlosesten politischen und kirchlichen Reaktion das Wort geredet ward, so pflegten bald die Gegner dieser Richtung alles dem Fortschritt Feindliche, rückwärts Strebende in Litteratur und Kunst mit dem Ausdruck des Romantischen zu bezeichnen, wozu Ruge und Echtermeyer in ihrem „Manifest gegen die R.“ in den „Halleschen Jahrbüchern“ den Ton angegeben hatten. Auch Strauß hat in seiner Schrift „Der Romantiker auf dem Thron der Cäsaren“ (Mannh. 1847) das Wort in diesem Sinn genommen, ebenso Julian Schmidt in seiner „Geschichte der R.“ (Leipz. 1848). In Frankreich, wo, wie in den Litteraturen der Engländer, Italiener, Dänen, Schweden, Russen, Polen etc., verwandte Bestrebungen hervortraten, machte sich die R. besonders dadurch bemerklich, daß sie die starren Fesseln des alten Klassizismus abwarf und freiere, selbst mitunter ausschweifende Formen in der Poesie anstrebte. Vgl. Huber, Die neuromantische Poesie in Frankreich (Leipz. 1833); Michiels, Histoire des idées littéraires (3. Aufl., Par. 1862, 2 Bde.); Th. Gautier, Histoire du romantisme (4. Aufl., das. 1884).
Romānus, Papst, folgte 897 auf Stephan VI., starb aber schon nach wenigen Monaten.
Romanze, diejenige epische Dichtgattung, welche der lyrischen, wie die mit ihr gewöhnlich zusammen genannte, gleichfalls epische Gattung, die Ballade (s. d.), der dramatischen Form am nächsten steht. Dieselbe eignet sich demzufolge vorzugsweise dazu, gesungen (Volkslied), diese dagegen dazu, zugleich durch mimischen und pantomimischen Ausdruck sichtbar dargestellt zu werden (Ballett, Tanzlied). Der Name hat seinen Ursprung von der romanischen Sprache, indem Volkslieder und volksmäßige Gesänge zur Unterscheidung von den lateinischen Gedichten vorzugsweise Romances genannt wurden. Die spanische R. ist ein episches Volkslied mit nationaler Färbung, welches seinen Gegenstand möglichst objektiv, mit naiver Einfachheit behandelt. Die ältesten spanischen Romanzen besangen Begebenheiten aus dem wirklichen nationalen Leben und werden daher historische Romanzen genannt. Als später die Heldensagen der Nachbarvölker jenseit der Pyrenäen zu den Spaniern drangen, entstanden die sogen. Ritterromanzen, denen die maurischen oder moresken Romanzen, die verliebte Abenteuer und galante Feste im maurischen Kostüm schilderten, folgten. Waren schon diese letztern mehr Produkte der Kunstdichtung als solche der Volkspoesie, so gehörten die Schäferromanzen der erstern ausschließlich an. Die Deutschen haben nicht nur viele spanische Romanzen übersetzt, wie Herder, Diez, Regis, Geibel u. a., sondern auch diese Dichtgattung in ihre Poesie eingebürgert. Die berühmtesten deutschen Romanzendichter sind: Goethe, Tieck, die beiden Schlegel, Schwab, Uhland, Rückert, Chamisso, Zedlitz, Lenau, Grün, Ebert, Heine u. a. Die Franzosen gebrauchen das Wort Romance für eine rein lyrische Gattung von Liebesliedern, während die volksmäßig-epischen Lieder der altfranzösischen Litteratur Lais (s. d.) heißen. Die Engländer nennen Romances größere Rittergedichte und Romane, während sie ihre epischen Volkslieder als Balladen (ballads) zu bezeichnen pflegen. Seit der Mitte des 16. Jahrh. begann man in Spanien eigne Sammlungen für die Romanzen anzulegen, die man Romanceros nannte. Von diesen Sammlungen enthalten der „Cancionero de romances“ (Antwerp. 1550 u. öfter), die „Silva de romances“ (Saragossa 1550 u. öfter) und die „Rosa de romances“ des Juan de Timoneda (Valencia 1572) die ältesten und volksmäßigsten, wogegen der „Romancero general“ (Medina del Campo 1602, Madr. 1604–14) und die „Segunda parte del Romancero general“ von Miguel de Madrigal (Valladolid 1605) Romanzen aller Gattungen und meist schon von Kunstdichtern herrührende bieten. Unter den neuern Romanceros nennen wir als die vorzüglichsten die „Silva de romances viejos“ von Jak. Grimm (Wien 1815), den „Romancero castellano“ von Depping (2. Aufl., Leipz. 1844, 2 Bde.; mit einem 3. Teil: „Rosa de romances“, von F. J. Wolf, das. 1846) und die treffliche, „Romancero general“ betitelte Sammlung von Duran (Madr. 1828–32, 5 Bde.), dessen zweite Ausgabe (das. 1849–51, 2 Bde.) den 10. und 16. Band der „Biblioteca de autores españoles“ bildet und für ein ganz neues Werk gelten darf. Eine kritische Ausgabe der ältesten Romanzen lieferten Wolf und Hofmann in „Primavera y flor di romances“ (Berl. 1856, 2 Bde.). Einen „Romanceiro portuguez“, geschmackvolle Auswahl alter Romanzen, veröffentlichte Hardung (Lpz. 1877, 2 Bde.).
In der Musik bezeichnet R. nicht nur die Komposition eines der Gattung der R. angehörigen Gedichts für eine Stimme mit Begleitung, auch wohl für Chor, sondern ist, wie die Bezeichnung Ballade, auch für Instrumentalstücke übertragen worden, ohne genauere Bestimmungen der Formen. Will man einen Unterschied
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 921. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0921.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2024)