Seite:Meyers b13 s1025.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

Korrespondenzblatt zum dreizehnten Band.
Ausgegeben am 14. März 1889.

A. Göllner in Boyenberg. Die Höhe des Kölner Domturms beträgt 156 m. Eine vergleichende Darstellung der höchsten Bauwerke und Baudenkmäler hat der Architekt R. Schmidt im Verlag von E. Wasmuth in Berlin herausgegeben (1 Blatt im Format 46 : 32 cm, Preis 3 Mk.).

G. H. L. in Philadelphia. Die Bezeichnung „Band“ (von „binden“) für einen zusammenzubindenden Teil eines Schriftwerkes, auch für die Buchschale, ist in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. aufgekommen.

Ungenannt in Bremen. Einen ausführlichen Artikel über das Rote Kreuz finden Sie S. 992 dieses Bandes.

J. Schefstoß in Hernals. Suchen Sie das Wort Dozent im fünften Band, S. 99.

Ein Abonnent in Budapest. Im achten Band, S. 345, steht: Hektar, Feldmaß, = 100 Ar.

J. St. in München. Wir verweisen Sie auf die Artikel „Darlehnskassenvereine“ und „Genossenschaften“, S. 105: Vorschußvereine.

Herrn O. R. in Berlin. Die Devise des Hauses Savoyen und des italienischen Annunciatenordens: „F. E. R. T.“, ist heute noch nicht definitiv erklärt trotz der eifrigsten Bemühungen und Forschungen italienischer Gelehrten. Die gewöhnliche Deutung ist „fortitudo ejus Rhodum tenuit“: Amadeus V., der Großvater des Grünen Grafen, hat die Insel Rhodus gegen die Türken gehalten. Eine etwas obscöne Deutung ist die ebenso gewöhnliche: „frappez, entrez, rompez tout“. Eine dritte ist: „foemina erit ruina tua“, eine vierte: „foedere et religione tenemur“, eine fünfte glaubt, das Wort sei aus der „Äneis“ Vergils, VI, 437, genommen: „fertque referetque“, das sich auf einer Münze von 1590 findet. Endlich deutet Cibrario, der Ordensgeschichtschreiber, das Wort als: „fert vincula fisci“. Lauter Vermutungen, keine glaubwürdig bewiesen.

H. G. in Genua. Bei dem gerügten „groben Fehler“ übersehen Sie, daß ein Konversations-Lexikon andre Ziele verfolgt als ein sprachliches Wörterbuch. Die Rücksicht auf den so sehr zu Rate zu haltenden Raum zwingt uns, nebensächliche Dinge, wie die etymologischen Angaben, mit größter Kürze zu behandeln. Wir beschränken uns deshalb darauf, bei jedem Fremdwort durch die allgemein verständlichen Abkürzungen „franz.“, „engl.“, „lat.“ etc. einfach anzudeuten, aus welcher Sprache das betreffende Wort stammt. Nur ganz ausnahmsweise knüpfen wir daran weitere etymologische Erklärungen. Das Wort „Offerte“, bei welchem Sie die Angabe vermissen, daß es richtig französisch „offre“ heißt, steht in seiner Art nicht vereinzelt da. Die deutsche Fremdwörtersucht hat es zuwege gebracht, eine nicht kleine Zahl französisch sein sollender Wörter in Umlauf zu bringen, über die der Ausländer mit vollem Recht spöttelt. Wir geben Ihnen hier eine kleine Blumenlese solcher mißhandelter, verdrehter, entstellter Fremdwörter, mit deren Abstammung oder Entstehung eingehender sich zu beschäftigen nicht Sache des Konversations-Lexikons sein kann. Dem genannten Wort „Offerte“ reihen sich etwa an: Appartement (cabinet d’aisances), Bel-Etage (premier étage), Entree (antichambre), Fallissement (faillite), Gardine (v. ital. cortina, franz. rideau), Kulanz (gar nicht französisch! der Franzose sagt: facilité en affaires od. dgl.), Koupee (Eisenb., compartiment), Kouvert (Briefumschlag, enveloppe), Menage (menagère, huilier etc.), Parforcejagd (chasse à courre oder aux chiens courants), Parterre (rez-de-chaussée), partout (absolument); Passagier (voyageur), Plattmenage (surtout), Privatier (homme privé); Regie (mise en scène), Retirade (retraite; cabinet d’aisances), Rouleau (store), Souterrain (sous-sol) etc. – Usus tyrannus!

v. W. in Berlin. 1) Daß in den Artikeln „Georg“ und „Griechenland“ die Konfession des Königs Georgios I. nicht ausdrücklich angegeben wird, ist richtig. Doch war daraus, daß ein Wechsel der Konfession bei dem lutherisch getauften König nicht erwähnt wird, wohl zu schließen, daß ein solcher nicht stattgefunden. Anderseits ist im Artikel über Griechenland, S. 699, bemerkt, daß dort die griechisch-katholische Religion Staatsreligion ist. Dies besagt, daß man in Griechenland zwar nicht den Übertritt des zum König erwählten Fürsten und andrer in die Herrscherfamilie eintretenden Persönlichkeiten, aber wohl die griechisch-katholische Taufe der königlichen Kinder verlangt. Thatsächlich sind auch die königlichen Prinzen und Prinzessinnen in der griechisch-katholischen Konfession erzogen worden, also auch der Kronprinz Konstantin, dessen Kinder in dem gleichen Bekenntnis zu taufen sein werden, während ein Übertritt der künftigen Kronprinzessin zur griechisch-katholischen Konfession nicht erforderlich ist. Ähnlich ist es in Rumänien und war es in Belgien, wo König Leopold I. selbst Protestant blieb, seine Kinder aber römisch-katholisch taufen ließ. – 2) Der Raum des Konversations-Lexikons gestattet nicht, den Kreis der Biographien so weit auszudehnen, daß die genannten Persönlichkeiten Aufnahme finden konnten.

Karl Buchwald in Wien. Sind Sie österreichischer Unterthan, was wohl anzunehmen ist, da Ihr „Papa“ in der österreichischen Armee gedient und nächstdem ein Zivilamt bekleidet hat, so sind Sie auch in Österreich wehrpflichtig. Sind Sie als sächsischer Unterthan in Wien geboren, und hat Ihr Vater nach Ihrer Geburt nicht die Naturalisation in Österreich erlangt, so würden Sie in Sachsen militärpflichtig sein, hätten aber bereits Ihre Gestellungspflicht versäumt.

R. Besser in H. Die Landesfarben der preußischen Provinz Sachsen sind durch Kabinettsorder vom 28. April 1884 als „Schwarz, Gelb“ festgestellt worden, dagegen haben die Landesfarben der Provinzen Hessen-Nassau und Schleswig-Holstein eine Feststellung bisher noch nicht erfahren. Für die übrigen Provinzen gilt die Kabinettsorder vom 22. Okt. 1882:

Provinz Ostpreußen: Schwarz, Weiß
  Westpreußen: Schwarz, Weiß, Schwarz
  Brandenburg: Rot, Weiß
  Schlesien: Weiß, Gelb
  Pommern: Blau, Weiß
  Posen: Rot, Weiß
  Rheinland: Grün, Weiß
  Westfalen: Weiß, Rot
  Hannover: Gelb, Weiß
die hohenzollerischen Lande: Weiß, Schwarz.

K. Fels in Budapest. Wo befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde? Diese Frage wurde vor kurzem in wissenschaftlichen Kreisen aufgeworfen und fand nachstehende Beantwortung, welche sich auf spezielle Ermittelungen gründet u. allgemein interessieren dürfte. Schladebach, ein kleiner Ort nördlich der Eisenbahn von Leipzig nach Weißenfels, nahe bei der Station Kötschau, hat das tiefste Bohrloch der Erde,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 1025. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s1025.jpg&oldid=- (Version vom 23.9.2021)