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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14

Ureinwohner, in denen in der Regel der ganze S. in einem langstiligen Kompositum aufgeht. Die Bildung der Sätze lehrt die Syntax (s. d.). – In der Musik bezeichnet S. sowohl eine Tonreihe, die sich durch einen bestimmten Anfang und Schluß abrundet, als auch eine Hauptabteilung eines vollständigen größern Tonstücks (im Sinn von „Teil“), wie z. B. eine Sonate aus drei oder vier „Sätzen“ zu bestehen pflegt. Außerdem versteht man unter S. noch die besondere Art und Weise der Stimmenfügung, welche homophon oder polyphon sein kann; in letzterm Fall ist S. gleichbedeutend mit Setz- oder Schreibweise. – In der Kunstfeuerwerkerei ist S. die Mischung der verschiedenen Brennstoffe (s. Feuerwerkerei).

Satzmehl, s. v. w. Stärkemehl.

Satzung, Glaubensbestimmung, die nicht in der Bibel begründet ist; auch s. v. w. Gesetz, Rechtsnorm. Früher war S. auch s. v. w. Faustpfand (s. Pfand). Bei dieser alten S., auch Weddeschat genannt, erhielt der Gläubiger durch gerichtliche Auflassung in der Satzungsgewere das Recht auf Besitz und Nutzung des Pfandguts mit Vorbehalt einer Wiedereinlösung durch den Schuldner und zwar gegen Rückerstattung des Kaufschillings. Diese in einen einfachen Kauf mit Wiederkaufsrecht sich kleidende Form des Kredits war wohl am Platz bei einfachern wirtschaftlichen Verhältnissen; in rechtsunsichern, kapital- und kreditarmen Zeiten ist sie dagegen mit höhern Kulturstufen unverträglich, weil sie weder den Interessen des Grundbesitzes noch denen der Kapitalisten entspricht und leicht ein Hindernis für wirtschaftliche Verbesserungen bildet.

Sau, s. v. w. weibliches Schwarzwild oder Wildschwein; alte Sauen heißen grobe Sauen.

Sauakin, Stadt, s. Suakin.

Sauball, eigentümliches Ballspiel, bei dem ein Spieler (der Treiber) bemüht ist, einen Ball (die Sau) in ein großes Loch (Kessel) zu treiben, woran ihn eine Anzahl Gegner mittels Zurückschlagens des Balles hindern. Die Gegner haben aber zu Beginn des Spiels ihre Stöcke in kleinen Löchern stehen und müssen aufpassen, daß ihnen, während sie schlagen, nicht der Treiber oder ein Kamerad mit seinem Stock das Loch besetzt, denn wer kein Loch hat, muß Treiber werden.

Saubohne, s. Vicia und Hyoscyamus.

Saubrot, s. v. w. Cyclamen; s. v. w. Erdnuß, Lathyrus tuberosus; s. v. w. Erdbirne, Helianthus tuberosus.

Sauce (franz., spr. ssohß’), als Beigabe zu verschiedenen Speisen besonders zubereitete Flüssigkeit. Man teilt die Saucen 1) in weiße und braune, 2) in warme und kalte und 3) in große (sogen. Stammsaucen) und kleine. Die Grundlage der braunen S. bildet das braune, die der weißen das weiße Coulis, die Hauptwürze der erstern die Trüffel, der letztern der Champignon. Zu den Stammsaucen gehören außer den Coulis: Béchamel-S., s. veloutée, spanische, deutsche und italienische S. In großen Haushaltungen und Küchen werden diese Saucen als Grundlage für die Zubereitung der zahlreichen andern Saucen vorrätig gehalten. Unter den kalten Saucen sind am berühmtesten die s. tartare (Eier-Senfsauce), s. remoulade, Ravigote (Kräutersauce) und Cumberland (Senfsauce mit Johannisbeergelee). Eine Erfindung der Neuzeit sind die in England und Amerika fabrikmäßig bereiteten scharfen Vorratssaucen, welche als Würze zu Fleisch und Fisch, bez. zur Zubereitung von Salat und als Zusatz zu andern Saucen benutzt werden (sogen. Catchups). Sie werden bereitet aus Austern, Champignons und verschiedenen andern Pilzen, Tomaten, Soja, Sardellen, Anschovis etc. und erhalten in den meisten Fällen einen starken Gewürz-, namentlich Pfefferzusatz.

Sauces (spr. ssohs), Ort im südamerikan. Staat Bolivia, Departement Chuquisaca, am Fluß gleiches Namens und an der Grenze der noch unabhängigen Chiriguanos-Indianer in der Gran Chaco, bekannt durch seine Farbstoffe.

Saucisse (franz., spr. ssossihß), Bratwurst. Saucisson (spr. -ssóng, Saucischen), Würstchen; in der Minierkunst s. v. w. Zünd- oder Pulverwurst.

Saucken, 1) Ernst von S.-Tarputschen, preuß. Abgeordneter, geb. 24. Aug. 1791 zu Tarputschen im ostpreußischen Kreis Darkehmen, machte als Offizier den Befreiungskrieg mit, nahm als Rittmeister seinen Abschied und bewirtschaftete das väterliche Gut. Als Mitglied des Provinziallandtags und des Vereinigten Landtags gehörte er zu den Führern der Liberalen und ward 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung, 1849 in die preußische Erste, 1850 in die Zweite Kammer gewählt. Er starb 25. April 1854. – Sein Sohn Kurt von S., geb. 17. Juni 1825, war 1862–88 Mitglied des Abgeordnetenhauses und gehörte der deutschen freisinnigen Partei an. 1874–84 war er auch Mitglied des Reichstags und 1878–84 Landesdirektor von Ostpreußen.

2) August von S.-Julienfelde, Bruder des vorigen, geb. 10. Sept. 1798 zu Tarputschen, diente von 1815 bis 1822 in der Armee, übernahm sodann das Gut Julienfelde und machte sich namentlich um die Pferdezucht verdient. 1843 in den Provinziallandtag gewählt, war er für eine selbständige Organisation des Gemeindelebens, eine gerechtere Vertretung der verschiedensten Interessen auf den Provinziallandtagen sowie für größere Freiheit der Presse thätig. Mitglied des Vereinigten Landtags, zählte S. zu den Führern der liberalen Partei. Er war seit 1849 Mitglied der preußischen Zweiten Kammer, schloß sich 1859 der Fraktion Vincke an und bewahrte die gemäßigt liberalen Anschauungen auch in der Zeit des Konflikts. 1866 schloß er sich der nationalliberalen Partei an. Er starb im Januar 1873. – Sein Sohn Konstanz von S., geb. 10. Juli 1826 zu Tarputschen, bis 1857 im Staatsjustizdienst, war ebenfalls bis 1882 Mitglied des Abgeordnetenhauses sowie 1874–1878 des Reichstags u. gehörte zur Fortschrittspartei.

Sauer (franz. Sure), linker Nebenfluß der Mosel, entspringt in Belgien auf den Ardennen, fließt in südöstlicher Richtung durch Luxemburg und bildet von Wallendorf ab bis zur Mündung bei Wasserbillig die Grenze zwischen diesem und der preußischen Rheinprovinz. Sie ist 59 km schiffbar und empfängt aus Luxemburg die Alzette und aus dem Preußischen die Ur und Prüm.

Sauer, 1) Christoph, Buchdrucker, wanderte als Protestant aus Deutschland aus, gründete 1735 (oder 1738) zu Germantown bei Philadelphia eine Buchdruckerei und gab ein deutsches Blatt heraus. 1739 legte er die erste Schriftgießerei in Amerika an und begann 1740 den Druck der Bibel nach Luthers deutscher Übersetzung. Er starb 1758, sein Geschäft seinem Sohn überlassend, welcher bereits seinen Namen anglisierte und in Sower umwandelte. Das Geschäft besteht noch als älteste amerikanische Verlagsbuchhandlung unter der Firma Sower, Potts u. Komp. zu Philadelphia, als Spezialität Druck und Verlag von Bibeln betreibend.

2) Karl Marquard, Schriftsteller, geb. 18. Juni 1827 zu Mainz, machte seit 1850 philologische Studien

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0342.jpg&oldid=- (Version vom 25.9.2021)