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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14

umfaßt das Glied mit luftdichtem Verschluß, eine Saugpumpe stellt den luftleeren Raum her. – In der Landwirtschaft heißt S. oder Serben das Abschneiden (mit Sichel oder Sense) der obersten Blätter allzu dicht gesäeter und allzu üppiger Getreidesaaten, wenn Lagerfrucht (s. d.) zu befürchten ist. Man bezweckt damit, Luft und Licht auf die untern Pflanzenteile besser einwirken zu lassen, damit die Halme sich widerstandsfähiger entwickeln. Die Meinung, daß durch das S. eine geringere Zahl von Halmen zum Schossen komme, ist durchaus irrig; es wird durch die Entnahme von Bildungsmaterial in den abgeschnittenen Blättern ein weiteres Schossen sogar angeregt, ein noch dichterer Stand erzeugt, wenn auch diese Nachschosse sich nur schwächlich entwickeln. Die Egge oder unter Umständen der Exstirpator würden durch Herausreißen einzelner Pflanzen weit günstiger wirken.

Schrot (Flintenschrot, Hagel), erstarrte Bleitropfen von 0,6 mm (Dunst, Vogeldunst) bis gegen 6 mm (Rehposten, Schwanenschrot) Durchmesser. Zur Darstellung von S. schmelzt man Blei, damit es sich leichter körnt, mit 1–1,5 Proz. arseniger Säure und Kohlenpulver oder mit 1 Proz. Schwefelarsen zusammen, benutzt auch wohl Hartblei mit 2 Proz. Antimon und bedient sich als Schrotform eines Kessels, dessen flacher Boden siebartig mit gleich großen Löchern versehen und mit Gekrätz bedeckt ist, durch welches das Metall allmählich durchsickert. Aus diesem Gefäß läßt man das Blei von einem 30–35 m hohen Turm (Schrotturm) herabtropfen, so daß die Tropfen, bevor sie den Boden erreichen, vollständig erstarren. Statt der Türme kann auch ein tiefer Brunnen oder Schacht dienen. Man sammelt das S. in Wasser, welches vorteilhaft mit einer 15 cm hohen Ölschicht oder einer 30 cm hohen Schicht von geschmolzenem Talg bedeckt ist und etwas Schwefelnatrium enthält, um durch die Bildung einer dünnen Haut von Schwefelblei die Oxydation zu verhindern. Ist das Wasser mit Fett bedeckt, oder läßt man die Bleitropfen in einem aus Eisenblech konstruierten Schlauch, in welchem ein kräftiger Luftstrom emporgetrieben wird, herabfallen, so kann die Fallhöhe sehr beträchtlich vermindert werden. Das abgetrocknete S. wird auf eine schräg liegende Tafel gebracht, von welcher nur die völlig runden Körner herabrollen. Diese werden sortiert und mit Graphit in einer um ihre Achse rotierenden Trommel poliert. Nach einem neuen Verfahren läßt man das geschmolzene Blei auf eine mit großer Geschwindigkeit rotierende horizontale Scheibe fließen, welche mit einer vertikalen, siebartig durchlöcherten Seitenwand aus Messingblech versehen ist. Das Metall wird hierbei infolge der Zentrifugalkraft in regelmäßigen, gleich großen Tropfen durch die Seitenwand und gegen einen Leinwandschirm geschleudert, erstarrt aber, bevor es diesen erreicht, in der lebhaft bewegten Luft, so daß die Tropfen ihre runde Gestalt behalten.

Schrot, das auf Schrotmühlen grob gemahlene Getreide; auch das Gewicht einer Münze (s. Münzwesen, S. 893).

Schröt., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung 1) für J. Schröter, Stabsarzt in Rastatt (Mykolog); 2) für Joh. Samuel Schröter, geb. 1735 zu Rastenberg in Thüringen, gest. 1808 als Superintendent in Buttstädt (Konchylien).

Schrotblätter (geschrotene Manier, Manière criblée), Kunstblätter in Metallschnitt, deren deutscher Name von der später im englischen Holz- (Ton-) schnitt wieder aufgenommenen Manier herkommt, die Schattenstrichlagen kreuzweise mit Linien zu durchschneiden (schroten), welche im Abdruck weiß erscheinen, während der französische Ausdruck sich auf die weißen Punkte etc. bezieht, welche den schwarzen Grund, häufig auch die Gewänder, bedecken; beides hatte wohl den Zweck, die Schattenmassen zu lichten. S. finden sich im 15. Jahrh.; später, im Anfang des 16., erscheinen sie noch zur Illustration französischer Gebetbücher (heures) verwandt, dann geraten sie ganz in Vergessenheit. Namen von Künstlern, die S. ausgeführt haben, sind bis jetzt nicht nachgewiesen worden.

Schroten, s. Schmieden, S. 561; S. des Getreides, s. Schrotmühle.

Schröter, s. Hirschkäfer.

Schröter, 1) Johann Hieronymus, Astronom, geb. 30. Aug. 1745 zu Erfurt, studierte in Göttingen die Rechte, daneben unter Kästner Mathematik, besonders aber Astronomie, wurde 1778 bei der hannöverschen Regierung angestellt und später Justizrat und Oberamtmann zu Lilienthal im Herzogtum Bremen, wo er eine Privatsternwarte errichtete und wichtige Beobachtungen über die physische Beschaffenheit der Planeten und des Mondes anstellte. Er starb 29. Aug. 1816 daselbst. Seine Werke sind: „Beiträge zu den neuesten astronomischen Entdeckungen“ (Berl. 1788); „Seleno-topographische Fragmente“ (Lilienth. 1791 u. Götting. 1802, 2 Bde.); „Aphroditographische Fragmente“ (das. 1796); „Neuere Beiträge zur Erweiterung der Sternkunst“ (das. 1798) und „Neueste Beiträge“ (das. 1800); „Kronographische Fragmente“ (das. 1808) und „Hermographische Fragmente“ (das. 1816). Seine „Beiträge zur genauern Kenntnis und Beurteilung des Planeten Mars“ gab van de Sande Bakhuyzen (Leiden 1882) heraus.

2) Corona, dramatische Sängerin, zu den Frauengestalten des „klassischen Weimar“ gehörig, geb. 14. Jan. 1751 zu Guben als die Tochter eines Hautboisten, der bald darauf nach Warschau, später nach Leipzig zog, wurde hier vom Kapellmeister J. A. Hiller in Musik und Gesang weiter ausgebildet und trat schon 1765 als 14jähriges Mädchen im Leipziger „großen Konzert“ als Sängerin auf. Nachdem die durch ungewöhnliche Schönheit ausgezeichnete Künstlerin hier bis 1777 in Konzerten und im Theater gewirkt hatte, kam sie im folgenden Jahr durch Goethes Vermittelung als Hof- und Kammersängerin der Herzogin Amalia nach Weimar, spielte hier bei den von Goethe veranstalteten Aufführungen auf dem Liebhabertheater der Herzogin eine Hauptrolle (sie war die erste Darstellerin der „Iphigenie“ und die erste Sängerin des „Erlkönigs“), zog sich dann, nach der Aufhebung des Liebhabertheaters, von der ausübenden Kunst und dem Hof zurück und war als Lehrerin in Gesang und Zeichenkunst, als Komponistin und Malerin thätig. Ein Heft von 25 Liedern ihrer Komposition erschien zu Weimar 1786. Sie starb 23. Aug. 1802 in Ilmenau. Vgl. Keil, Vor hundert Jahren, Bd. 2 (Leipz. 1876); Düntzer, Charlotte v. Stein und Corona S. (Stuttg. 1876).

Schrotgang, s. Schrotmühle.

Schrothsche Kur, von dem Naturarzt Johann Schroth in Lindewiese bei Gräfenberg (s. d. 2) in Österreichisch-Schlesien angegebenes Heilverfahren, bei welchem der Kranke längere Zeit hindurch mit altbackener Semmel und dickem Brei aus Reis, Grieß, Hirse, Buchweizengrütze ernährt wird. Als Getränk dient früh und abends ein Gläschen Wein, an jedem dritten oder vierten Tag aber erhält der Kranke 2–3 Stunden nach der Mittagsmahlzeit (Pudding mit

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 637. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0637.jpg&oldid=- (Version vom 30.9.2021)