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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Seiner philosophischen Richtung nach gehört S. zur Schule Herbarts. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Schule und Leben“ (Jena 1844–51, 5 Hefte); „Hauspädagogik in Monologen und Ansprachen“ (Leipz. 1855); „Haus- und Schulpolizei“ (Berl. 1856); „Zwei Tage in englischen Gymnasien“ (Leipz. 1860); „Encyklopädie, Methodologie und Litteratur der Pädagogik“ (2. Aufl., das. 1878); „Organisation des Lehrerseminars“ (das. 1869); „Philosophische Propädeutik“ (das. 1869–70, 2 Tle.) und zahlreiche Aufsätze in der „Allgemeinen Schulzeitung“, die S. 1870–82 herausgab. Vgl. Fröhlich, Stoys Leben, Lehre und Wirken (Dresd. 1885); Bliedner, S. und das pädagogische Universitätsseminar (Leipz. 1886).

Strabane (spr. strĕbä́nn), Stadt in der irischen Grafschaft Tyrone, am Mourne (Lifford gegenüber), mit Leinweberei, Flachshandel und (1881) 4196 Einw.

Strabismus (griech.), s. Schielen.

Strābon, griech. Geograph, geboren um 60 v. Chr. zu Amasia in Kappadokien aus einer griechischen Familie, unternahm ausgedehnte Reisen im Gebiet des Mittelmeers, östlich bis Armenien, westlich bis Etrurien und kam 29 v. Chr. nach Italien, wo er sich in Rom längere Zeit aufhielt. Am besten waren ihm aus eigner Anschauung Kleinasien, Griechenland, Italien und Ägypten bekannt. Sein Werk „Geographica“ (17 Bücher) ist neben dem des Ptolemäos die Hauptquelle der alten Geographie; namentlich wurde die Kenntnis des westlichen und nördlichen Europa durch S. sehr gefördert. Von den Ausgaben sind die von Kramer (Berl. 1844–52, 3 Bde.; kleine Ausg. 1852, 2 Bde.), Müller und Dübner (Par. 1853–56, 2 Bde.) und Meineke (Leipz. 1852–53, 3 Bde.) hervorzuheben. Die beste Übersetzung des Werkes ist die von Groskurd (Berl. 1831–33, 4 Bde.).

Strabotomīe (griech.), Schieloperation.

Stracchíno (spr. strackīno), s. Käse, S. 584.

Strachwitz, Moritz Karl Wilhelm, Graf von, Dichter, geb. 13. März 1822 zu Peterwitz in Schlesien, studierte zu Breslau und Berlin und lebte dann auf seinem Gut Schebetau in Mähren seiner Muse. Auf einer Reise in Venedig erkrankt, starb er bereits 11. Dez. 1847 in Wien. Seine Gedichte: „Lieder eines Erwachenden“ (Bresl. 1842, 5. Aufl. 1854), „Neue Gedichte“ (das. 1848, 2. Aufl. 1849) und „Gedichte“ (Gesamtausg., das. 1850; 7. Aufl., Berl. 1878) bekunden ein selbständiges, kräftiges Talent und eine männlich starke Individualität, welche in der Begeisterung für das Edle wie im Kampf gegen das Gemeine gleiche Tiefe der Empfindung offenbarte, so daß sein früher Tod einen Verlust für die deutsche Dichtung in sich schloß. Auch nach formeller Seite reihen sich S.’ Gedichte durch ihre hohe künstlerische Durchbildung, Prägnanz und Frische des Ausdrucks den besten lyrischen Dichtungen der Neuzeit an.

Strack, 1) Johann Heinrich, Architekt, geb. 24. Juli 1805 zu Bückeburg, absolvierte das Feldmesserexamen und kam dann in das Atelier Schinkels. 1834 machte er mit Ed. Meyerheim eine Studienreise in die Altmark, als deren Ausbeute die „Architektonischen Denkmäler der Altmark Brandenburg“ mit Text von Kugler (Berl. 1833) erschienen. 1838 wurde er Baumeister und war nun bis 1843 als Lehrer der Architektur an der Artillerie- und Ingenieurschule, seit 1839 als solcher an der Kunstakademie und später in gleicher Eigenschaft an der Bauakademie zu Berlin thätig. Studienreisen führten ihn mit Stüler nach England und Frankreich, mit Rauch nach Dänemark. 1845 ward ihm die Oberleitung des Baues des Schlosses Babelsberg bei Potsdam übertragen. Im Winter 1853/54 begleitete er den Prinzen Friedrich Wilhelm (Kaiser Friedrich) auf einer Reise durch Italien und Sizilien und baute für denselben 1856–58 das alte Palais König Friedrich Wilhelms III. in Berlin aus. 1862 weilte er im Auftrag der preußischen Regierung mehrere Monate in Athen, wo er das Dionysostheater am Abhang der Akropolis auffand; 1866–76 erbaute er die Berliner Nationalgalerie, und gleichzeitig entstand das Siegesdenkmal auf dem Königsplatz. Von seinen weitern Bauten sind zu nennen: die Petri- und Andreaskirche in Berlin und Schloß Frederiksborg bei Kopenhagen. Er starb 12. Juni 1880 in Berlin. Von bleibendem Wert ist seine Schrift „Das griechische Theater“ (Berl. 1863).

2) Hermann, protestant. Theolog, geb. 6. Mai 1848 zu Berlin, studierte daselbst und in Leipzig, wurde 1872 Lehrer in Berlin, arbeitete 1873–76 mit Unterstützung der preußischen Regierung in St. Petersburg und ist seit 1877 außerordentlicher Professor der Theologie in Berlin. Unter seinen Schriften sind zu nennen: „Prolegomena critica in Vetus Testamentum hebraicum“ (Leipz. 1873); „Katalog der hebräischen Bibelhandschriften in St. Petersburg“ (das. 1875, zusammen mit Harkowy); „Prophetarum posteriorum codex Babylonicus Petropolitanus“ (das. 1876); „Die Sprüche der Väter“ (2. Aufl., Berl. 1888); „Hebräische Grammatik“ (2. Aufl., Karlsr. 1885); „Elementarschule und Lehrerbildung in Rußland“ (in „Rußlands Unterrichtswesen“, Leipz. 1882); „Lehrbuch der neuhebräischen Sprache und Litteratur“ (mit Siegfried, das. 1884); die Streitschrift „Herr Adolf Stöcker“ (das. 1886); „Einleitung in das Alte Testament“ (3. Aufl., Nördling. 1888) und gab mit Zöckler den „Kurzgefaßten Kommentar zu den Heiligen Schriften Alten und Neuen Testaments“ (das. 1888 ff.) heraus. 1885 begründete er die Zeitschrift für Judenmission „Nathanael“.

Strada (ital.), Straße; S. ferrata, Eisenbahn.

Stradbroke (spr. strä́ddbrōk), große Insel an der Südostküste der britisch-austral. Kolonie Queensland, welche mit der Moretoninsel, von der sie durch den Rouskanal getrennt ist, die Moretonbai (s. d.) bildet; hat einen Leuchtturm. Beide Inseln sind auf der Westküste bewohnt.

Stradella, Stadt in der ital. Provinz Pavia, Kreis Voghera, am Aversa und an der Eisenbahn Alessandria-Piacenza, mit Industrie in Seide, Leder, Weinstein und Weingeist und (1881) 6344 Einw.

Stradella, Alessandro, Sänger und Komponist, geb. 1645 zu Neapel, wo er auch seine Ausbildung erhielt, begab sich später nach Venedig und von dort, nachdem er die Geliebte eines vornehmen Venezianers entführt hatte, nach Rom. Hier entging er mit Glück einem von seinem Nebenbuhler gegen ihn veranstalteten Attentat und floh nach Turin, wo er bei einem zweiten, von Venedig aus gegen ihn unternommenen Mordversuch schwer verwundet wurde. Ein dritter sollte für ihn verhängnisvoll werden; denn als er 1678 einem Ruf nach Genua gefolgt war, um für den Karneval die Oper „La forza dell’ amor paterno“ in Szene zu setzen, wurde er am Tag nach seiner Ankunft auf seinem Zimmer erdolcht gefunden. Über sein Leben und seine Werke, unter denen er selbst das Oratorium „San Giovanni Battista“ als sein vorzüglichstes bezeichnet hat, gibt P. Richards Arbeit „S. et les Contarini“ (in der Pariser Musikzeitung „Le Ménestrel“ 1865, Nr. 51; 1866, Nr. 18) ausführliche und zuverlässige Auskunft.

Stradioten, s. Stratioten.

Stradivāri, Antonio, der größte Meister des

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0356.jpg&oldid=- (Version vom 8.10.2021)