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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Brant herausgegebenen „Klagspiegel“ gedruckt), eine systematische Realencyklopädie der populären Jurisprudenz für die Praxis, welche länger als ein halbes Jahrhundert die deutsche Rechtsprechung beherrschte und am nachhaltigsten für die Einbürgerung der fremden Rechte gewirkt hat.

Tennis, Ballspiel, s. Lawn Tennis.

Tennstedt, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Erfurt, Kreis Langensalza, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, ein Schwefelbad, eine Papierfabrik, eine Dampfbierbrauerei und (1885) 2952 evang. Einwohner. Vgl. Roßbach, Das Schwefelbad T. (Erf. 1880).

Tennyson (spr. tennis’n), Alfred, engl. Dichter, geb. 6. Aug. 1809 zu Somerby in Lincolnshire als der Sohn eines Geistlichen, studierte zu Cambridge und gab bereits 1827 anonym mit seinem Bruder Charles die „Poems of two brothers“, dann 1830 die Sammlung „Poems, chiefly lyrical“ heraus, die aber wenig Beifall fand, obschon in Einzelheiten, wie in „Mariana, recollections of the Arabian nights“ und „Claribel“, poetischer Genius nicht zu verkennen war. Auch ein zweiter Band Gedichte (1833) erfuhr von der Kritik ziemlich unfreundliche Behandlung. Erst mit den zwei Bänden „Poems“, die 1842 erschienen, viele Auflagen erlebten und zum Teil Überarbeitungen früherer Poesien, zum Teil Neues enthielten, hatte T. Erfolg, und verschiedene darunter, wie „Morte d’Arthur“, „Godiva“ (deutsch von Feldmann, 2. Aufl., Hamb. 1872), „The May Queen“, „The gardener’s daughter“, gehören zu den schönsten Schöpfungen Tennysons. Insbesondere ist „Locksley Hall“ (deutsch von Freiligrath) durch Tiefe und Großartigkeit ausgezeichnet. Tennysons nächstes Werk: „The princess, a medley“ (1847), das reizende lyrische Bestandteile hat, erzählt von einem Prinzen und einer Prinzessin, die nach dem Willen der Eltern einander heiraten sollen, ohne sich gesehen zu haben, und ist halb realistisch, halb phantastisch gehalten. 1850 gab er einen Band Gedichte unter dem Titel: „In memoriam“ (deutsch von Waldmüller, 4. Aufl. 1879) heraus, welche, dem Andenken an einen verstorbenen Freund (Arthur Hallam, den Sohn des Historikers) gewidmet, das Seelenleben des Dichters und die Weichheit seines Gemüts entfalten. Neuen Beifall erwarb der inzwischen (1851) zum Poet laureate ernannte Dichter mit der „Ode on the death of the duke of Wellington“ (1852), der Dichtung „Maude“ (1855, darin die gewaltige „Charge of the light brigade“), namentlich aber mit den „Idylls of the king“ (1858; deutsch von Feldmann, 2. Aufl., Hamb. 1872), einem auf den sagenhaften Britenkönig Arthur bezüglichen Romanzencyklus, der eine Ergänzung fand durch die Bände: „The Holy Grail“ (1869), „Tristam and Iseult“ (1871), „Gareth and Lynette“ und „The last tournament“ (1872), welch letztere aber in der Lesewelt nicht mehr den Anteil erweckten, dessen die frühern Stücke sich erfreuten. Diese in fünffüßigen Jamben geschriebenen Idylle bilden ein großes Ganze. Zwischen das Erscheinen der Arthur-Idyllen fallen die Dichtungen: „Enoch Arden“ (1864) und „The Window, or the songs of the Wren“ (1870). Später versuchte er sich auch im Drama mit „Queen Mary“ (1875) und „Harold“ (1876; deutsch vom Grafen Wickenburg, Hamb. 1880), „The Falcon“ (1879), „The Cup“ (1881), „The promise of May“ (1882) und „Beckett“ (1884). Weitere Veröffentlichungen Tennysons sind: „The lover’s tale“ (1879), worin er auf Jugenderzeugnisse zurückgreift, um sich unberechtigter Publikation durch Dritte zu erwehren; „Ballads and other poems“ (1880); die poetische Erzählung „Tiresias“ (1885) und „Locksley Hall, sixty years after“ (1886; deutsch, Gotha 1888). Tennysons poetische Richtung ist vorwiegend kontemplativ, weniger aufs Erhabene gerichtet; meisterhaft sind seine Schilderungen des Natur- und Seelenlebens. Die Universität Cambridge hat T., der seit 1869 auf einem Landsitz in der Nähe von Petersfield in Hampshire lebt, durch Aufstellung seiner Büste in der Bibliothek der Trinity Hall geehrt, Oxford durch Verleihung des Doktorgrades; 1884 wurde er von der Königin als Baron T. von Altworth zum Peer ernannt. Seine gesammelten Werke: „Poetical works“, erschienen zuletzt 1886 in 10 Bänden, die „Dramatic works“ 1887 in 4 Bänden. Ausgewählte Dichtungen von T. in deutscher Übersetzung gaben Freiligrath (in „Englische Gedichte aus neuerer Zeit“, Stuttg. 1846), Hertzberg (Dess. 1854) und Strodtmann (Hildburgh. 1867) heraus. Letztere Ausgabe enthält auch das ungemein beliebte Gedicht „Enoch Arden“, welches außerdem noch von R. Waldmüller (30. Aufl., Hamb. 1888) u. a. übersetzt ward. Vgl. Wace, Alfred T. (Lond. 1881).

Tēnor (lat.), der ununterbrochene Lauf einer Sache; Haltung, Inhalt (eines Aktenstücks, eines Gesetzes etc.). Uno tenore, in einem fort.

Tenōr (ital. Tenore, franz. Taille), die hohe Männerstimme, die sich jedoch von der tiefern (dem Baß) nicht wie der Sopran vom Alt durch das Überwiegen eines hohen Registers über ein tiefes unterscheidet; die sogen. Kopfstimme kommt bei Männerstimmen nur ausnahmsweise und als Surrogat zur Verwendung, die eigentlichen vollen Töne des Männergesangs vom tiefsten Baß bis zum höchsten T. werden durch dieselbe Funktion der Stimmbänder erzeugt wie die sogen. Brusttöne der Frauenstimmen (vgl. Register). Man unterscheidet zwei Hauptgattungen von Tenorstimmen, sogen. lyrische und Heldentenöre. Der Heldentenor entspricht etwa dem Mezzosopran, d. h. er hat nur einen mäßigen Umfang (vom klein c–b′), zeichnet sich durch eine kräftige Mittellage und ein baritonartiges Timbre aus; der lyrische T. hat ein viel helleres, fast an den Sopran gemahnendes Timbre und in der Regel eine kraftlosere Tiefe, dafür aber nach der Höhe einen ausgiebigern Umfang (c″, cis″). – T. heißt auch der Part in Vokal- und Instrumentalkompositionen, welcher für die Tenorstimme bestimmt ist, resp. ihr der Höhenlage nach entspricht; auch Instrumente, welche diesen Umfang haben, heißen Tenorinstrumente, so die Tenorposaune, das Tenorhorn, früher die Tenorviola etc. – Der Name T. (eigentlich s. v. w. fortlaufender Faden) wurde zuerst im 12. Jahrh., als der Diskantus aufkam, der dem Gregorianischen Gesang entnommenen Hauptmelodie beigelegt, gegen welche eine höhere diskantierte (abweichend sang); so wurde T. der Name der normalen Mittelstimme und Diskantus der der hohen Gegenstimme. Später gesellte sich als Stütze (basis) der Baß und als weitere Füllstimme der contratenor (Gegentenor), welcher auch alta vox, altus (hohe Stimme) genannt wurde, während der Diskant dann zum supremus, soprano (der „höchste“) wurde.

Tenōrhorn (ital. Corno cromatico), tubaartiges Messinginstrument mit dem Umfang vom großen As bis zum zweigestrichenen c, hauptsächlich bei Militärmusik gebräuchlich.

Tenorīno (ital., „kleiner Tenor“), Bezeichnung der falsettierenden Tenore (spanischen Falsettisten), welche vor Zulassung der Kastraten (s. d.) die Knabenstimmen in der Sixtinischen Kapelle und anderweit vertraten. Später nannte man sie im Gegensatz

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 589. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0589.jpg&oldid=- (Version vom 21.4.2021)