Seite:Meyers b15 s0959.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Typologie (griech.), s. Typus.

Typomēter (griech.), ein in der Schriftgießerei gebrauchtes Meßinstrument zur mathematisch genauen Feststellung der Kegelstärke der Schrift. Seit 1879 bildet das von H. Berthold in Berlin auf wissenschaftlicher Basis begründete T. die Norm für die Schriftgrößen in den deutschen Gießereien.

Typometrie (griech.), das Verfahren, auf typographischem Weg Landkarten, Pläne, geometrische Figuren herzustellen. Die ersten Versuche von Haas in Basel (1770) und Breitkopf in Leipzig wurden später von Didot in Paris und namentlich von Raffelsberger in Wien vervollkommt. Die T. ist durch die Chemitypie und die photomechanischen Reproduktionsverfahren vollständig verdrängt.

Typoskōp, s. Kaleidoskop.

Typus (griech., Mehrzahl: Typen), Vorbild, Urbild; die mehreren Dingen einer und derselben Art oder Gattung gemeinsame (ideelle) Grundform, z. B. T. einer Tier-, einer Pflanzengattung, einer Krankheit etc. Typik und Typologie, in der ältern Theologie die Wissenschaft von der vorbildlichen Beziehung, in welcher gewisse Personen, Ereignisse, Einrichtungen und Aussprüche des Alten Testaments mit ihren entsprechenden Gegenbildern (Antitypen) im Christentum stehen sollten.

Tyr, in der nordischen Mythologie Sohn Odins und der Frigg, der Gott des Kriegs und des Schwerts, einer der vornehmsten Asen. Er allein besaß den Mut, den grimmigen Fenrirwolf, der die Asen in Asgard bedrohte, zu bändigen, wobei er seine eine Hand einbüßte. Beim Weltuntergang kämpft er mit dem Höllenhund Garm, und beide töten sich wechselseitig. Nach ihm wurde der Dienstag (s. d.) benannt. Bei den alten Sachsen hieß T. Saxnot (angels. Saxneat), bei den Schwaben Ziu.

Tyralīn, s. v. w. Fuchsin, s. Anilin, S. 591.

Tyrann (griech. Tyrannos), ursprünglich jeder unbeschränkte Herrscher, dann insbesondere ein Alleinherrscher, der nicht durch Erbschaft, sondern durch den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Verfassung an die Spitze des Staats gekommen war, so daß man unter T. im geschichtlichen Sinn den Inhaber einer angemaßten Alleinherrschaft (Tyrannis) zu verstehen hat, während Äsymnet (s. d.) einen durch friedliche Übereinkunft zur Neuordnung der Verfassung eingesetzten Herrscher bezeichnet. Die Tyrannis ist im 7. und 6. Jahrh. v. Chr. in vielen griechischen Staaten die Zwischenstufe zwischen der oligarchischen oder aristokratischen Staatsform und der Demokratie, indem sich ein ehrgeiziges Mitglied der Aristokratie an die Spitze des unterdrückten Volkes stellte, sich eine Leibwache geben ließ und mit dieser den Staat nach unbeschränkter Willkür beherrschte; während der reiche Adel unterdrückt wurde, hoben die Tyrannen das Volk durch Erhaltung des Friedens, Begünstigung von Handel und Gewerbe, Bauten u. dgl. Daher gab es unter den Tyrannen viele treffliche Herrscher, wie Peisistratos in Athen, Gelon und Hieron II. in Syrakus, Periandros in Korinth, Kleisthenes in Sikyon u. a.; jedoch auch diese oder ihre Nachkommen wurden meist durch den gewaltthätigen Ursprung ihrer Macht schließlich doch zu neuen Gewaltthaten getrieben. Als daher nach dem allgemeinen Sieg der republikanischen Staatsform in Griechenland die Monarchie überhaupt als eine unwürdige, sklavische Staatsform angesehen wurde, verband man mit dem Namen eines Tyrannen den Begriff eines grausamen, willkürlichen Herrschers, wie es deren in der Zeit des Verfalls mehrere gab; in diesem Sinn heißen auch die von Lysandros in Athen zur Einführung einer neuen Verfassung eingesetzten 30 Männer, welche ihr Amt zu grausamer Willkürherrschaft mißbrauchten, die Dreißig Tyrannen. In der spätern römischen Geschichte werden die Statthalter, die sich unter Gallienus in den verschiedenen Provinzen des Reichs 260–268 n. Chr. zu Gegenkaisern aufwarfen, aber bald wieder gestürzt wurden, auch als dreißig Tyrannen bezeichnet. Vgl. Plaß, Die Tyrannis bei den Griechen (Leipz. 1859, 2 Bde.).

Tyrann (Königswürger, Tyrannus intrepidus Temm.), Vogel aus der artenreichen, nur in Amerika vertretenen Familie der Tyrannen (Tyrannidae) und der Ordnung der Sperlingsvögel, 21 cm lang, mit ziemlich langen, spitzen Flügeln, ziemlich langem, breitem, abgerundetem Schwanz, kräftigen, hochläufigen, starkzehigen Beinen und etwa kopflangem, starkem, geradem, an der Spitze hakig herabgebogenem Schnabel, ist oberseits dunkel blaugrau mit einer Haube aus feuerfarbig gerandeten Federn, auf der Unterseite grauweiß, an Hals und Kehle weiß, mit bräunlichschwarzen, an der Spitze weißen Schwingen und Steuerfedern. Er lebt als Zugvogel in Nordamerika, findet sich in Baumgärten, an Waldrändern, Ufern und auf Feldern, nährt sich von Kerbtieren und verfolgt mit dem größten Mut Raubvögel, Krähen und Katzen, besonders während das Weibchen brütet, zum Schutz des eignen Nestes. Das Gelege besteht aus 4–6 rötlichweißen, braun getüpfelten Eiern. Man jagt ihn seines zarten Fleisches halber.

Tyrannĭus, Kirchenschriftsteller, s. Rufinus 2).

Tyras, antiker Name des Dnjestr.

Tyraß, Deckgarn zum Fang von Rebhühnern etc. von etwa 20 m Länge und 15 m Breite mit 4 cm. Maschenweite, von starkem Garn spiegelig gestrickt. Zwei Jäger ziehen das Garn an einer daran befestigten Leine über die Hühner, vor welchen ein sicherer Hühnerhund feststeht, nach diesen zu und bedecken sie mit dem Rock, wenn sie unter dem Netz aufflattern.

Tyree (spr. tirríh), Insel, s. Tiree.

Tyres (engl., spr. teirs), s. v. w. Tires.

Tyrnau, s. Tirnau.

Tyrnavos, Hauptort der gleichnamigen Eparchie im griechischen Nomos Larissa (Thessalien), am nördlichen Ufer des Xerias (Europos), 3 km von der türkischen Grenze gelegen, hat (1883) 4337 Einw., gute Schulen, eine Kaserne und Baumwoll- und Seidenweberei.

Tyroglyphus, s. Milben; Tyroglyphidae (Käsemilben), Familie aus der Ordnung der Milben (s. d., S. 606).

Tyrolienne (franz.), s. Ländler.

Tyrone (spr. tirróhn), Binnengrafschaft in der irischen Provinz Ulster, umfaßt 3264 qkm (59,3 QM.), wovon 42 Proz. auf Seen, Sümpfe und Moore kommen, ist, mit Ausnahme des östlichen Teils am See Neagh, ein Hügelland und reich an Naturschönheiten, weshalb sie vielfach von Touristen besucht wird. Indes steigen die Hügel nur an der Nordgrenze (Slieve Sawel 683 m) zu bedeutenderer Höhe an. Unter den zahlreichen kleinen Flüssen sind der Foyle (Strule), mit seinen Zuflüssen Moyle und Derg, und der Blackwater die wichtigsten. Der Boden ist an einzelnen Stellen, besonders in den Sumpf- und Moorgegenden, der Kultur ganz unzugänglich, an andern Stellen dagegen höchst fruchtbar und erzeugt dort alle in Irland überhaupt heimischen Produkte. Von Mineralien werden Steinkohlen in geringer Menge gewonnen. Die Bevölkerung ist sehr im Abnehmen begriffen (1851: 251,865, dagegen 1881 nur noch 197,719 Seelen, worunter 56 Proz. Katholiken) und lebt in

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 959. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0959.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2021)