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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

erster Instanz, eine privilegierte Epiro-Thessalische Bank und (1883) 4987 Einw. Am 10. Sept. 1823 wurde hier eine Anzahl türkischer Schiffe durch eine griech. Flottille zerstört; 11. April 1854 hier siegreiches Gefecht der Türken gegen die griechischen Insurgenten.

Volpāto, Giovanni, ital. Kupferstecher, geb. 1733 zu Bassano, ward in Venedig Schüler von Wagner, schloß sich dann an Bartolozzi an und arbeitete nacheinander zu Parma, Venedig und Rom, wo er eine Kupferstecherschule gründete und eine Anzahl Künstler heranbildete, zu denen auch R. Morghen gehörte, welcher später sein Schwiegersohn wurde. Seine Stiche nach Raffael, besonders nach den Fresken in den Stanzen des Vatikans, haben zur Hebung des Geschmacks viel beigetragen. Außerdem hat er nach Caravaggio, Correggio, Tintoretto, Guercino u. a. gestochen. V. starb 26. Aug. 1803 in Rom.

Volpinīt, s. Vulpinit.

Volsīnii (etrusk. Velsuna), eine der etruskischen Zwölfstädte, unweit des Zusammenflusses von Clanis und Tiber auf steiler Felshöhe gelegen, reich und mächtig, von Rom 280 v. Chr. erst nach 30jährigem Widerstand erobert und zerstört, wobei nicht weniger als 2000 Statuen erbeutet worden sein sollen. Diese „Altstadt“ (V. veteres) nahm die Stelle des heutigen Orvieto ein, in dessen nächster Nähe kürzlich eine etruskische Nekropole aufgedeckt worden ist. Darauf siedelten die Römer die Einwohner an dem wegen seiner Fische und Wasservögel bekannten Lacus Volsiniensis in V. novi (heute Bolsena) an, von welchem einige Reste (Bäder, Amphitheater etc.) erhalten sind. Dort wurde Sejan geboren.

Volsker, eins der Urvölker Italiens, wohnte am südwestlichen Abhang der Apenninen zu beiden Seiten des Liris (Garigliano) in einem je nach dem Erfolg der mit den Römern geführten Kriege wechselnden Gebiet; ihre älteste Hauptstadt war Suessa Pometia, und nachdem dieses von Tarquinius Superbus erobert und zerstört worden war, werden hauptsächlich Satricum und Antium als Volskerstädte genannt. Ihre Kriege mit den Römern, in denen sie häufig mit den stammverwandten Äquern und mit den Latinern verbündet erscheinen, nehmen einen Zeitraum von 200 Jahren ein; endlich werden sie 338 v. Chr. zusammen mit den Latinern unterworfen, worauf sie aus der Geschichte verschwinden. Ihre Sprache, ein Zweig der italischen, gehört wie diese zu dem indogermanischen Sprachstamm.

Völsungasaga, s. Wälsungen und Saga.

Volt, s. Elektrische Maßeinheiten und Ohmsches Gesetz.

Volta (ital.), Mal; prima v., seconda v. (abgekürzt Ima, IIda), erstes Mal, zweites Mal, bei Tonstücken mit Repetitionszeichen Überschrift derjenigen Takte, welche beim erst- und zweimaligen Durchspielen entweder zu spielen oder zu überspringen sind.

Volta, Fluß, s. Rio Volta.

Volta, Flecken in der ital. Provinz Mantua, im W. des Mincio, mit (1881) 1711 Einw.; 26. und 27. Juli 1848 Schauplatz siegreicher Kämpfe der Österreicher gegen die Sardinier.

Volta, Alessandro, Graf, Physiker, geb. 19. Febr. 1745 zu Como, studierte daselbst Naturwissenschaft und ward, nachdem er durch Erfindung eines neuen elektrischen Apparats sich bekannt gemacht hatte, 1774 Rektor des Gymnasiums und Professor der Physik in Como, 1779 aber an die Universität zu Pavia versetzt. Schon 1777 hatte er den Plektrophor und das Elektroskop konstruiert und mit Hilfe dieser Apparate die Theorie von der Elektrizität fest begründet. Dann leitete ihn die Beobachtung von Luftblasen, die aus einem stehenden Gewässer aufstiegen, auf wichtige Entdeckungen in der Lehre von den Gasarten. Hieraus entstanden die elektrische Pistole, das Eudiometer und die Lampe mit entzündlicher Luft (Gaslampe). 1782 erfand er den Kondensator. Mit letzterm und dem Elektroskop zeigte er seit 1794, daß bei der Berührung zweier Metalle sich Elektrizität entwickele, somit, daß die bei der Verbindung des Nervs und des Muskels eines Froschpräparats durch Metalle auftretende Zuckung nicht, wie Galvani glaubte, Folge einer tierischen Elektrizität, sondern Folge der bei der Berührung zweier verschiedener Körper entwickelten Elektrizität sei. Die sogen. Voltaschen Fundamentalversuche lieferten dafür den sichersten Beweis, und so wurde V. eigentlich der Begründer des Zweigs der Elektrizität, welche nach dem durch eine zufällige mißverstandene Beobachtung zur ersten Entdeckung geführten Galvani der Galvanismus genannt wird. V. konstruierte zuerst die nach ihm benannte Voltasche Säule, als den ersten Apparat, der einen dauernden elektrischen Strom gab. 1777 und 1782 bereiste er die Schweiz, Deutschland, Holland, England und Frankreich. Nach seiner Rückkehr führte er in der Lombardei den Kartoffelbau ein. Napoleon I. ernannte ihn zum Grafen und Senator des Königreichs Italien. 1804 legte er sein Lehramt nieder, nahm aber vom Kaiser Franz 1815 die Ernennung zum Direktor der philosophischen Fakultät der Universität zu Padua an. Seine letzten Jahre verlebte er in Como, wo er 5. März 1827 starb. 1878 wurde ihm ein Denkmal in Pavia errichtet. Seine „Opere complete“ gab Antinori (Flor. 1816, 5 Bde.) heraus. Vgl. Zuccala, Elogio morale del conte A. V. (Berg. 1827); Bianchi u. Mochetti, Vita di V. (Como 1829–1832, 2 Bde.); Volta, Aless. V. (Mail. 1875).

Volta-Elektrizität, s. v. w. Galvanismus.

Volta-Induktion, s. Induktion (Phys.).

Voltaire (spr. woltär), François Marie Arouet de, der berühmteste und einflußreichste aller franz. Schriftsteller, wurde nach jetzt allgemeiner Annahme 20. Nov. 1694 zu Paris als der Sohn eines Finanzbeamten, Arouet, geboren und später in dem Jesuitenkollegium Louis le Grand erzogen. Nach Beendigung der Gymnasialstudien (1710) wurde er vom Vater in eine Rechtsschule geschickt; doch fand der schwächliche und durch eine schiefe Schulter verunstaltete junge Mann keinen Geschmack an dem Rechtsstudium, sondern wollte sich ausschließlich der Philosophie und den schönen Wissenschaften widmen, worin ihn sein Pate, der Abbé de Châteauneuf, bestärkte, der ihn in die geistreichen und frivolen Zirkel der vornehmen Gesellschaft einführte. In diese Zeit fallen seine ersten Oden und der Entwurf zur Tragödie „Oedipe“. Um ihn auf andre Gedanken zu bringen, sandte ihn der erzürnte Vater 1713 als Pagen mit dem Marquis de Châteauneuf, der als französischer Gesandter nach Holland ging, nach dem Haag. Wegen eines Liebeshandels mit einem Fräulein Dunoyer nach Paris zurückgeschickt, wollte er nach Amerika gehen, ließ sich aber als Clerc bei einem Prokureur anstellen, um den Gang der Geschäfte kennen zu lernen. Bald darauf folgte er dem Marquis de Coumartin auf sein Landgut St.-Ange bei Fontainebleau; die Begeisterung seines Wirtes für Heinrich IV. und die genaue Kenntnis desselben vom Zeitalter Ludwigs XIV. gaben V. die ersten Anregungen zu zweien seiner Hauptwerke. Der Autorschaft einer nach Ludwigs XIV. Tod erschienenen beißenden Satire

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0278.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2021)