Seite:Meyers b16 s0454.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

Professor an der höhern Bürgerschule zu Heidelberg, war 1848–72 Direktor derselben und starb 10. Aug. 1888. Seine Hauptwerke sind: „Geschichtliche Darstellung des Calvinismus im Verhältnis zum Staat“ (Heidelb. 1836); „Geschichte der Kirchenreformation in Großbritannien“ (neue Ausg., Leipz. 1856, 2 Bde.); „Litterarhistorisches Lesebuch“ (das. 1851, 3 Tle.); „Lehrbuch der Weltgeschichte“ (20. Aufl., Heidelb. 1888, 2 Bde.); „Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung“ (20. Aufl., Leipz. 1889); „Allgemeine Weltgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des Geistes- und Kulturlebens der Völker“ (das. 1857–80, 15 Bde.; 2. Aufl. 1882 ff.), ein treffliches Werk; „Geschichte der deutschen Litteratur“ (11. Aufl., das. 1880); „Geschichte des Volks Israel und der Entstehung des Christentums“ (mit Holtzmann, das. 1867, 2 Bde.); „Zur Geschichte des Reformationszeitalters“ (das. 1874); „Fr. Christ. Schlosser“ (das. 1876); „Mein Leben und Bildungsgang“ (das. 1883); „Heidelberger Erinnerungen“ (Stuttg. 1886); „Geschichtsbilder aus verschiedenen Ländern und Zeitaltern“ (Leipz. 1886); „Jugendeindrücke und Erlebnisse“ (das. 1887).

Philologen etc.

7) Wilhelm Ernst, Pädagog, geb. 14. Okt. 1780 zu Weimar, studierte in Leipzig Philologie, wurde 1817 Professor der alten Litteratur zu Chur in Graubünden, 1819 Oberlehrer am Gymnasium zu Wetzlar, 1823 Prorektor und Professor zu Frankfurt a. M. und 1829 Direktor der gelehrten Schule in Bremen, wo er 26. März 1850 starb. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben die Übersetzungen der „Elegischen Dichter der Hellenen in ihren Überresten“ (Frankf. a. M. 1826), der „Griechischen Anthologie“ (Stuttg. 1838), von Horaz’ Satiren (das. 1852); die Biographien des Kaisers Marcus Salvius Otho (Frankf. 1815) und des Horaz (Jena 1844); „Vorlesungen zur Ästhetik, vornehmlich in Bezug auf Goethe und Schiller“ (Hannov. 1831); „Ästhetik aus dem Gesichtspunkt gebildeter Freunde des Schönen“ (Brem. 1834–36, 2 Bde.); „Goethes Faust“ (Halle 1836); „Goethes Iphigenia und Schillers Tell“ (Brem. 1839); „Schule und Leben“, Vorträge und Abhandlungen (Halle 1837); „Revision des deutschen Schulwesens“ (Frankf. 1847); „Klassische Altertumskunde“ (Stuttg. 1848).

8) Albrecht, ausgezeichneter Sanskritist und Kenner des indischen Altertums, geb. 17. Febr. 1825 zu Breslau, Sohn des Professors der Nationalökonomie, Benedikt W. (gest. 1848 in Breslau), studierte 1842–45 in Breslau, Bonn und Berlin Sprachwissenschaften, namentlich Orientalia, machte 1846, mit einem Reisestipendium der Berliner Akademie versehen, eine wissenschaftliche Reise nach England und Paris, wo er zu Wilson und Mill, zu Burnouf, Reinaud, Mohl u. a. in Beziehungen trat, habilitierte sich 1848 an der Universität zu Berlin und wurde daselbst 1856 zum außerordentlichen, 1867 zum ordentlichen Professor der altindischen Sprache und Litteratur ernannt. Seit 1857 ist er auch Mitglied der Berliner Akademie. Viele wichtige und zum Teil sehr umfangreiche Sanskrittexte sind von W. zum erstenmal kritisch herausgegeben worden, namentlich der „Weiße Jadschurveda“ (Berl. u. Lond. 1849–59, 3 Bde.) und der „Schwarze Jadschurveda“ (Leipz. 1871–72, als 11. und 12. Bd. der „Indischen Studien“), „Tscharanawyuha, Übersicht über die Schulen der Wedas“ (Berl. 1855, im 3. Bd. der „Indischen Studien“) u. a. In seiner „Indischen Litteraturgeschichte“ (Berl. 1852, 2. vermehrte Aufl. 1876; auch ins Englische übersetzt) lieferte er ein höchst wertvolles, mit reichen Litteraturnachweisen ausgestattetes Handbuch. Sammlungen seiner kleinern Arbeiten, meist kritischen Inhalts, sind die „Indischen Skizzen“ (Berl. 1857) und die „Indischen Streifen“ (das. 1868–79, 3 Bde.); die letztern enthalten Rezensionen über fast alle bedeutenden Werke der drei letzten Dezennien aus dem Gebiet des Sanskrit und der indischen Altertumskunde. Seit 1850 gibt W. mit Unterstützung der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft die Zeitschrift „Indische Studien“ heraus (bis jetzt 17 Bde., Berl. 1850–84), die außer den oben erwähnten Ausgaben von Sanskrittexten von ihm Abhandlungen über „Die Kastenverhältnisse in den Brâhmana und Sûtra“, über das „Wedische Opferritual“, dessen bedeutendster Kenner W. ist, über die Upanischads, über das Mahâbhâshya u. a. enthält. Wichtige Beiträge zur Kenntnis des Prâkrit lieferte er in den Abhandlungen: „Über ein Fragment der Bhagavatî“ (Berl. 1866–67, in den Abhandlungen der königl. preuß. Akademie) und über das „Saptaçatakam des Hâla“ (Leipz. 1870; vollständige Ausg., das. 1881). Von seinen sonstigen in den Abhandlungen und Monatsberichten der Berliner Akademie erschienenen Abhandlungen sind namentlich die über die Nakshatras, die aus Babylon entlehnten Sternbilder des Mondes bei den Indern (1860–61) und über die Entstehung des epischen Gedichts „Râmâyana“ (Berl. 1870) hervorzuheben. Selbständige Werke Webers sind noch das „Verzeichnis der Berliner Sanskrithandschriften“ (Berl. 1853; Bd. 2, Abt. 1, 2, das. 1886 bis 1888); „Über das Catrunjaya des Mahâtmyam“ (Leipz. 1858) und die Übersetzung des Dramas „Mâlavikâ und Agriwitra“ (Berl. 1856). Zahlreiche lexikalische Beiträge, besonders aus dem Gebiet der ältesten Sanskritlitteratur, lieferte er zu dem großen Petersburger Sanskritwörterbuch.

Dichter und Schriftsteller.

9) Karl Julius, Schriftsteller, geb. 16. April 1767 zu Langenburg, studierte in Erlangen und Göttingen die Rechte, nahm dann eine Hofmeisterstelle in der französischen Schweiz an, wo er sich mit der französischen Litteratur und Philosophie vertraut machte, wurde 1792 Privatsekretär bei dem Grafen von Erbach-Schönberg, 1799 Rat der Regierungskanzlei zu König im Odenwald und trat 1802 als Hof- und Regierungsrat in Isenburgsche Dienste, um den Erbgrafen auf seinen Reisen zu begleiten. In Berlin aber entfloh dieser seinem Führer, worauf W. seinen Abschied nahm und zu Jagsthausen privatisierte. Von 1820 bis 1824 vertrat er das Oberamt Künzelsau in der württembergischen Ständeversammlung. Er starb 20. Juli 1832 in Kupferzell. Als Schriftsteller trat W. zuerst auf mit seiner „Möncherei“ (Stuttg. 1818–20, 3 Bde.), einer Geschichte des Mönchtums, die, obwohl als Geschichtswerk mit wesentlichen Mängeln behaftet, doch das Gepräge eines eigentümlichen Geistes trägt. Dasselbe gilt von seiner Arbeit „Das Ritterwesen“ (Stuttg. 1822–24, 3 Bde.). Seine gereiftesten und bekanntesten Werke (Stuttg. 1834–44, 30 Bde.) sind: „Deutschland, oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen“ (Stuttg. 1826–28, 3 Bde.; 3. Aufl., als „Reisehandbuch“ eingerichtet. 1843, 6 Bde.) und der unvollendete „Demokritos, oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philosophen“ (das. 1832–1840, 12 Bde.; 8. Aufl. 1870 u. 1888).

10) Beda, historischer und asketischer Schriftsteller und Dichter, geb. 26. Okt. 1798 zu Lienz im Pusterthal, besuchte das Gymnasium zu Bozen, studierte zu Innsbruck und, nachdem er im Stift Marienberg im Vintschgau in den Benediktinerorden getreten, noch

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0454.jpg&oldid=- (Version vom 28.3.2021)