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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

Amtsgericht, 3 Oberförstereien, ein Bergrevier, eine Reichsbanknebenstelle, Wollspinnerei, Handschuhfabrikation, Eisen- und Phosphorithütten, ein Walzwerk, 2 große optische Institute, Gerberei, Bierbrauerei,

Wappen von Wetzlar.

Eisenerzgruben, Garten- und Obstbau und (1885) 7844 meist evang. Einwohner. In der Nähe die Ruine Kalsmunt, der Rest eines mittelalterlichen Bauwerkes. Durch die Erlebnisse Goethes in W. („Wertherbrunnen“ vor dem Wildbacher Thor, Lottes Vaterhaus in der Pfaffengasse) und in den nahen Dörfern Garbenheim (Goethes Wahlheim) und Volpertshausen ward dessen „Werther“ hervorgerufen. – W. wurde im 12. Jahrh. freie Reichsstadt, kam später unter die Schutzvogtei von Nassau und 1636 unter die von Hessen-Darmstadt. 1689 wurde das Reichskammergericht (s. d.) von Speier hierher verlegt und blieb daselbst bis zur Auflösung des Deutschen Reichs 1806. Seiner Reichsfreiheit ging W. durch den Reichsdeputationshauptschluß verlustig, indem es dem Fürsten Dalberg zugewiesen wurde, der es zu einer Grafschaft erhob. 1810 kam es an das Großherzogtum Frankfurt und 1815 an die Krone Preußen. Am 15. Juni 1796 fand hier ein Gefecht zwischen den Österreichern und Sachsen unter Erzherzog Karl und den Franzosen unter Jourdan statt, dessen Ausgang den Rückzug der letztern bei Neuwied über den Rhein zur Folge hatte. Zum Andenken an diesen Sieg ward auf dem Schlachtfeld 1846 ein Monument errichtet. Vgl. Berr, W. und seine Umgebungen (Wetzlar 1882); Riemann, Beschreibung des Bergreviers W. (Bonn 1878).

Wetzschalen, s. Schleifsteine.

Wetzschiefer, s. Thonschiefer.

Wetzstein, s. Schleifsteine.

Wetzstein, Johann Gottfried, Orientalist und Reisender, geb. 19. Febr. 1815 zu Ölsnitz, bezog 1836 die Universität Leipzig, wo er Theologie und orientalische Sprachen studierte, ging 1843 nach Oxford, um die Schätze der dortigen Bodleyanischen Bibliothek zu benutzen, wurde 1846 Dozent der arabischen Sprachen an der Universität zu Berlin und 1848 preußischer Konsul in Damaskus. Als solcher machte er sich um das Zustandekommen des Friedens zwischen den Drusen des Haurangebirges und der türkischen Regierung verdient, 1860 trat er erfolgreich für die verfolgten Christen ein, kehrte 1862 nach Europa zurück und nahm seinen Wohnsitz in Berlin. Er schrieb: „Reisebericht über Hauran und die Trachonen“ (Berl. 1860) sowie zahlreiche Aufsätze über Palästina und Arabien und deren Bewohner.

Wevelinghoven, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Grevenbroich, an der Erft und der Linie Düren-Neuß der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, eine Zuckerfabrik, Maschinen-, Kartonagen- und Tabaksfabrikation, mechanische Holzschneiderei, Bierbrauerei und (1885) 2733 meist kath. Einwohner. W. bildete schon im 14. Jahrh. eine eigne Herrschaft unter kurkölnischer Hoheit, fiel 1476 an die Grafen von Bentheim und wurde 1801 an Frankreich, 1815 aber an Preußen abgetreten.

Wexford, die südöstlichste Grafschaft der irischen Provinz Leinster, im S. und O. vom St. Georgskanal des Atlantischen Ozeans bespült, umfaßt 2333 qkm (42,4 QM.) mit (1881) 123,854 Einw. Der größte Teil der Grafschaft besteht aus einer wellenförmigen Ebene, auf der sich vereinzelte Hügel erheben; im NW. und N. aber ist das Land gebirgig (Mount Leinster 795 m). Die Küste ist fast durchgehends flach, und große Sandbänke, welche nach jedem Sturm ihre Gestalt verändern, lagern ihr vor. Die wichtigsten Flüsse sind der Barrow (an der Westgrenze) und der Slaney. Viehzucht, Ackerbau und Fischerei bilden die Hauptbeschäftigungen. 29,18 Proz. der Oberfläche sind Ackerland, 58 Weideland, 0,2 Proz. Wald; an Vieh zählte man 1880: 30,300 Pferde, 118,483 Rinder, 114,516 Schafe, 61,215 Schweine. Silber (bei Clonmines), Kupfer, Graphit und Asbest kommen vor, werden aber kaum ausgebeutet. Die Industrie ist unbedeutend. Die gleichnamige Hauptstadt, an der Mündung des Slaney in die seichte Wexfordbai, ist Sitz des kath. Bischofs von Ferns, hat ein kath. College (St. Peter’s), Schiffswerfte, Whiskybrennerei, Brauerei und (1881) 12,163 Einw. Der Hafen ist nur für Schiffe von 200 Ton. zugänglich. Zu demselben gehörten 1888: 65 Seeschiffe von 4200 Ton. Gehalt und 182 Fischerbote. W. wurde 1169 den Dänen von den Engländern entrissen, die hier das noch bestehende Carrick Castle bauten. Wexfordbai, am offenen Meer, wird durch einen 2 km langen Wellenbrecher geschützt und dient als Zufluchtshafen.

Wexiö, Hauptstadt des schwed. Kronobergsläns, unweit des Helgasees, an der Eisenbahn Karlskrona-Alfvesta, Sitz eines Bischofs, hat eine alte Domkirche, eine höhere Lehranstalt, Lehrerseminar, Zündholzfabrikation, Eisengießerei, ein Hospital für Gemütskranke und (1885) 6010 Einw.

Wey (Weigh, spr. ŭēh), veraltetes engl. Gewicht oder Maß. 1 w. Wolle = 61/2 tods = 182 Pfd. = 82,554 kg. 1 tod Weizen = 40 Bushel; 1 w. Gerste oder Hafer = 48 Bushel (vgl. Load).

Wey (spr. wǟ), Francis, franz. Schriftsteller, ursprünglich deutscher Abkunft, geb. 12. Aug. 1812 zu Besançon und hier erzogen, versuchte sein Glück in Paris zuerst als Maler, später als Journalist und Schriftsteller (er lieferte sehr gelesene Feuilletonromane in den ersten Zeitschriften und Tagesblättern), endlich als Gelehrter. In letzterer Stellung erwarb er sich einen geachteten Namen, besonders durch seine „Remarques sur la langue française au XIX. siècle“ (Par. 1845, 2 Bde.) und seine „Histoire des révolutions du langage en France“ (das. 1848), und fand Verwendung im Kultusministerium. 1852 wurde er zum Generalinspektor der Archive in den Provinzen ernannt und nahm 1880 seinen Abschied, nachdem er auch wiederholt als Präsident der Pariser Schriftstellergesellschaft fungiert hatte. Er starb im März 1882 in Paris. Von seinen Werken sind noch hervorzuheben die Studie über Charles Nodier (Par. 1844); die Romane: „Le bouquet de cerise“ (1852), „Gildas“ (1861), mit andern in den „Pétits romans“ (1877) wieder abgedruckt; die Sitten- und Reisebilder: „Les Anglais chez eux“ (1852, 7. Aufl. 1877), „Dick Moon en France“ (1862), „La Haute Savoie, récits d’histoire et de voyage“ (1865, der Verfasser hat einen großen Teil Europas meist zu Fuß durchreist), „Chronique du siège de Paris“ (1871), „Rome, description et souvenirs“ (1871, 3. Aufl. 1874, Prachtwerk) u. das Drama „Stella“ (1852).

Weybridge (spr. ŭéhbridsch), Städtchen in der engl. Grafschaft Surrey, an der Mündung des Wey in die Themse, mit kath. Seminar, einer Kapelle, in der König Ludwig Philipp und die Herzoginnen von Nemours und Orléans begraben liegen, und (1881) 3027 Einw.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 577. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0577.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)