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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

der Malanga, später Mumoni genannt, der Quellfluß des Tana, nach NO. der Guaso Njiro, dessen breites Thal das Gebirge vom Kenia trennt, sowie dessen Zuflüsse Gobi, Surengai, Guaso N’ Erok, die in ihrem Lauf teilweise nicht unbedeutende Seen bilden. Von dem äußersten Südende fließt der bedeutende Ashi ab, der Oberlauf des Sabaki. Das Gebirge wurde von J. Thomson entdeckt und benannt und in seinem Nordende bei Laschan überschritten, während Fischer das Südende, wo sich der Sinangop erhebt, auf seiner Rückreise überstieg.

Abessinien. Der Negus Negesti von A., Johannes, hatte zwar nach seinem Sieg über das ägyptische Heer 1876 bei Gura seine mächtigen und nur ungern seiner Oberherrschaft sich fügenden Vasallen in Schoa und Godscham sich gefügig gemacht, allein ihre Bestrebungen, unabhängig zu werden, waren damit keineswegs gebrochen. Namentlich hatte Menelek von Schoa, ein Sprosse altäthiopischen Stammes, niemals die Hoffnung aufgegeben, den Tigriner Usurpator vom Thron zu stoßen. Daran änderte auch nichts, daß Johannes wiederholt Menelek als Erben des abessinischen Throns bezeichnete und ein Ehebund zwischen den Kindern beider abgeschlossen wurde. Menelek legte zwar den angenommenen Titel Negus Negest ab, begnügte sich mit dem eines Negus von Schoa und verpflichtete sich, einen jährlichen Tribut an Johannes zu zahlen; aber er ließ sein Endziel doch nie außer Augen. Er unterwarf bis 1885 das Gebiet der Soddo-Galla, Kabiena, Inarja, Gomma, Gumma, Gera, Dschimma Kaka, Kaffa und Gurage und bändigte damit die zügellosen Galla vollständig. Dann wurde auch das von den Engländern dem Emir Abdullah, welcher den italienischen Reisenden Porro und Gefährten ermorden ließ, übergebene Harar erobert. Inzwischen war das Streben des Negus Johannes darauf gerichtet gewesen, den Hafen von Massaua von Ägypten zurückzuerhalten, und er hatte sich deshalb wiederholt, wiewohl vergebens, an die europäischen Kabinette gewandt. Als nun die Italiener 27. Febr. 1885 die Stadt mit Zustimmung der Engländer besetzten, glaubten sie auch in die freundschaftlichen Beziehungen zum Negus treten zu können, welche Admiral Hewett durch den Vertrag vom 3. Juni 1884 angeknüpft hatte. Um dieselben noch enger zu knüpfen, schickten sie eine Gesandtschaft unter dem General Pozzolini zu Johannes. Indes nahm der Negus, welcher die Besetzung von Massaua als einen Eingriff in seine Rechte betrachtete, sofort eine feindselige Haltung an. Sein General Ras Alula griff die bis Saati vorgeschobenen Posten der Italiener an und vernichtete infolge des Verrats Debebs, eines Neffen des Negus, der sich das Vertrauen der Italiener erschlichen hatte, 25. und 26. Jan. 1887 eine aus 552 Mann bestehende, zur Verstärkung der Posten abgesandte italienische Abteilung bei Dogali bis auf 83 Mann. Wegen der enormen Kosten und Schwierigkeiten eines größern Feldzugs in A. unterließen es die Italiener, eine Genugthuung vom Negus zu erzwingen, welche dieser freiwillig nicht gewährte. Menelek aber weigerte sich, einer Aufforderung des Negus, mit ihm gegen die Italiener vorzugehen, nachzukommen, unterhielt vielmehr freundschaftliche Beziehungen zu denselben, und als der schon seit Jahren in Schoa weilende Graf Antonelli Anfang Februar 1889 von Italien mit Kriegsmaterial für den Krieg in Schoa eintraf, wurde er in der königlichen Residenz Entotto mit großem Gepränge empfangen; Menelek ließ 4000 Krieger ausrücken, um den Italiener zu ehren. An König Humbert aber richtete er ein Schreiben, worin er erklärte, seinen ganzen Einfluß aufbieten zu wollen, um den Zugang von der italienischen Kolonie Assab nach Schoa durch das Danakilland über Aussa freizumachen. Im Winter 1887–1888 zog er ein Heer von 40,000 Mann Fußvolk nebst viel Reiterei an der Nordwestgrenze zusammen. Johannes aber, der bereits mit einem Heer am Abaj stand, mußte sich gegen die Mahdisten wenden, welche den schon im Vorjahr glücklich ausgeführten Streifzug wiederholten und die Umgebung des Tanasees verwüstet hatten. Im Verein mit dem König von Godscham trieb er die Derwische aus dem Land und verfolgte sie über die Grenze hinaus, wurde aber von ihnen 7. und 8. März 1889 bei Metemmeh gänzlich geschlagen und starb selbst an den erhaltenen Wunden zu Makalle auf einer Insel im Tanasee, nachdem er seinen Thron seinem Neffen Mangascha vermacht hatte. Der mächtigste Häuptling in A., Ras Mikael, unterwarf sich aber dem Herrscher von Schoa, der sogleich nach Empfang der Nachricht von der Niederlage des Johannes nach Norden vorrückte, um den Thron des Negus Negesti zu besteigen. Mit seiner Thronbesteigung wird jedenfalls das Unternehmen der Italiener, von Massaua aus in wirtschaftliche Verbindung mit A. zu treten, aussichtsvoller, denn Menelek zeigt sich als einen ebenso warmen Freund Italiens, als Johannes ein heftiger Gegner desselben war. Die Besetzungen der auf der gesunden Gebirgsstufe gelegenen Orte Keren (2. Juni 1889) und Asmara (4. Aug) sind wichtige Schritte zur Verwirklichung der italienischen Projekte. Mitte 1889 ordnete König Menelek eine Gesandtschaft nach Italien ab, die dort mit allen Ehren empfangen wurde. Die förmliche Abtretung des von Italien zur Sicherung seiner militärischen Stellung beanspruchten Bogoslandes wurde vereinbart und ein Vertrag abgeschlossen, wonach A. mit Schoa sich unter das Protektorat Italiens stellte.

Abich, Wilhelm Hermann, Geolog und Reisender, starb 2. Juli 1886 in Graz. Aus seinem Nachlaß erschien der 3. Teil seiner „Geologischen Forschungen in den kaukasischen Ländern“ (Wien 1888) und „Geologische Fragmente“ (das. 1888).

 Abisumi, Hafenstadt in der japan. Provinz Higo, wurde 1889 dem fremden Handel eröffnet.

 Ablation (lat., „Wegnahme“), im weitern Sinn das Fortschaffen fester, durch die Verwitterung gelockerter Materialien durch die Kraft des Wassers in festem oder flüssigem Aggregatzustand, durch den Wind oder die Schwerkraft allein. Bei dieser Begriffsbestimmung ist A. gleichbedeutend mit Denudation (s. d., Bd. 17). Gewöhnlich versteht man unter A. die Abschmelzung von Eis und Schnee an der Oberfläche der Gletscher. Die einzelnen Faktoren der A. sind die direkte Sonnenstrahlung und Reflexion derselben von den Thalgehängen, der Regen und die Luft durch Wärme und Feuchtigkeit. Besonders der letztgenannte Faktor ist ein wesentliches Agens der Abschmelzung infolge der Kondensation des Wasserdampfes auf der Gletscherfläche. Diese Faktoren unterliegen mannigfachen Schwankungen in ihrer Wirkung und haben eine tägliche und jährliche Periode; demnach zeigt auch die A. Veränderungen nach den meteorologischen Zuständen, den Jahreszeiten, Jahrgängen und lokalen Bedingungen (Exposition und Klima). Als mittlern Betrag der jährlichen A. nimmt man in der Firnmulde 1 m, in den mittlern Gletscherhöhen 2–2,5 m, für die Gletscherzunge 3–3,5 m an. Felsschutt und große Felsblöcke schützen die unter ihnen befindlichen Gletscherpartien gegen A., kleinere

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0006.jpg&oldid=- (Version vom 24.2.2021)