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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Österreich-Ungarn nicht vergessen, wo nächst dem Deutschen Reich das Deutschtum trotz aller Angriffe der andern Nationen des polyglotten Kaiserreichs noch immer weitaus am stärksten dasteht. Nach dem letzten Zensus von 1880 zählte man in Österreich 8,008,864, in Ungarn 1,798,373, also im ganzen Kaiserreich 9,807,237 Deutsche. Mit Hinzurechnung dieses großen Gebiets und der Schweiz wird man unter Berücksichtigung der nach allen Gegenden der Welt seit langen Zeiten gerichteten deutschen Auswanderung gewiß nicht fehlgehen, wenn man die Zahl aller Deutschen auf der Erde rund zu 66–67 Mill. Individuen veranschlagt, eine Zahl, die sich auf 701/2 Mill. erhöht, sobald man die Niederdeutschen in Holland mit seinen jetzigen und ehemaligen Kolonien, in Belgien und in Frankreich hinzurechnet.

Autun, (1886) 13,194 Einw.

Auxerre, (1886) 16,754 Einw.

Auxonne, (1886) 5500 (Gemeinde 7164) Einw.

Avallon, (1886) 5768 Einw.

Avellaneda, 3) Nicolas, ehemaliger Präsident der Argentinischen Republik, starb 26. Dez. 1885 auf der Rückreise von Europa an Bord eines Dampfers vor Montevideo.

Avenches, (1886) 1864 Einw.

Avesnes, (1886) 6044 Einw.

Aveyron, Departement, (1886) 415,826 Einw.

Avignon, (1886) 35,355 (Gemeinde 41,007) Einw.

 Avogādro, Graf Amedeo A. di Quaregna e Ceretto, Physiker, geb. 9. Aug. 1776 zu Turin, studierte daselbst die Rechte und promovierte 1796. Zu französischen Zeiten wurde er 20. Floréal IX zum Präfektursekretär des Departements Eridano ernannt. Als Autodidakt hatte er sich der Naturwissenschaft gewidmet, 1806 wurde er Repetitor am Collegio delle provincie in Turin, und 1809 siedelte er als Professor der Physik ans Gymnasium in Vercelli über. 1820 wurde er zum Professor der mathematischen Physik an der Universität Turin ernannt, und als später dieser Lehrstuhl einging, trat A. als Rat am Oberrechnungshof in die Magistratur zurück, wurde aber durch Karl Albert in seinen Lehrstuhl wieder eingesetzt und blieb bis 1850 an der Universität. Dann trat er in den Ruhestand und starb 9. Juli 1856 in Turin. Das von A. aufgestellte Gesetz (s. Avogadrosches Gesetz, Bd. 2) wurde epochemachend für die moderne Chemie. Die dasselbe enthaltende Arbeit erschien in Ostwalds „Klassikern der exakten Wissenschaften“ (Leipz. 1890). Vgl. Botto, Cenni biografici sulla vita e sulle opere di A. A. (Turin 1858).

Avranches, (1886) 7831 Einw.

 Awdjéjew, Michael Wasiljewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 22. (10.) Sept. 1821 zu Orenburg, erhielt seine Ausbildung im Institut der Wegebauingenieure und widmete sich dann, mit mehrfachen Unterbrechungen, dem Staatsdienst. Er hat eine ganze Reihe von Romanen und Erzählungen geschrieben. Sein Erstlingswerk ist die Romantrilogie „Tamarin“ (1852; deutsch: „Tamarin und Iwanow“, Jena 1874), dessen Held ein weltschmerzlich angehauchter, selbstgefälliger Räsonneur und Herzensbezwinger ist, ein von Lermontow in die russische Litteratur eingeführter Typus. Ungemein viel Aufsehen machte sein zweiter großer Roman „Podwódnyj kamjen“ („Die Klippe“, 1860), in welchem er mit recht gewagter Tendenz das Thema der „freien Liebe“ behandelte. Noch weiter ging A. in dem Roman „Mäsh dwuch ognéi“ („Zwischen zwei Feuern“, 1868) in derselben Richtung, fand jetzt jedoch nicht mehr den frühern Beifall, weil inzwischen in der russischen Gesellschaft die Strömung sich zu ändern begann. Diese beiden Romane sind sehr bedeutsame kulturgeschichtliche Zeugen für die damals in der russischen Gesellschaft gärenden sozialen Elemente. Die spätern Werke treten vor diesen in den Hintergrund. Erwähnenswert sind die Erzählung „W ssorokowých godách“ („In den vierziger Jahren“, 1876), eine frische Schilderung der litterarischen Kreise jener Zeit mit Belinskij und Alexander Herzen im Mittelpunkt, und „Rússkoje óbstschesstwo w gerójach i geróinjach literatury“, der Versuch, an den Helden und Heldinnen der Hauptwerke der russischen Belletristik die geistige und soziale Entwickelung der russischen Gesellschaft zu messen. A. starb 1. Febr. (a. St.) 1877 in Petersburg.

 Awérkijew, Dmitri Wasiljewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 30. (18.) Sept. 1836 zu Jekaterinodar (im Kaukasus) als Sohn eines begüterten Kaufmanns, empfing seine Bildung in der Petersburger Handelsschule und dann auf der Universität, die er 1859 mit dem Grad eines Kandidaten der Naturwissenschaften verließ. Nach einigen kritischen Artikeln trat er 1864 mit einer dramatisierten Chronik: „Mamájewo pobóistsche“ („Die Tatarenschlacht“), hervor, worauf er hauptsächlich das Gebiet der historischen Tragödie und Komödie kultivierte. Unter den erstern ist die beste das Drama „Kaschírsskaja Stariná“ („Im alten Kaschira“, 1872), ein Repertoirestück der russischen Bühnen, unter letztern: „Komédija o rossíjsskom dworjanínjä Fróljä Sskobéjewjä“ („Die Komödie vom russischen Edelmann Frol Sskobéjew, 1869). Im ganzen hat er über 23 Dramen und Lustspiele geschrieben. A. besitzt die Gabe scharfer dramatischer Charakteristik, aber nicht diejenige der dramatischen Konzentrierung der Handlung; auch greift er zuweilen gern zu krassen Effekten, wie auch seine Sprache manchmal schwülstig wird. Seine Novellen, Erzählungen und Gedichte gehen über die Linie geübter Mittelmäßigkeit nicht hinaus. Unter seinen zahlreichen in Zeitschriften erschienenen litterarisch-kritischen Arbeiten ist hauptsächlich sein Essay über Shakespeare (in der „Epocha“ 1864) zu nennen, den er begeistert dem russischen Publikum erläutert, wie er denn in seinen historisch-dramatischen Werken sichtlich von Shakespeare beeinflußt ist. A. hält sich zumeist in Moskau auf, wo er ganz litterarischen Arbeiten lebt.

 Awogashima (Aogasima), kleine Insel im nördlichen Teil des Magelhaensarchipels im Stillen Ozean, unter 32°29′ nördl. Br. und 139°45′ östl. L. v. Gr., südlich vom Golf von Tokio, ein steil aus dem Meer bis 425 m aufsteigender, hafenloser Felsen, der früher als Verbannungsort von Japan benutzt wurde, gegenwärtig aber von nur 200 Japanern bewohnt wird, welche etwas Seidenzucht treiben.

Ay, (1886) 4728 (Gemeinde 6075) Einw.

 Azamgarh, Distrikt in der Division Benares der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen, 5561 qkm (91 QM.) groß mit (1881) 1,604,654 Einw. Der Distrikt bildet einen Teil der großen Gangesebene, wird von der Gogra durchflossen, den kulturfähigen Boden trennen in kleinen Parzellen zahlreiche Sümpfe und salzige Ebenen, Ackerbau wird emsig betrieben. Die gleichnamige Hauptstadt hat 18,528 Einw.




Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0086.jpg&oldid=- (Version vom 28.4.2022)