Seite:Meyers b17 s0274.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

(Puffinus gavius), so daß die Eidechse auf der einen, ein oder zwei Sturmvögel auf der andern Seite der Höhle hausen. Ob diese eigentümliche Art des Zusammenwohnens auf gegenseitigem Nutzen oder bloßer Duldung beruht, ist übrigens unbekannt, doch das erstere wahrscheinlicher.

An diesem Tier hatte man längst höchst altertümliche Merkmale entdeckt, nämlich beiderseits gehöhlte Wirbel, wie sie sonst nur bei Fischen, Amphibien und Reptilien der Vorzeit vorkommen, und ebenso im sonstigen Knochenbau Eigentümlichkeiten, wie sie nur fossilen Tieren zukommen; auch das sogen. Scheitelorgan, welches von den meisten Zoologen für ein verkümmertes drittes Auge gehalten wird, weist hier noch eine Entwickelung auf, wie bei keinem andern lebenden Tier. Auch gehören thatsächlich alle nähern Verwandten der Stacheleidechse längst begrabenen Zeiten an, und die wichtigste davon, Palaeohatteria longicaudata, eine langschwänzige, 42–47 cm lange Panzereidechse mit robusten Gliedmaßen, aus den Permschichten des Plauenschen Grundes, ist 1888 von Credner beschrieben worden. Die merkwürdigste Eigentümlichkeit derselben besteht darin, daß sie im Beckenbau Kennzeichen der Stegokephalen, also von Amphibien, mit denen der Reptilien vereinigt und eben darin Ähnlichkeiten mit Krokodilen und Dinosauriern auf der einen Seite, mit Plesiosauriern auf der andern besitzt. Dazu kommen im Schädelbau Anklänge an die Familie der Schildkröten, so daß sich im Bau dieses Tiers Eigenheiten fast aller Reptilienordnungen vereinigen, obwohl es im allgemeinen den E. am nächsten zu stehen scheint. Gleichwohl können Hatteria, Palaeohatteria und andre fossile Verwandte kaum mehr mit den heute lebenden E. in einer Ordnung vereinigt bleiben, wie es Huxley und auch Credner befürworteten, und selbst die 1867 für Hatteria aufgestellte besondere Ordnung der Schnabelechsen (Rhynchokephalen) scheint für Palaeohatteria nicht mehr auszureichen, da diese als eine wahre Mischform aus allen jüngern Reptilienformen erscheint und darum an die Wurzeln des gemeinsamen Stammbaums gestellt zu werden verdient. Auch der noch immer sehr unvollkommen bekannte Ursaurier (Proterosaurus) scheint nach Credners Untersuchungen hierher zu gehören, und von einer in englischen und indischen Triasschichten gefundenen 2 m langen Art (Hyperodapedon Gordoni) hat Huxley 1887 nachgewiesen, daß sie ihrem Körperbau nach ein vollkommenes Mittelglied zwischen Rhynchosaurus articeps der Triasschichten und der lebenden Hatteria bildet. Natürlich tritt jede nähere Erkenntnis der Stammverwandtschaft der strengen Sonderung in künstliche Abteilungen feindlich entgegen, und wenn man fortfährt, die ältern Schnabeleidechsen den eigentlichen E. (Lazertilien) zu nähern, so kann das nur in dem Sinn geschehen, daß letztere die Abkömmlinge eines Mittelstammes des Reptilreichs darstellen, der bis zu den Schnabelechsen zurückführt, und um den sich die andern Reptilienordnungen als Seitenzweige gruppieren. Nach alledem muß man sehr gespannt sein, die Ei- und Jugendentwickelung der Brückeneidechse kennen zu lernen, deren Untersuchung nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.

Die schon früher oftmals behauptete, aber immer wieder bestrittene Giftigkeit einzelner Eidechsenarten ist nunmehr bei der Gattung Heloderma sicher dargethan worden. Zwei Arten derselben, H. horridum und H. suspectum, leben in den Südstaaten Nordamerikas und in Mexiko, woselbst ihr Biß seit jeher wie derjenige der Klapperschlangen gefürchtet wurde. Schon lange wußte man, daß sie Zähne besitzen, welche vorn und hinten mit Furchen versehen sind, wie sie auch bei einzelnen Giftschlangen vorkommen, die keinen geschlossenen Zahnkanal besitzen, um das Gift in die Wunde zu leiten. Allein dies wäre noch kein Beweis, denn eine nahe verwandte Eidechse auf Borneo (Lanthanotus borneensis) ist gleichfalls mit Furchenzähnen versehen, ohne giftig zu sein. In Wirklichkeit betrachteten denn auch Brehm und andre Forscher den Verdacht der Giftigkeit bei Heloderma als Volksmärchen, weil man Fälle beobachtet hatte, in denen der Biß ohne alle übeln Erscheinungen geheilt war und alle übrigen E. giftlos sind. Indessen haben neuere Beobachtungen von Lubbock, Weir Mitchell und Reichert dargethan, daß Frösche, Tauben und Meerschweinchen dem Biß oder einer Einspritzung des Speichelgifts in wenigen Minuten erliegen, und der erstgenannte Naturforscher hat kürzlich einen Fall mitgeteilt, in welchem ein von der Eidechse in den Daumen gebissener Mann starb. Die Ungleichheit der Wirkung beruht auf dem eigentümlichen Verhalten, daß ungleich den im Oberkiefer liegenden Giftdrüsen der Schlangen hier die beträchtlich entwickelten Drüsen im Unterkiefer liegen und, wie J. G. Fischer festgestellt hat, ihr Sekret durch vier noch weiter verästelte Kanäle zur Wurzel der vorn und hinten gefurchten Giftzähne entsenden. Obwohl nun der Rachen des gereizten Tiers in der Regel von dem reichlich abgesonderten Speichel übertrieft, so kann doch leicht der Fall eintreten, daß die Furchenzähne des Oberkiefers giftfrei sind, und dann werden, wenn das Tier in gewöhnlicher Stellung zubeißt, nur geringe Mengen des Gifts in die Bißwunde gelangen. In der Regel jedoch werfen sich diese E., wie Sumichrast beobachtete, bei der Verteidigung auf den Rücken, so daß beim Zubeißen in dieser Lage die Furchenzähne des Unterkiefers von oben nach unten wirken und das Gift, den Gesetzen der Schwere entsprechend, in die Wunde fließen lassen, wie es bei den Schlangen geschieht. Weir Mitchell und Reichert in Philadelphia haben sich größere Mengen des Sekrets verschafft, indem sie das Tier reizten, auf einen Gefäßrand zu beißen, um damit genauere Versuche anzustellen. Sie fanden, daß es alkalisch reagiert, nach einigen Minuten Krämpfe, Pupillenerweiterung und Tod (bei Tauben) veranlaßt, wobei es, ähnlich wie das Cobragift, auf das Herz wirkt. Es zeigte sich im vergifteten Tier das Herz in völliger Muskelerschlaffung und voll harter, schwarzer Klumpen.

 Eiffelturm, s. Ausstellungen (Bd. 17, S. 78).[WS 1]

 Eigenscher Kreis, der größere Teil des Amtsgerichtsbezirks Bernstadt in Schlesien, soweit er mit seiner evangelischen Bevölkerung dem Kloster Marienstern in der sächsischen Amtshauptmannschaft Kamenz gehört. Die meisten Orte daselbst führen auch den Beinamen „auf dem Eigen“. Im 14. Jahrh. gab ein Herr v. Biberstein dieses Gebiet seiner Schwester, der Äbtissin des Klosters, zu eigen.

Eigentum. Die Geschichte des Eigentumbegriffs ist in neuerer Zeit noch weiter rückwärts in prähistorische Zustände verfolgt worden, und es hat sich dabei durch Betrachtung der Verhältnisse bei Naturvölkern ergeben, daß sich der Begriff des Eigentums zunächst bei der Inanspruchnahme lebender Wesen, und zwar von Menschen, Tieren und Pflanzen, entwickelt hat. Ehe irgend eine Art von Grundeigentumsansprüchen erhoben wurde, die erst mit regelrechter Ackerwirtschaft einen wirklichen Wert erlangen, gab es Eigentumsrechte an im Kampf unterworfenen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Abbildung auf Tafel „Eisenbau II“ in Band 19.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0274.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2022)