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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

vollkommenen Erlöschen der aus derselben Leitung gespeisten Gasflammen bemerkbar machen. Die gründliche Beseitigung dieses Übels ist durch Einschaltung von mehreren großen Gummibeuteln, welche nach Art der Windkessel wirken sollten, nicht gelungen. Seit einigen Jahren wird jedoch von Schäffer u.Öhlmann in Berlin ein Patentspeiseventil (Gasdruckregulator) für Gaskraftmaschinen gebaut, welches das eigentliche Zucken der Flammen vollständig beseitigt und nur ein geringes langsames Steigen und Sinken der Flamme zurückläßt, welches nicht mehr störend wirkt.

Fig. 4. Gasdruckregulator.

Der Apparat (Fig. 4) besteht aus dem Blechgefäß a mit der Füllschraube b, dem Deckel c und den Röhren d und l. In dem bis zur Füllschraube b mit Wasser gefüllten Gehäuse a befindet sich der Schwimmer e, der oben die Öffnungen f hat und an seiner Führungsstange n das Ventil g trägt. Mittels eines Plattenhalters m werden die Gewichte, welche zur Einstellung des richtigen Druckes dienen, auf die Führungsstange gelegt. Das Gehäuse wird durch das T-Stück T in die Leitung eingeschaltet. Dieses enthält den Ventilsitz h und die Wasser-Schraube i. Der Apparat wird nur durch den Druck hinter dem Ventil g beeinflußt. Das in der Konsumentenleitung r (hinter dem Ventil) befindliche Gas steht durch d und f mit dem Raum k über dem Schwimmer in Verbindung, wird also mit seinem jeweiligen Druck auf diesen wirken. Ist der Druck größer geworden, als er sollte, so taucht er den Schwimmer ein und senkt somit das Ventil gegen den Sitz, den Durchgang etwas verengernd, bis der normale Druck wiederhergestellt ist. Umgekehrt entlastet eine Druckverminderung hinter dem Ventil den Schwimmer, so daß er steigt und das Ventil g hebt. Das Luftrohr l verbindet durch eine keilförmig abgefeilte Schraube den Raum e unter der Schwimmerglocke mit der Außenluft. Je mehr die Schraube geschlossen ist, desto langsamer folgt der Schwimmer den Druckschwankungen. Die Füllschraube b dient zum Füllen des Apparats mit Wasser, wobei der Deckel c geöffnet sein muß. Der richtige Druck im Apparat wird durch Auflegen von Bleiplatten auf den Plattenhalter m eingestellt, und zwar wird der Druck um so geringer, je mehr Platten aufgelegt werden. Bei etwanigem Auflegen von Platten während des Betriebs darf kein Licht in die Nähe gebracht werden, weil durch den geöffneten Deckel c etwas Gas entströmt. Vor dem Apparat ist in die Gasleitung noch ein Gummibeutel einzuschalten. Der Apparat ist so einzustellen, daß dieser Gummibeutel bei jeder Gasentnahme durch die Maschine sichtlich zusammenfällt, ohne jedoch ganz leer zu werden. Die Speiseventile werden in so verschiedenen Größen gebaut, daß sie für Gaskraftmaschinen von jeder Stärke in passender Größe zu haben sind und zwar etwa im Preis von 40 Mk. für einen ½pferdigen Motor bis zu 150 Mk. für einen 20pferdigen Motor und noch größer. Sie haben sich bei allen Arten von Gaskraftmaschinen sehr gut bewährt und sind deshalb sehr zu empfehlen. – Zur Litteratur: Köhler, Theorie der Gasmotoren (Leipz. 1887); Schwartze, Die Gasmaschine nach ihrer geschichtlichen Entwickelung (das. 1887).

Gaß, Wilhelm, protest. Theolog, starb 21. Febr. 1889 in Heidelberg.

Gassendi, Petrus, Philosoph. Vgl. Thomas, La philosophie de G. (Par. 1889).

Gau-Algesheim, (1885) 2382 Einw.

Gaul, Gustav, Maler, starb 7. Sept. 1888.

 Gauting, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt München I, an der Würm und der Linie München-Peißenberg der Bayrischen Staatsbahn, hat 2 erdig-alkalische Schwefelquellen mit Bad und (1885) 604 Einw. Dabei die Reismühle, die irrtümlich als Geburtsort Karls d. Gr. bezeichnet wird.

Gautsch von Frankenthurm, Paul, Freiherr, österreich. Unterrichtsminister, bewährte seine Geschicklichkeit, sich dem Taaffeschen System anzubequemen u. doch sich von Zeit zu Zeit den Anschein eines liberalen Mannes zu geben. Als er 1887 eine Anzahl gering besuchter Mittelschulen, auch einige tschechische, aufhob, wollten ihn die Tschechen bei der Beratung des Unterrichtsbudgets 1888 stürzen. Indes G. beschwichtigte ihren Zorn, indem er einige tschechische, dagegen keine deutschen Mittelschulen herstellte und ein Gesetz über die Studentenvereine, welches vor allem gegen die deutsch gesinnten gerichtet war, einbrachte und vorlegte. Auch dem Drängen der Klerikalen auf Aufhebung des liberalen Schulgesetzes und Unterwerfung der Schule unter die Kirche, wie der Liechtensteinsche Antrag sie verlangte, gab er nach einigem Widerstand nach und legte im April 1889 dem Reichsrat ein neues Schulgesetz vor, das aber nicht mehr zur Beratung gelangte u. später fallen gelassen wurde. G. wurde 1889 in den Freiherrenstand erhoben.

Gavarni, Paul, franz. Zeichner. Seine Biographie schrieb Forgues (Par. 1888).

 Gazelle-Expedition, 1874–76, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen (Bd. 11).

 Gebhardshain, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Altenkirchen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Bergbau auf reichem Lager von Brauneisenstein und Eisenglanz und (1885) 602 Einw.

Gebirge. Die geologische Aufnahme eines großen Teils der Erdoberfläche, besonders der bedeutendsten G., die Tiefseeforschungen und das theoretische Studium der Gebirgsbildung haben die Einsicht in die Gesetze des Baues der einzelnen Glieder der Kontinente und ihrer Beziehungen zu einander so weit gefördert, daß es möglich ist, die Entstehung der Hauptzüge im Relief der Erdoberfläche zu erklären. Den ersten Versuch einer vergleichenden Orologie (Gebirgskunde) auf Grund eines umfassenden geologischen Beobachtungsmaterials hat Sueß in seinem Werk „Das Antlitz der Erde“ geliefert. Beachtet man die Art der Beziehungen, welche zwischen dem Verlauf der Küstenlinien und der Struktur der G. auf dem Festland bestehen, so lassen sich zwei verschiedene Typen unterscheiden. Die ganze Westküste von Amerika entlang ist der Verlauf der Küste durch das Streichen der Gebirgsketten der Andes bedingt; ein gleiches Verhältnis waltet rund um die Ostküste Asiens und der hinterindischen Halbinsel bis zur

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0367.jpg&oldid=- (Version vom 19.5.2021)