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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

mit seinem ersten Buch: „Vice versa“ (1882), voll von jenem phantastischen, an Chamissos „Peter Schlemihl“ erinnernden Humor, dem es doch an Lebensernst nicht fehlt, machte er einen sehr günstigen Eindruck, den er in den darauf folgenden Schriften: „The black poodle, and other tales“ (1884) und „Tinted Venus“ (1885), zu erhalten wußte. Ernstern Charakters sind: „The giant’s robe“ (1884) und „A fallen idol“ (1886). Ein dreibändiger Roman: „The Pariah“ (1889), ist die neueste Arbeit des Dichters.

Gutschmid, Alfred, Freiherr von, starb 2. März 1887 in Tübingen; seine kritischen Arbeiten zur Geschichte des Orients im Altertum blieben unvollendet. Aus seinem Nachlaß veröffentlichte Nöldeke: „Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander d. Gr. bis zum Untergang der Arsaciden“ (Tübingen 1887).

 Guyot, 2) Yves, franz. Politiker, geb. 6. Sept. 1843 zu Dinan (Côtes du Nord), war seit 1867 in Paris als Journalist thätig, redigierte eine Zeitlang eine Zeitung in Nîmes und gehörte der Redaktion des radikalen „Rappel“ seit dessen Gründung an. 1874–84 war er radikales Mitglied des Gemeinderats von Paris und zog sich 1876 durch heftige Angriffe auf die Polizeipräfektur sechs Monate Gefängnis zu. 1885 wurde er in Paris zum Deputierten gewählt, schloß sich der radikalen Partei an und erhielt im Februar 1889 im Kabinett Tirard das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten. Er schrieb außer einigen satirischen Romanen: „Études sur les doctrines sociales du christianisme“ (2. Aufl. 1881); „Préjugés politiques“ (1873); „Histoire des prolétaires“ (mit S. Lacroix, 1873); „La science économique“ (2. Aufl. 1887); „L’enfer social“ (1882); „La prostitution“ (1882); „La morale“ (1883); „La police“ (1883); „La traite des vierges à Londres“ (1885); „Lettres sur la politique coloniale“ (1887); „L’impôt sur le revenu“ (1887) u. a.

 Gyertyánliget (spr. djértjahn-, auch Kabolapojána), Bad im ungar. Komitat Marmaros, 7 km von Marmaros-Sziget, mit Eisensäuerling, Kaltwasserheilanstalt und Fichtenpark. Das Dorf Kabolapojána hat (1881) 1171 ruthenische und ungar. Einwohner, ein Eisenwerk, eine Eisenraffinerie und ein Hüttenamt.

 Gyp, Schriftstellername der Gräfin Gabrielle de Martel de Janville, geborne Riqueti de Mirabeau, geb. 1850 auf Schloß Koëtsal in der Bretagne, stammt durch ihren Vater aus dem Hans des berühmten Mirabeau und ist die letzte dieses Namens. Unter dem Pseudonym G. oder Mirabaeu-Martel hat sie seit sieben Jahren eine große Reihe von Romanen und Novellen veröffentlicht, deren Eigenart in einer vornehmen Rücksichtslosigkeit gegen herkömmliche Ideen und Gebräuche wurzelt. Die Schriftstellerin ist drollig durch die Einfälle, die sich auf diesem von allen Konvenienzlügen, aber auch von aller Pietät gereinigten Feld jagen, drollig durch ihre bunte Sprache, zu der das Parlament, die modernste Litteratur, die Straße, die Kinderstube das Ihrige beisteuern müssen. Es erschienen bisher: „Petit Bob“, „La vertu de la baronne“ (1882), „Ce que femme veut“, „Autour du mariage“ (1883), „La monde à côté“, „Un homme délicat“, „Plume et poil“ (1884), „Sans voiles“, „Le druide“, „Elles et lui“, „Le plus heureux de tous“ (1885), „Sac à papier“ (mit dem General Ambert), „Autour du divorce“, „Dans le train“ (1886), „Joies conjugales“, „Pour ne pas l’être?“, „Les chasseurs“ (1887), „Les séducteurs“, „Pauvres petites femmes“, „Mlle Loulou“, „Petit bleu“, „Bob au salon de 88“ (1888), „Tout à l’égout“, „Ohè, les psychologues!“, „Bob au salon de 89“, „Mlle Ève“, „Bob à l’Exposition“ (1889). Der Eindruck der Gefühlsöde, den die Gesamtheit dieser Werke hinterläßt, wäre noch peinlicher, wenn sich nicht zuweilen durch den ätzenden Spott ein verschämt inniger Ton schliche, der dem Herzen der Mutter des „Petit Bob“ und der „Mlle Loulou“ entsteigt, ein zärtlicher Naturlaut, welcher der Frau zur Ehre gereicht und auch in „Petit bleu“, ohne Zweifel einer Kindheitserinnerung der Gräfin Mirabeau-Martel, zu ihren gunsten spricht. Sie gehört auch zu den Mitarbeitern der „Vie parisienne“, des „Figaro“ und „Gil Blas“.

Gyulay, ungarisch-siebenbürg. Grafengeschlecht. Mit dem Feldmarschall Grafen Samuel G., dem jüngern Bruder des Grafen Franz, der 23. Aug. 1886, 83 Jahre alt, in Gries bei Bozen, starb, erlosch das berühmte Geschlecht, dessen Name aber durch den Baron Edelsheim-Gyulay (s. d., Bd. 5 u. 17), Adoptivsohn des Grafen Franz, fortlebt.




H.

Haase, 1) Gottlieb, jun., Buchdrucker, starb 28. Febr. 1887 in Wien.

Haast, Julius von, Geolog, starb 15. Aug. 1887 in Wellington.

Häckselmaschine, s. Landwirtschaftliche Maschinen (Bd. 17).

Hadamar gehört seit 1886 zum Kreis Limburg.

 Hadernkrankheit. Die zur Papierfabrikation dienenden Lumpen oder Hadern enthalten, als unbrauchbar gewordene Objekte des menschlichen Haushalts, alle möglichen Verunreinigungen u. besonders auch die verschiedensten Infektionsstoffe. Man hat nun in Papierfabriken häufig epidemisch oder auch mehr vereinzelt auftretende Erkrankungen der Arbeiter beobachtet, welche häufig zum Tod führten, und hat deshalb von einer besondern H. gesprochen. Nach neuern Beobachtungen scheint es sich in einem großen Teil dieser Fälle um Infektionen mit Milzbrand gehandelt zu haben, in einer derartigen Epidemie wurde auch das sogen. maligne Ödem regelmäßig beobachtet. Man wird also annehmen müssen, daß es eine eigentliche H. nicht gibt, sondern daß die Hadern verschiedenartige Infektionsstoffe zu übertragen im stande sind und zwar solche, welche im trocknen Zustand übertragen zu werden pflegen. Dahin gehören vor allem Milzbrand, ferner Pocken, wohl auch Scharlach, Diphtherie und Masern, Rotlauf und die andern Bakterien der Wundinfektionskrankheiten und endlich die Tuberkulose, nicht aber Cholera und wohl kaum der Typhus. Zum Schutz gegen die Verbreitung von Infektionskrankheiten durch Hadern ist die Überwachung des Handels mit denselben, bez. obligatorische Desinfektion, Verbot der Einfuhr aus verseuchten Gegenden erforderlich. Die Anwendung von Hadernsurrogaten in der Papierfabrikation (s. Bd. 12, S. 675) ist vom hygienischen Standpunkt als ein Vorteil zu bezeichnen.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0413.jpg&oldid=- (Version vom 19.5.2021)