Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b17 s0705.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Reichenbach, 4) Heinrich Gustav, Botaniker, starb 6. Mai 1889 in Hamburg.

  5) Moritz von, Pseudonym, s. Bethusy-Huc (Bd. 17).

 Reichmann, Theodor, Bühnensänger (Baritonist), geb. 18. März 1849 zu Rostock, wurde, nachdem er die Realschule in Berlin besucht und Kaufmann geworden war, durch ein kaiserliches Stipendium unterstützt, bei Professor Reß, dann bei Lamperti in Mailand ausgebildet, betrat 1869 zuerst in Magdeburg die Bühne, ging darauf an das Nowack-Theater in Berlin, 1870 nach Rotterdam, 1871 nach Köln, war 1872–74 Mitglied des Straßburger Theaters und wurde, nachdem er vorübergehend dem Hamburger Stadttheater angehört hatte, 1874 am Hoftheater zu München engagiert, wo er 1881 zum königlich bayrischen Kammersänger ernannt wurde. R. krëierte in Baireuth 1882 den Amfortas in Wagners „Parsifal“ und blieb auch in der Folge der Hauptvertreter der Partie. 1882–88 gehörte er der Wiener Hofoper an und ging dann nach New York, wo er an der Metropolitanoper thätig ist.

Reichsbank, deutsche, s. Banken (Bd. 17).

Reichsbehörden. Die Litteratur über den Reichs- und Staatsdienst s. unter Beruf (Bd. 17).

 Reichsmarineamt. Die Kriegsmarine des Deutschen Reichs steht nach der Reichsverfassung unter dem Oberbefehl des Kaisers, indem sie, aus der Flotte und aus der Seewehr bestehend, einen Teil der bewaffneten Macht des Reichs bildet. Die Kommandogewalt des Kaisers ist bei der Kriegsmarine, ebenso wie bei dem Landheer, eine unverantwortliche, von der Volksvertretung unabhängige, während für die Marineverwaltung der Reichskanzler dem Reichstag gegenüber verantwortlich ist. Die Verwendung der Streitkräfte im Krieg und im Frieden, die Sicherstellung der militärischen Leistungsfähigkeit der Marine, Mobilmachung, Ersatz- und Invalidenwesen und die Ausbildung des militärischen Personals der Reichskriegsmarine bilden die Aufgabe des Oberkommandos der letztern. Die nötigen Mittel für diese Zwecke zu beschaffen, ist Sache der Marineverwaltung. Beide Funktionen, Kommando und Marineverwaltung, wurden bisher von der kaiserlichen Admiralität wahrgenommen. Ihr Chef führte den Oberbefehl nach den Anordnungen des Kaisers und leitete die Verwaltung unter der Verantwortlichkeit des Reichskanzlers. Ein Nachtragsgesetz zum Reichshaushaltsetat für das Etatsjahr 1889/90 führte jedoch eine Scheidung und eine getrennte Organisation des Oberkommandos auf der einen und der Marineverwaltung auf der andern Seite herbei. Letztere ist nunmehr dem R. in Berlin übertragen, an dessen Spitze ein Staatssekretär steht. Dagegen ist in dem Oberkommando der Marine eine Zentralstelle geschaffen, welcher die Kommandoführung über die im Dienst befindlichen Geschwader und Schiffe sowie über die Kommandobehörden am Land obliegt. An der Spitze des Oberkommandos steht der kommandierende Admiral der Kriegsmarine des Reichs.

Reichstag, deutscher[WS 1] (hierzu „Karte der Reichstagswahlen“). Bei den Neuwahlen 20. Febr. 1890 bekämpften die Deutschfreisinnigen, die Ultramontanen und die Sozialdemokraten gemeinschaftlich die Kartellparteien und erzielten hierbei, begünstigt durch die passive Haltung der Reichsregierung, die Teurung der Lebensmittel und die arbeiterfreundlichen Erlasse des Kaisers Wilhelm II., so bedeutende Erfolge, daß dem Kartell die Mehrheit verloren ging. Von den Kartellparteien erhielten die Konservativen 899,144 Stimmen (gegen 1887 weniger 248,560), die Reichspartei 485,959 (weniger 250,430) und die Nationalliberalen 1,187,669 (weniger 490,310); das Zentrum einschließlich der Welfen erhielt 1,453,394 (weniger 175,655), die Deutschfreisinnigen 1,167,764 (mehr 194,660), die Volkspartei 147,570 (mehr 58,752), die Polen 246,773 (mehr 26,800), die Sozialdemokraten 1,427,323 (mehr 664,195), die Elsaß-Lothringer (ausschließlich der 4 reichsfreundlichen Abgeordneten) 101,156 (weniger 132,529) und die Wilden 97,109 (mehr 71,206). Im ganzen stimmten also 21/2 Mill. für das Kartell, 41/2 Mill. dagegen. Nur 246 Abgeordnete wurden im ersten Wahlgang endgültig gewählt und zwar 54 Konservative, 16 Reichsparteiler, 17 Nationalliberale, 90 Zentrumsmitglieder, 21 Deutschfreisinnige, 2 Demokraten, 14 Polen, 10 Elsässer, 2 Welfen, 1 Däne und 20 Sozialdemokraten. 151 Stichwahlen waren notwendig, bei denen 75 Nationalliberale, 62 Deutschfreisinnige und 58 Sozialdemokraten, die übrigen Parteien in geringerm Maß beteiligt waren. Die Stichwahlen fanden meist 1. März statt; bei denselben stimmten die Kartellparteien überall gegen die Sozialdemokraten, während die Deutschfreisinnigen nur in einzelnen Wahlkreisen die Kartellparteien gegen die Sozialdemokraten unterstützten, in andern sich neutral und unthätig verhielten, die Ultramontanen aber, die mit den Deutschfreisinnigen gegen das Kartell Hand in Hand gingen, an mehreren Orten, wie in Mannheim und München, für die Sozialdemokraten eintraten und in den übrigen sich der Stimme enthielten. Die Folge war, daß die Kartellparteien nur in wenigen Wahlkreisen siegten, den Deutschfreisinnigen und Ultramontanen aber viele Sitze erobern halfen. Das Gesamtergebnis war, daß 72 Konservative, 21 von der Reichspartei, 42 Nationalliberale, 106 Ultramontane, 11 Welfen, 16 Polen, 10 Elsaß-Lothringer, 67 Deutschfreisinnige, 10 von der Volkspartei, 1 Däne, 5 Antisemiten, 35 Sozialdemokraten und 1 Parteiloser gewählt wurden. Die Kartellparteien zählten also insgesamt nur 135 Stimmen und hatten mit den Deutschfreisinnigen zusammen eine knappe Mehrheit, während das von Windthorst geleitete Zentrum mit den Welfen, Polen und Elsaß-Lothringern über 143 Stimmen verfügte und mit den Konservativen oder mit den Deutschfreisinnigen eine Mehrheit bilden konnte, demnach die Situation beherrschte. Eine Übersicht der Wahlkreise mit ihren Abgeordneten gibt das Textblatt zu beifolgender Karte.

 Reid, 4) Thomas Wemyß, engl. Schriftsteller, geb. 29. März 1842 zu Newcastle upon Tyne, begann seine litterarische Laufbahn als Journalist, leitete 1870 bis 1887 das große Provinzblatt „The Leeds Mercury“ und wandte sich vornehmlich biographischen Arbeiten zu. Dahin gehören: „Cabinet portraits, sketches of statesmen“ (1872), „Charlotte Bronté“ (1877), „Politicians of to-day“ (1879, 2 Bde.) und besonders die Biographie des verdienstvollen frühern Staatssekretärs William Edward Forster (1888, 2 Bde.). Auch veröffentlichte er einige Romane, wie: „Gabrielle Stuart“ (1883), „Gladys Fane“ (1883; 5. Aufl. 1888) und außerdem „The land of the Bay: Tunis under the French“ (1882). Gegenwärtig schreibt er eine Biographie des Politikers und Schriftstellers Monkton Milnes, Lord Houghton.

 Reinach, 1) Joseph, franz. Politiker, geb. 30. Sept. 1856 zu Paris aus einer aus Frankfurt a. M. gebürtigen jüdischen Familie, studierte die Rechte, widmete sich aber bald unter den Auspizien Gambettas der Politik und wurde 1877 Mitarbeiter an der „République

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. den Artikel Reichstag im Hauptteil (Band 13).
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 701. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0705.jpg&oldid=- (Version vom 26.9.2024)