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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Venezuela hatte 1886 auf 1,043,900 qkm eine Bevölkerung von 2,198,320 Seelen. Die bedeutendsten Städte sind: Carácas (70,078), Valencia (36,145) und Barquisimento (29,000). Die Einfuhr belief sich 1885/86 auf 62 Mill., die Ausfuhr auf 821/2 Mill. Bolivares. An der Einfuhr beteiligten sich die Vereinigten Staaten mit 15,3, England mit 9,7, Frankreich mit 9,3 und Deutschland mit 8,9 Mill. Bolivares. Hauptartikel der Ausfuhr waren: Kaffee (für 35,7 Mill.), Kakao (8,5 Mill.), Häute und Gold. Im Budget für das Jahr 1887/88 sind die Einnahmen auf 27,695,000 Bol., die Ausgaben auf 27,695,000 Bolivares geschätzt, und die Staatsschuld betrug 1. Jan. 1888: 106 Mill. Bolivares. Die stehende Armee zählt nur 2000 Mann, und die Flotte besteht aus 5 kleinen Schiffen.

 Venōsa, Gesualdo, Fürst von, Komponist, geboren um 1550 im Neapolitanischen, bildete, als Dilettant von ungewöhnlicher Begabung, jahrelang den Mittelpunkt des musikalischen Lebens der Stadt Neapel und hat sich ein besonderes Verdienst um den musikalischen Fortschritt erworben, indem er mit seinen fünfstimmigen Madrigalen (1585 in Stimmen, 1613 in Partitur erschienen) durch reichliche Verwendung der Chromatik die Befreiung der Musik von den Fesseln der Diatonik (s. Kirchentöne, Bd. 9) anbahnte.

Ventil. Die Ventile, welche, wie bei den Pumpen und Gebläsen, durch Strömung der durchzulassenden, bez. abzusperrenden Flüssigkeit geöffnet oder geschlossen werden (selbstthätige Ventile), müssen, um in geöffnetem Zustand dem Durchfluß der Flüssigkeit möglichst geringen Widerstand zu leisten, eine geringe Durchflußgeschwindigkeit zulassen, also einen großen Durchflußquerschnitt darbieten, zugleich aber, um einen rechtzeitigen und stoßfreien Schluß während des Hubwechsels des Pumpen- oder Gebläsekolbens zu ermöglichen, einen geringen Hub (d. h. Erhebung über den Ventilsitz) haben (bei Pumpen etwa 3–10 mm, bei Gebläsen 20–25 mm). Hiernach ergeben sich für Pumpen, bez. Gebläse, welche, dem wachsenden Bedürfnis entsprechend, bei größern Förderquanten und Förderhöhen, bez. Windmengen und Windpressungen mit großer Hubzahl, also mit raschem Hubwechsel arbeiten, Ventilanordnungen, welche bezüglich ihrer Komplikation, ihrer Größenverhältnisse und ihrer Kosten an der Grenze der praktischen Verwertbarkeit stehen (z. B. hat eine ausgeführte doppeltwirkende Wasserwerkspumpe für 9 cbm Wasser pro Minute bei 50 m Förderhöhe 360 Ventile mit 5000 qcm Sitzfläche, und ein ausgeführtes Zwillingsgebläse von 1,56 m Durchmesser und 1,7 m Hub hat 296 Ventile mit 23,000 qcm Sitzfläche, und das sind durchaus nicht außergewöhnliche Verhältnisse). Diese Übelstände veranlaßten Riedler zur Konstruktion seiner selbstthätigen Ventile mit gesteuerter Schlußbewegung (Zwangschluß). Das Wesen dieser Ventile besteht in folgendem: Sie arbeiten bei ihrer Öffnung als selbstthätige Ventile, wobei ihr Hub ein so großer ist, daß auf jeder Seite eines Pumpen- oder Gebläsecylinders für die Saug- und Druckwirkung nur ein einziges V. von entsprechenden Dimensionen erforderlich wird. Gewöhnlich reicht je ein einfaches Tellerventil aus, dessen Durchmesser demjenigen der Saug- oder Druckrohre gleich ist, und dessen Hub zur Erlangung eines diesen Rohren entsprechenden Durchflußquerschnitts ein Viertel vom Durchmesser betragen muß (bei Doppelsitzventilen wird der Hub entsprechend geringer). Der hier erforderliche große Ventilhub (bis 100 mm und mehr), welcher einen selbstthätigen Ventilschluß unmöglich machen würde, wird dadurch unschädlich gemacht, daß er vor dem Hubwechsel durch eine Steuerung auf einen Bruchteil eines Millimeters verkleinert wird, während der wirkliche Ventilschluß beim Hubwechsel der Pumpe etc.

Fig. 1. Fig. 2.
Fig. 1 u. 2. Riedlers Ventil mit Zwangschluß.

durch den Flüssigkeitsdruck erfolgt. Die gewöhnlichste und einfachste Art der Steuerung solcher Ventile ist aus Fig. 1 u. 2 ersichtlich. Auf der von der Schwungradwelle der Pumpe etc. angetriebenen Welle a ist die unrunde Scheibe b festgekeilt, welche bei der Öffnung des Ventils zu Anfang des Kolbenhubes die in Fig. 1 gezeichnete Stellung einnimmt, so daß das V. c durch die von untenher drückende Flüssigkeit ungehindert bis auf den vollen Hub geöffnet werden kann. Wenn nun der Kolben der Pumpe mehr als die Hälfte seines Hubes zurückgelegt hat, ist die Scheibe b in eine Stellung gekommen, bei welcher ihr ansteigender Teil eben beginnt, das V. mittels der Stange d abwärts zu drücken, um es während der Vollendung des Kolbenhubes nahezu bis auf den Ventilsitz e zu pressen (Fig. 2), worauf es beim Hubwechsel durch die nunmehr von oben drückende Flüssigkeit sofort stoßfrei geschlossen wird. Die Feder f dient zur Ausgleichung des Ventilgewichts und zur Überwindung der Reibung der Stange d in der Stopfbuchse, kann aber auch mit Vorteil so stark gemacht werden, daß sie das V. beim Hubwechsel mit überschüssiger Kraft ohne Mitwirkung des Flüssigkeitsdruckes sofort und vollkommen öffnet. Natürlich wiederholt sich die Steuerung bei einer Pumpe (Gebläse) entsprechend der Zahl der Ventile. Der bei diesen Ventilen erforderliche Steuermechanismus kommt gegenüber ihren Vorteilen nicht in Betracht. Diese sind ein vollkommen stoßfreier, geräuschloser Ventilschluß, eine sichere, Klemmungen und schiefe Ventilstellungen ausschließende Ventilführung, eine sehr starke Verminderung der

Fig. 4. Fig. 3.
Fig. 3. Selbstthätiges Ventil.
Fig. 4. Riedlers Ventil. Abmessungen für gleiche Leistung.

Abmessungen und Gewichte der Ventile und Ventilgehäuse, leichtere und weniger kostspielige Herstellung, Aufstellung und Instandhaltung der Maschinen. Zur Veranschaulichung der Dimensionsverminderungen mögen die Figuren 3 und 4 dienen, von denen erstere einen Ventilkasten einer ausgeführten Wasserhaltungsmaschine mit selbstthätigen Ventilen, letztere einen Ventilkasten darstellt, wie er für dieselbe Maschine bei Verwendung der Riedlerschen Ventile erforderlich wäre. Vgl. Riedler, Konstruktionsgrundlagen der Pumpen- und Gebläseventile („Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ 1885); Derselbe, Pumpen mit gesteuerten Ventilen (ebenda 1888).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 810. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0814.jpg&oldid=- (Version vom 11.10.2022)