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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

beider Farbstoffe. Anderseits faßt Dennert die Anthocyanfarben, d. h. die im Zellsaft gelösten Pigmente, als Abkömmlinge oder Metamorphosen des Gerbstoffs auf, wofür eine Reihe histologischer Gründe und auch einige Reaktionen, z. B. bei Behandlung der betreffenden Blumenfarben mit Eisensalzen, sprechen.

Von außerordentlicher Wichtigkeit erscheint die Frage, ob jene beiden Hauptklassen der B., nämlich die der Zellstoff- und der Plasmafarben, auch bei spektroskopischer Untersuchung durchgreifende Unterschiede zeigen. Aus einer neuern Arbeit über Spektralanalyse der B. von Müller, der 65 verschiedene Pflanzen in dieser Beziehung untersuchte und außer dem Absorptionsspektrum auch die Fluoreszenz und die Absorptionsänderung der Farbstoffe durch Kali und Schwefelsäure in Betracht zog, läßt sich wenigstens das Ergebnis entnehmen, daß in der Mehrzahl der Fälle bei den Farbstoffen der sogen. Anthoxanthinreihe eine Absorption der Spektralfarben zwischen den Fraunhoferschen Linien D und E nicht stattfindet, während die übrigen Spektralregionen, zumal die vor B, in der Regel starke Absorptionen erfahren. Umgekehrt findet bei den roten und blauen Farbstoffen der Anthocyangruppe die Absorption vorzugsweise zwischen D und E oder F, allerdings auch häufig noch anderweitig, statt. Im übrigen bildet jeder von Müller untersuchte Blumenfarbstoff auch ein ihm allein eigentümliches Absorptions-, resp. Fluoreszenzspektrum, was für die Unterscheidung der betreffenden Farbstoffe ja wertvoll, für die biologische Deutung der Thatsachen aber hinderlich ist. Als ein wichtiger Fingerzeig ist es schließlich zu betrachten, daß in einzelnen Fällen, z. B. bei dem Farbstoff der Paeonia-Blüten, eine nicht zu verkennende Analogie des Absorptions- und Fluoreszenzspektrums mit denen bekannter und genauer definierter Farbstoffe, in diesem Falle dem Magdalarot, einem Naphthalinfarbstoff, hervortritt. – Vgl. Schimper, Untersuchungen über die Chlorophyllkörper und die ihnen homologen Gebilde (in Pringsheims „Jahrbüchern für Botanik“, Bd. 16, 1885); N. J. C. Müller, Spektralanalyse der B. (ebenda, Bd. 20, 1888); Dennert, Anatomie und Chemie des Blumenblatts (im „Botanischen Zentralblatt“, Bd. 38, 1889).

Bock, Eduard, Volksschulmann und pädagog. Schriftsteller, geb. 10. Dez. 1816 zu Groß-Jena (Provinz Sachsen), besuchte die Landesschule zu Pforta und das Stiftsgymnasium zu Zeitz und studierte 1837–41 zu Halle Theologie. 1844 bei dem Schullehrerseminar in Weißenfels als Lehrer eingetreten, wurde er 1847 mit Neugestaltung des von Breslau nach Löwen verlegten Seminars betraut und dann bei Übersiedelung dieser Anstalt nach Münsterberg 1849 zu deren Direktor ernannt. 1864 ward er Regierungs- und Schulrat in Königsberg i. Pr. und als solcher Leiter des Seminarwesens in der noch ungeteilten Provinz Preußen, 1873 auf seinen Wunsch nach Liegnitz versetzt und dort 1882 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. 1891 trat er in den Ruhestand. B. gab 1851–64 mit Jungklaaß das „Schulblatt der evangelischen Seminare Schlesiens“ (Breslau bis 1882), 1865–73 den von Preuß begründeten „Volksschulfreund“ (Königsberg) heraus. Weite Verbreitung fanden seine Lesebücher: „(Münsterberger) Volksschullesebuch“ (Bresl. 1855, öfters aufgelegt), „Deutsches Lesebuch“ (das. 1871; verschiedene Ausgaben für alle Stufen und Formen der Volksschule) und „Lesebuch für Landschulen, insbesondere für zweisprachige Schulen“ (das. 1886). Ferner veröffentlichte er: „Wegweiser für Volksschullehrer“ (das. 1858, 5. Bearbeitung 1871); „Der Volksschulunterricht“ (2. Aufl., das. 1879); „Schulkunde“ (das. 1884; kathol. Ausgabe von Bürgel) und war Mitarbeiter an der Schmid-Schraderschen „Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens“.

Bodelschwingh, Friedrich von, evangel. Geistlicher, geb. 6. März 1831 in Haus Mark bei Tecklenburg (Westfalen) als Sohn des Landrats, spätern Ministers Ernst v. B., besuchte die Gymnasien zu Koblenz, Berlin und Dortmund, wurde hierauf Bergmann, mußte aber gesundheitshalber diesen Beruf mit dem eines Landwirts vertauschen, als welcher er mehrere Jahre Güterinspektor in Pommern war, studierte dann seit 1854 in Basel, Erlangen und Berlin Theologie, wurde 1858 Pfarrer an der deutschen Gemeinde zu Paris, 1864 zu Dellwig bei Unna (Westfalen). 1872 als Leiter einer Anstalt für Epileptische nach Bielefeld berufen, hat er sich seitdem ganz und mit großartigem Erfolg den Liebeswerken der innern Mission gewidmet. Der gegenwärtige Bestand der Stiftungen ist folgender: 1) Anstalt für Epileptische mit mehr als 1100 Kranken; 2) Diakonissenhaus mit 550 Schwestern; 3) Diakonenhaus mit 180 Brüdern; 4) Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf, die erste ihrer Art, mit etwa 120 Insassen; 5) Arbeiterheim, Kolonie von bisher etwa 40 Arbeiterwohnungen. Im Werden ist ein Missionsseminar für das deutsche Gebiet in Ostafrika. In weitern Kreisen ist B. namentlich bekannt als erster Begründer der gegenwärtig in allen preußischen Provinzen und deutschen Ländern verbreiteten Arbeiterkolonien (s. d., Bd. 17). Auch begründete er eine eigne „Schriftenniederlage Bethel“ zu Gadderbaum bei Bielefeld. 1884 ernannte ihn die theologische Fakultät zu Halle zum Doktor der Theologie. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Vorschläge zur Vereinigung der Arbeiterkolonien im Deutschen Reich“ (Bethel 1884); „Wander- und Legitimationsordnung des Deutschen Herbergsvereins“ (das. 1886), „Ratgeber für Epileptische“ (Bielef. 1888), „Die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf und Verwandtes“ (Gadderb. 1889); „Was kann die freie christliche Liebesthätigkeit zur Abhilfe des Wohnungselends in den großen Städten thun?“ (Kassel 1889), „Mehr Luft, mehr Licht für den Arbeiterstand“ (Berl. 1890), „Der evangelisch-soziale Kongreß und die Arbeiterwohnungsfrage“ (Bielef. 1890).

Bodemann, Eduard, Historiker, geb. 8. Aug. 1828 zu Ohrum in der Provinz Hannover, studierte in Göttingen erst Theologie, dann Philologie und Geschichte, war darauf längere Zeit Hauslehrer, zuletzt bei dem Fürsten von Solms-Braunfels, und wurde 1863 Sekretär, 1867 Direktor der königlichen Bibliothek zu Hannover; 1887 ernannte ihn die philosophische Fakultät zu Göttingen zum Ehrendoktor. Von seinen Schriften sind zu nennen: „Xylographische und typographische Inkunabeln der königlichen Bibliothek zu Hannover“ (Hannov. 1865), „Die Handschriften der königlichen Bibliothek zu Hannover“ (das. 1867), „Julie v. Bondeli und ihr Freundeskreis“ (das. 1874), „J. G. Zimmermann, sein Leben etc.“ (das. 1878), „J. H. v. Ilten. Ein hannoverscher Staatsmann des 17. Jahrhunderts“ (das. 1879), „Die ältern Zunfturkunden der Stadt Lüneburg“ (das. 1883), „Von und über Albrecht v. Haller“ (das. 1885). Auch gab er den Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover mit dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz (Leipz. 1885), mit dessen Kindern, den Raugrafen (das. 1888) und mit der Herzogin

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0142.jpg&oldid=- (Version vom 1.11.2022)