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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

an welchem er diese Linie überschreitet, und wer von O. nach W. reist, läßt diesen Tag aus und springt beispielsweise sofort vom 30. März zum 1. April über.

Welches Datum man an den Orten in der Gegend des 180. Längengrades zählt, hängt davon ab, von welcher Seite diese Orte entdeckt wurden. Die Holländer kamen von W., die Spanier von O., und jeder folgte selbstverständlich seinen Schiffsjournalen. Es ist sehr begreiflich, daß dann auf jeder Insel und Inselgruppe des Großen Ozeans jenes Datum weiter gezählt wurde, welches die ersten Besiedler mitbrachten. Wie sonderbar sich die Sache gestaltete, zeigt unser Kärtchen Bd. 4, S. 573, auf welchem die Datumgrenze, anstatt dem Meridian zu folgen, eine weite Ausbiegung nach W. macht, weil die Philippinen von dem von O. herkommenden Magelhaens entdeckt und später auch von O. her durch Legaspi erobert und besiedelt wurden. Solange nun diese Inseln in ihrem auswärtigen Verkehr fast ausschließlich auf das spanische Amerika angewiesen waren, hatten sie keine Veranlassung, von ihrem ursprünglichen östlichen Datum abzuweichen. Als aber im Anfang dieses Jahrhunderts die spanische Herrschaft in Amerika zusammenbrach und sich die Beziehungen der Philippinen zur nahen asiatischen Küste immer lebhafter gestalteten, ergaben sich aus der Datumdifferenz zwischen den Inseln und dem Festland die unliebsamsten Störungen. Dies führte 1844 zu einer Änderung der Datumszählung, die in der Weise vorgenommen wurde, daß man den 31. Dez. 1844 gänzlich fallen ließ und nach dem 30. Dez. sofort den 1. Jan. 1845 zählte. Diese Änderung des Datums fand gleichzeitig auf den Marianen, die eine unmittelbare politische Dependenz der Philippinen bilden, Anwendung, und so ergibt sich also neben der nautischen Datumgrenze (180° von Greenwich) und der historischen noch eine thatsächliche oder wirtschaftliche, welche indes heute noch nicht mit Sicherheit gezogen werden kann, da die Datumzählung aller Inseln des Stillen Ozeans nicht hinlänglich bekannt ist. Dies gilt z. B. von den Karolinen, die indes wahrscheinlich dem Beispiel der Philippinen gefolgt sein werden. Die Samoa-Inseln und sehr wahrscheinlich auch die Tonga-Inseln führen, obwohl sie östlich von 180° v. Gr. liegen, doch dasselbe Datum wie Australien, weil ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu letzterm sehr viel regere sind als die zu Amerika. Genauere Untersuchungen würden wohl noch weitere Abweichungen in gleichem Sinne nachweisen lassen, und so ergibt sich, daß die heutige thatsächliche oder wirtschaftliche Datumgrenze unter dem Zwange der modernen Verkehrsgestaltung eine Ausbuchtung nach O. macht. Merkwürdigerweise ist die vor 46 Jahren auf den Philippinen vorgenommene Änderung der Datumzählung in der Litteratur fast unbeachtet geblieben, und es ist dem k. k. Fregattenkapitän Freiherrn v. Benko zu danken, daß er vor kurzem die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese Verhältnisse lenkte, welche in unsrer Zeit des Weltverkehrs erhöhtes Interesse beanspruchen.[WS 1]

Daublebsky von Sterneck zu Ehrenstein, Maximilian, Freiherr, österreich. Admiral, geb. 14. Febr. 1829 zu Klagenfurt als der Sohn des Geheimrats Joseph Freiherrn Daublebsky (gest. 1848), aus einem alten, 1807 in den österreichischen Freiherrenstand erhobenen böhmischen Adelsgeschlecht, trat nach Absolvierung des Marinekollegiums 1847 in die Kriegsmarine, ward 1853 Linienschiffsleutnant, 1859 Korvettenkapitän, 1861 Fregattenkapitän. In der Schlacht bei Lissa (20. Juli 1866) befehligte er als Linienschiffskapitän die Panzerfregatte Erzherzog Ferdinand Max, das Admiralschiff Tegetthoffs, mit welcher er das italienische Admiralschiff Re d’Italia in den Grund bohrte, und erhielt für diese That das Ritterkreuz des Maria Theresia-Ordens. 1870 zum Militärhafenkommandanten in Pola, 1872 zum Konteradmiral ernannt, unternahm er mit dem Grafen Hans Wilczek eine Fahrt auf der Jacht Isbjören nach Novaja Semlja zur Unterstützung der österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition unter Payer und Weyprecht. Von 1873 bis 1875 fungierte er als Befehlshaber der Eskadre im Mittelländischen Meere, ward hierauf Seearsenals-Kommandant in Pola, 1883 Vizeadmiral, 1884 Marinekommandant und Chef der Marinesektion des Reichskriegsministeriums, 1888 Admiral.

Daun, Leopold Joseph, Graf, österreich. Feldmarschall. Ihm zu Ehren erhielt 1888 das österreichische Infanterieregiment Nr. 56 seinen Namen.

Dautresme (spr. doträhm), Auguste Lucien, franz. Politiker, geb. 21. Mai 1826 zu Elbeuf, besuchte die polytechnische Schule in Paris und gründete in Rouen eine Fabrik; gleichzeitig widmete er sich der Musik und komponierte mehrere Opern. 1876 wurde er zum Deputierten gewählt und schloß sich in der Kammer der republikanischen Partei an. Im Kabinett Brisson übernahm er 1885 das Handelsministerium und behauptete dies Portefeuille auch in allen folgenden Ministerien bis 1888. An den Vorbereitungen für die Weltausstellung von 1889 hatte er hervorragenden Anteil. 1891 wurde er zum Senator gewählt.

David, Edler von Rhonfeld, Emil, österreich. General, geb. 1. Juli 1837 zu Prag, besuchte die Neustädter Militärakademie, trat 1855 als Leutnant in ein Jägerbataillon, ward 1859 Oberleutnant, dann Hauptmann im Generalstab, nahm an den Feldzügen in Italien 1859 und 1866 mit Auszeichnung teil, wurde 1869 zum Major, 1872 zum Oberstleutnant und 1875 zum Obersten befördert. Seit 1876 Kommandant des 29. Infanterieregiments, rückte er 1878 mit in Bosnien ein, ward 1880 Generalmajor und Kommandant der 17. Infanteriebrigade, 1884 dem 14. Korpskommando in Innsbruck und, seit 1886 Feldmarschallleutnant, dem 15. Korpskommando in Sarajevo zugeteilt und 1890 Stellvertreter des kommandierenden Generals daselbst. Im Oktober 1890 wurde er zum Statthalter in Dalmatien und Militär- und Landwehrkommandanten in Zara ernannt. D. ist seit Dezember 1890 Inhaber des 72. Infanterieregiments.

David d’Angers, Pierre Jean, franz. Bildhauer. Sein Briefwechsel wurde von Jouin herausgegeben: „D. et ses relations littéraires“ (Par. 1890).

Davidis, Henriette, Schriftstellerin, geb. 1. März 1801 zu Wengern a. d. Ruhr, bildete sich in Elberfeld zur Erzieherin aus und war 8 Jahre als solche thätig, errichtete 1841 eine Handarbeitsschule in Sprockhövel bei Blankenstein, welche sie bis 1848 leitete, worauf sie als Schriftstellerin an verschiedenen Orten lebte. Sie starb 3. April 1876 in Dortmund. Am bekanntesten wurde ihr Name durch ihr seit 1844 bis jetzt in vielen Auflagen erschienenes „Kochbuch“, dem sich andre, ebenfalls weitverbreitete hauswirtschaftliche Bücher („Küchen- und Blumengarten“, „Der Beruf der Jungfrau“, „Die Hausfrau“ u. a.) anschlossen. Auch veröffentlichte sie einen Band „Gedichte“ (Elberf. 1848).

Davitt (spr. déwít), Michael, irischer Agitator, geb. 1845 zu Straide in der Grafschaft Mayo, wurde als vierjähriger Knabe mit seinen Eltern aus deren Pachtgut vertrieben und kam in eine Fabrik in Lancashire,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. die Karte zur Datumsgrenze im Korrespondenzblatt zum achtzehnten Band.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2022)