Seite:Meyers b18 s0447.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

der Wangen verstellbaren Support D ist ein Schieber B angebracht, der an dem Arbeiterstand einen Werkzeugträger a aufnimmt. Dieser Werkzeugträger kann folgende Bewegungen ausführen: erstens längs des Supportschlittens b mit Hilfe einer Schraube und Handrad h; zweitens rechtwinkelig zu b durch Schraube mit Handrad g; drittens mit b um eine vertikale Achse auf dem Support B und endlich mit B parallel und rechtwinkelig zu den Drehbankwangen. Auf dem Werkzeugträger a befindet sich nun eine Drehspindel e zur Aufnahme einer Fräse oder eines Bohrers r. Diese Spindel erhält eine sehr schnelle Drehbewegung durch die über die Rollen c, d, f und das Drehbankschwungrad laufende Schnur ss und bringt auf dem Arbeitsstück A das Werkzeug r zur Wirkung, deren Erfolg von der gegenseitigen Bewegung zwischen Arbeitsstück und Werkzeug abhängt. Steht das erstere still und bewegt sich a parallel, so entstehen einfache Kannelierungen; dreht sich dabei zugleich das Arbeitsstück, so erhält letzteres die aus der Figur erkennbaren schraubenförmigen Kannelierungen; dreht sich das Werkzeug ohne Längsbewegung des Supports, so lassen sich damit je nach der Wahl des Werkzeugs die Perlen, Grübchen etc. hervorbringen. Um die sämtlichen Arbeiten mit Genauigkeit und Sicherheit ausführen zu können, sitzt zunächst auf der Spindel S eine Teilscheibe i, welche in drei Kreisen 18, 24 und 60 Löcher hat und demnach eine große Anzahl von Teilungen zuläßt. Dieselbe Teilscheibe i dient ferner als Zahnrad zur Übertragung der Spindeldrehbewegung mittels des Zahnrades k und der Welle m auf die Schraube im Support b, um a längs b zu verschieben. Weil b nun um einen vertikalen Zapfen drehbar sein muß, um sowohl parallel bei Cylindern als schräg bei Kegeln bewegt werden zu können, so ist auch die Welle m mit Gelenken versehen. Sollen nun gerade verlaufende Hohlkehlen (sogen. Pfeifen) erzeugt werden, so stellt man das Arbeitsstück fest, den Supportteil b parallel der Oberfläche des Arbeitsstückes und verschiebt b durch die Handkurbel h bei ausgekuppelter Stange m. Für die Herstellung gewundener Furchen kuppelt man m ein und setzt die Spindel in Drehung, wodurch sich zugleich b verschiebt, während sich A dreht; dabei kann das Maß der Gewindsteigung durch Wechselräder zwischen i und k beliebig gewählt werden. Die Hervorbringung andrer Verzierungen ergibt sich hieraus ohne weiteres, wenn noch hinzugefügt wird, daß es durch Verstellung der Rolle d an die Seite, z. B. nach d1d2, auch möglich ist, die Werkzeugspindel e in eine Lage zu bringen, welche parallel den Drehbankwangen ist, und daher mit derselben Leichtigkeit die Verwendung des Bohrers, der Fräse etc. gegen plattenförmige Arbeitsstücke (Teller, Tischplatten u. dgl.) gestattet. Teils um die Schnur ss zu spannen, teils um sie bequem in die richtige Lage zu der Drehspindel e zu bringen, sind die Leitrollen c und f verstellbar an eisernen Winkeln y und z befestigt, die ihrerseits sich auf den Wangen verschieben und feststellen lassen.

Die Rundstabhobelmaschine dient zur Erzeugung runder Stäbe aus Holz, welche von runden Bleistiften und Federhaltern, Dübeln und Ladestöcken aufwärts zu den schweren Gardinen- und Vorhangstangen, zu den verschiedensten Gerätstielen eine so ausgedehnte Verwendung finden, daß ihre Anfertigung fabrikmäßig erfolgt. Die hierzu verwendete Maschine besteht dem Wesen nach in einer hohlen Spindel, die wie eine Drehbankspindel in Umdrehung versetzt wird und an einem Ende einen Kopf besitzt, in welchem sich ein oder zwei Messer befinden, die nach innen wie Hobeleisen vorstehen und bei der Durchführung der roh vorbereiteten Stange diese abschälen und dadurch in einen vollkommnen Rundstab verwandeln. Neuerdings ist diese Maschine nun in der Weise von Werner u. Pötzsch in Meerane vervollkommt, daß man mit einem Kopfe Rundstäbe von verschiedenen Durchmessern (von 5–80 mm) herstellen kann, während man früher für jeden Durchmesser einen besondern Kopf nötig hatte. Man erreicht dies durch eine hohlkegelförmige Gestaltung des Kopfes und durch eine Anordnung, welche eine Verschiebung und genaue Einstellung der Messer an der innern Wandfläche des Kopfes gestattet. Zu dem Zwecke sind drei Messer in gleichem Abstand auf drei Schiebern angebracht, die sich mittels Schrauben gleichzeitig verschieben lassen, indem diese mit Zahnrädchen versehen sind, welche in einen Zahnkranz eingreifen, der am vordern Ende des Kopfes sitzt. Durch Drehen vermittelst eines Schlüssels an einer der Schrauben bewegen sich alle drei Schieber gleichzeitig. Schraubt man dieselben nach dem weiten Teile des Kopfes, so erhält man dickere Stäbe, während eine Verschiebung nach dem engern Teile die Messer auf einen kleinern Durchmesser einstellt. Außerdem sind noch Führungen in einem eignen Gestell angebracht, welche den Stab genau zentrieren und leiten.

Der Kehlhobel besitzt bekanntlich ein Hobeleisen, welches ein Profil hat, das genau dem herzustellenden Gesimsprofil entsprechen muß, so daß für jedes Profil ein besonderes Eisen erforderlich wird. Bei dem Hobel von Eppler in Dußlingen werden nun diese Profileisen kombiniert, indem man für jedes gebräuchliche Gesimsglied ein einzelnes besonderes Profileisen anfertigt und die auf solche Weise in größerer Zahl vorrätig erhaltenen Eisen in bestimmter Reihenfolge auf Blättern befestigt, die an der Hobelbank das entsprechende Profil besitzen und im Hobelkasten durch Schrauben, Keile etc. befestigt werden.

Holzverzierungen. Eine Reihe neuerdings mit großem Erfolg zur Durchführung gelangter Verfahrungsarten, dem Holze mit mechanischen Hilfsmitteln Verzierungen zu erteilen, welche früher nur durch die teure Handschnitzerei hervorgebracht wurden, findet ihre Grundlage in folgenden, durch die eigentümliche Beschaffenheit und Zusammensetzung des Holzes erklärten Eigenschaften des letztern. Wird Holz mit einem gewissen Feuchtigkeitsgehalt einer Erwärmung ausgesetzt, so erfährt dasselbe eine Art Dämpfung durch den eignen Wassergehalt, wird dadurch geschmeidig und bildsam und nimmt mit Leichtigkeit Eindrücke an, welche nach dem Erkalten vollständig und dauernd zurückbleiben. Setzt man dahingegen das Holz einer erhöhten Temperatur aus, so verändert es seine Farbe, indem es bei etwa 200° sich bräunt, bei 270–350° in sogen. Rotkohle und bei 400° in Schwarzkohle übergeht und zwischen Hellbraun und Tiefschwarz eine Menge sichtbarer Abstufungen und Abtönungen dieser Farben gestattet.

Die Ausnutzung der ersten Eigenschaft erfolgt durch Pressen des Holzes zwischen erwärmten Preßplatten oder Preßwalzen, oft und zweckmäßig in Verbindung mit einer Vorwärmung des genügend durch Hobeln etc. vorbearbeiteten Holzes. Man unterscheidet bei dieser Arbeit Flach- und Hochrelief. Die Flachreliefarbeiten liefern die Verzierungen etwa 1–3 mm erhaben, die Hochreliefarbeiten können bedeutend höhere Verzierungen hervorbringen. Der kontinuierlichen Wirkung und der leichtern Hervorbringung größerer Pressungen halber verwendet man als

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0447.jpg&oldid=- (Version vom 4.3.2023)