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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

ein sichtbares Zeichen für den angeschlagenen Ton auf dem Streifen festgehalten.

Mencke, 3) (Mencken), Anastasius Ludwig, preuß. Kabinettsrat. Vgl. Hüffer, A. L. Mencken, der Großvater des Fürsten Bismarck, und die Kabinettsregierung in Preußen (Bonn 1890).

Mengelberg, Otto, Maler, starb 28. Mai 1890 in Düsseldorf.

Mensch (Alter desselben). Während die Existenz des Menschen in der Quartärzeit (Diluvium) von keiner Seite bestritten wird, werden gegen die Annahme, daß derselbe bereits während der Tertiärzeit gelebt hat, von namhaften Anthropologen Einwände erhoben. Die von Bourgeois in den Mitteltertiärschichten von Thenay (Landschaft Beauce in Frankreich) aufgefundenen Feuersteine sollen nicht, wie derselbe behauptet, von Menschenhand bearbeitet sein, sondern vielmehr der zufälligen Einwirkung von Naturkräften ihre Gestalt verdanken. Auch die Spuren menschlicher Thätigkeit, welche an den aus den Sandgruben von St.-Prest (unweit Chartres) zu Tage geförderten Tierknochen nachgewiesen wurden und die ebendaselbst aufgefundenen Feuersteingeräte, ferner die von Ribeiro in den mittel- und spättertiären Ablagerungen des Tajothales (Portugal) gesammelten Feuersteine und Quarzite sowie jene an den Rippen eines unweit Poggarione (Toscana) in spättertiären Mergeln aufgefundenen Walfischskelettes nachzuweisenden Einschnitte, die von Capellini auf die Thätigkeit des Tertiärmenschen zurückgeführt werden – alle diese Thatsachen und Beobachtungen werden als nicht beweiskräftig genug erachtet, um damit die Lehre, daß der Mensch bereits während der Tertiärperiode in Europa existiert hat, mit Sicherheit zu begründen. Anderseits kann die Thatsache, daß während der Tertiärzeit Amerika bereits von Menschen bewohnt war, kaum noch bestritten werden. Durch genaue Feststellung und Untersuchung der Umstände und der Lokalität, wo vor mehreren Jahrzehnten in der Sierra Nevada Kaliforniens der Calaverasschädel aufgefunden wurde, gelangt Emil Schmidt zu dem Schlusse, daß der Inhaber dieses Schädels, wenn nicht schon früher, doch spätestens während des Pliocäns (Spättertiärzeit) gelebt hat. Weiterhin wird die Existenz des Tertiärmenschen in Nordamerika bezeugt durch die von Menschenhand hergestellten Artefakte, die auf dem Boden von Thälern aufgefunden wurden, deren Bildung außerordentlich weit in die Vergangenheit zurück reicht. Auch die kürzlich in Butte-County (Kalifornien) bei der Bearbeitung der dortigen Minen in pliocänen Kiesablagerungen entdeckten Steinmörser, die offenbar menschlicher Thätigkeit ihre Entstehung verdanken, liefern einen Beweis für die Existenz des Menschen während der Tertiärzeit. Vgl. Emil Schmidt, Die ältesten Spuren des Menschen in Nordamerika (Hamb. 1887); Sketchley, On the occurrence of stone mortars in the ancient river gravels of Butte-County, California (im „Journal“ des Anthropol. Instituts von Großbritannien, 1889).

Meran, Franz, Graf von, starb 27. März 1891 in Abbazia.

Merkur. Die Dauer der Umdrehung dieses Planeten um seine Achse wurde bisher auf Grund der von Schröter in Lilienthal im Anfang dieses Jahrhunderts ausgeführten ziemlich unsichern Beobachtungen der Gestalt des südlichen Hornes der nur teilweise beleuchteten Scheibe sowie eines dunkeln Streifens zu 24 Stunden 5 Minuten angenommen. Auch von spätern Beobachtern sind dunkle Streifen und Flecke auf M. beobachtet worden, so von L. de Ball 1882 in Bothkamp; aber zu einer neuen Bestimmung der Rotationszeit ist erst Schiaparelli in Mailand gelangt, welcher den M. 1882–89 erst mit dem durch die Entdeckungen auf dem Mars bewährten 8zölligen und seit 1886 mit dem neuen 18zölligen Refraktor der Mailänder Sternwarte während aller Phasen des synodischen Umlaufs mit nur kurzen Unterbrechungen zur Zeit der Konjunktionen beobachtet hat. Da M. immer in der Nähe der Sonne steht, von der er sich höchstens 23° entfernt, und da sich bei tiefem Stande desselben die nötige Vergrößerung nicht benutzen ließ, so mußten die Beobachtungen am Tage ausgeführt werden, was im Winter bei ruhiger, klarer Luft zu jeder Stunde, im Frühling und Herbst am besten in den Morgenstunden geschah, während im Sommer die vielen in der Luft enthaltenen Wasserdünste die Beobachtungen erschwerten.

Die Beobachtungen haben nun ergeben, daß an zwei aufeinander folgenden Tagen zu derselben Tagesstunde auch dieselben hellen oder dunkeln Flecke anscheinend auf derselben Stelle der Planetenscheibe sichtbar sind, und das findet auch noch statt, wenn man in Zwischenzeiten von 2, 3 oder 4 Tagen beobachtet, nur ändert sich dann die Lichtphase merklicher. Daraus folgt, daß M. in 24 Stunden entweder eine oder mehrere ganze Rotationen vollendet, oder daß seine Rotation so langsam erfolgt, daß sie sich in Zeit von wenigen Tagen nicht geltend macht. Es lassen sich aber auch keine Veränderungen wahrnehmen, wenn man den M. an demselben Tage oder an zwei aufeinander folgenden Tagen zu verschiedenen Tagesstunden beobachtet; die Rotationszeit kann daher kein Teil von 24 Stunden sein. Erfolgen die Beobachtungen in verschiedenen synodischen Umläufen bei ähnlichen Stellungen des Planeten gegen Sonne und Erde, so ist der Anblick der Flecke im allgemeinen ebenfalls der gleiche, nur ihre Lage gegen die Schattengrenze ist meist etwas anders. Aus der Gesamtheit dieser Beobachtungen schließt nun Schiaparelli, daß der M. in derselben Weise um die Sonne läuft wie unser Mond um die Erde und der äußerste Saturnmond (Japetus) um den Saturn, daß er ihr also beständig wesentlich dieselbe Seite zukehrt, und daß die Dauer einer Rotation um die Achse mit der Zeit eines siderischen Umlaufs um die Sonne, d. h. 87,9693 Tagen, zusammenfällt. Doch ist es möglich, daß beide Perioden etwa um den tausendsten Teil verschieden sind, wiewohl Schiaparelli eine genaue Übereinstimmung für wahrscheinlich hält. Die Lage der Drehungsachse hat sich zwar nicht ganz sicher feststellen lassen, den Beobachtungen wird aber genügt durch die Annahme, daß dieselbe rechtwinkelig zur Bahnebene steht; sicher erreicht der Winkel zwischen letzterer und dem Äquator des M. nicht 23 oder 25° wie bei Erde oder Mars. Die Beobachtungen deuten auf eine ganz gleichförmige Rotation; da aber die Bewegung des M. um die Sonne infolge der bedeutenden Exzentrizität der Bahn sehr ungleichförmig ist, so ergibt sich eine starke Libration (scheinbare Schwankung) des M., d. h. der Punkt seiner Oberfläche, welcher, von der Sonne aus gesehen, in der Mitte der Planetenscheibe erscheint, rückt während eines siderischen Umlaufs um 471/3° nach der einen und wieder nach der entgegengesetzten Richtung. In der Figur sind A und B die beiden äußersten Punkte, welche in der Mitte der Scheibe erscheinen können; die Bewegung des Mittelpunktes von A bis B dauert 51,19 Tage, die von B nach A nur 36,78 Tage. Infolge davon wird auch nicht bloß die Hälfte der Merkuroberfläche von der Sonne beleuchtet und dadurch für uns sichtbar, sondern

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0629.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2021)