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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

zu fördern, also 351,69 m hoch zu heben. Die verwendete W. hat zwei wagerecht liegende Pumpenzüge, die zu beiden Seiten eines großen Windkessels liegen und einzeln oder gleichzeitig betrieben werden können (in Fig. 1 ist einer derselben dargestellt). Jeder derselben ist hinreichend groß, um das ganze Aufschlagwasser ausnutzen zu können. Der Kraftkolben hat 352 mm Durchmesser und 255 mm Hub, die Pumpenkolben haben bei gleichem Hub 136 mm Durchmesser. Der schnelle Gang der Maschine wird,

Fig. 1. Wassersäulenmaschine von Roux.

abgesehen von einem Windkessel E, der etwanige Wasserstöße mildert, durch die besondere Art der Steuerung gewährleistet. Diese besteht aus zwei übereinander liegenden hydraulischen Kolbensteuerungen. Die erste derselben (die der Wasserzuleitung zunächst gelegene Vorsteuerung) veranlaßt die Bewegung der andern (der Hauptsteuerung), diese die Bewegung des Kraftkolbens und dieser wiederum die Bewegung der ersten Steuerung. Das Trieb- oder Aufschlagwasser fällt durch das Rohr G ein, durchstreicht das Zulaßventil V sowie den Windkessel E und wird dem Kraft- oder Treibkolben M, welcher sich auf der Kolbenstange T befindet, zugeführt. Die Kolbenstange trägt an ihren Enden die Kolben C, welche sich in den Cylindern Q hin und her bewegen. Das zu fördernde Wasser wird dem Windkessel E entnommen und durch die Rohrleitung RFO unter den Saugventilen S u. S1 zugeführt, tritt beim Zurückgehen der Kolben durch diese in die Pumpe und beim Vorgehen der Kolben durch die Druckventile J u. J1 in den großen (in der Figur nicht gezeichneten) Windkessel, von welchem es in das Steigrohr gelangt. Die Steuerung wird durch Vermittelung des Treibkolbens vom Aufschlagwasser selbst wie folgt bewirkt: Bei der in Fig. 1 gezeichneten Stellung strömt das Wasser des Windkessels E in die Kanäle p. An der rechten Seite wird es durch die Kolben a3 und a4 der Vorsteuerung und durch b3 und b4 der Hauptsteuerung an der Weiterbewegung nach h, bez. eg gehindert. An der linken Seite dagegen lassen die Kolben a1 und a2 das Wasser in den Kanal h1, dasselbe wirkt hier einseitig auf den Kolben b1, der nach rechts getrieben wird, so daß das Aufschlagwasser zwischen b1 und b2 hindurchstreichen und durch e1 und g1 hinter den Treibkolben M treten kann. Derselbe verdrängt alsdann das im Raume L befindliche, bereits ausgenutzte Aufschlagwasser und drückt gleichzeitig mittels des Kolbens C eine entsprechende Druckwassermenge zu Tage. Kurz vor dem Ende des Hubes gibt der Treibkolben M die Öffnung m frei, durch dieselbe und den Kanal ma5 gelangt das Aufschlagwasser hinter den Kolben a4 und treibt die vier Kolben der Vorsteuerung nach links. Dies wird jedoch erst dadurch ermöglicht, daß gleichzeitig der innere Teil des Kolbens M, welcher mit dem außer Druck befindlichen Abflußwasser in Verbindung steht, die Öffnung n und damit die Leitung na frei macht, so daß das vorher hinter a1 befindliche gespannte Wasser seinen Druck verliert und mit dem verbrauchten Wasser aus L durch den Kanal AB entweichen kann. Nach der Verschiebung der Vorsteuerung von rechts nach links wiederholen sich die eben für die linke Seite geschilderten Vorgänge auf der rechten und umgekehrt. Zahlreiche Versuche mit der vorstehenden von Crozet u. Komp. in Chambon ausgeführten Maschine lieferten nachstehende Ergebnisse: Bei 50minutlichen Doppelhüben sind in 24 Stunden 1783 cbm Wasser erforderlich und werden 248 cbm gehoben, so daß, um ein Raumteil Wasser 280 m hoch zu fördern, sieben Raumteile Wasser mit 70 m Gefälle erforderlich sind, entsprechend einer Nutzleistung von 55 Proz. Die Kosten der ganzen Anlage betragen: für die eigentliche Maschine von 10,200 kg Gewicht 21,805 Frank, für die Rohrleitung 22,728 Fr., für Montage und Nebeneinrichtungen 17,391, also im ganzen 61,924 Fr. Die Betriebskosten betrugen für 17 Monate rund 587 Fr. Aufsicht ist fast gar nicht erforderlich, auch hat die Maschine bei vorkommenden Reparaturen unter einem Wasserspiegel von 7–8 m Höhe mehrere Tage anstandslos gearbeitet.

In origineller Weise wird eine W. von Kley zum Betrieb von Fahrkünsten (s. d., Bd. 5) benutzt. Hierzu war es erforderlich, die W. so einzurichten, daß sie auch bei großer und schneller Veränderlichkeit in der Belastung der Gestänge sich derart selbst reguliert, daß sie stets eine bestimmte Hubzahl macht. Bei den Fahrkünsten werden nämlich schnelle Belastungsänderungen der Gestänge dadurch herbeigeführt, daß sie einmal ganz leer gehen, ein andermal mit Bergleuten, die aus- oder einfahren wollen, teilweise oder voll besetzt sind. Im erstern Falle hat die Maschine nur die Reibung des Apparats zu überwinden, im zweiten Falle (beim Ausfahren) hat sie bei jedem Hube eines Gestänges dazu noch das ganze Gewicht der aufgetretenen Mannschaft zu heben, und im dritten Falle (beim Einfahren) wird sie von dem Gewicht der niederfahrenden Bergleute getrieben und muß daher nicht nur keine Arbeit verrichten, sondern vielmehr

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 978. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0994.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2022)