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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

dem er verschiedene Zuflüsse des obern Kongo oder Lualaba zu überschreiten hatte. Von Nyangwe dem Kongo abwärts folgend, gelangte er zur Station Riba Riba und von dieser in fast genau westlicher Richtung zur Station Bena Kamba, die nach seinen Berechnungen unter 2°50′ südl. Br. liegt und nicht, wie Delcommune meinte, unter 4° südl. Br. Le Marinel marschierte von dem befestigten Lager Lusambo am Sankuru nach Bena Kamba, indem er dem Lubilasch, den er unter 5° südl. Br. erreichte, bis zu dieser Station folgte. Der Fluß hat fast auf der ganzen Strecke Stromschnellen. Die kupferreiche Landschaft Katanga war das Ziel von vier Expeditionen, von denen drei vom Kongo ausgingen. Le Marinel marschierte 23. Dez. 1890 von Lusambo im Thal des Lubudi aufwärts, kreuzte den Lubilasch unter 7°20′ südl. Br., erreichte die Lomamiquelle unter 8°30′, überschritt den Lualaba unter 9°4′ und erreichte Bunkeia, die Hauptstadt von Msiris Reich, 18. April, schloß nur mit Msiri einen Vertrag und gründete östlich von Bunkeia, am Lofoï, einem Nebenfluß des Lufire, eine Station, worauf er nach Lusambo zurückkehrte. Delcommune brach 30. Jan. 1891 von Bena Kamba auf, erreichte die kleine arabische Niederlassung Ngongo-Lutita am rechten Lomamiufer und marschierte 13. Mai nach S. weiter. Ihm folgte Kapitän Bia, welcher Mitte Juni am Kongo eintraf. Eine vierte Expedition brach unter Stairs von Sansibar auf und marschierte über Tabora. Hodister wird einen kleinen, zur Überwältigung von Stromschnellen geeigneten Dampfer über die Stanleyfälle nach dem Oberlauf des Kongo schaffen, dann nach Katanga vordringen und dort Stationen gründen. Dagegen wurde J. Thomson, welcher eine neue Reise nach Katanga plante, auf diplomatischem Wege an der Ausführung gehindert und zurückberufen. Der französische Kapitän Trivier, welcher 1889 A. durchquerte, reiste 10. Nov. 1890 von Bordeaux ab, um auf Kosten von drei Handelskammern und des Stadtrats von Paris eine handelspolitische Forschungsreise an der West- und Ostküste von A. anzutreten. Obwohl die Reise in erster Linie kommerzielle Interessen zum Zweck hat, wird Trivier auch naturwissenschaftliche und geographische Forschungen anstellen. Kapitän Delporte erhielt den Auftrag, die zu einer richtigen Karte des Kongostaats notwendigen geographischen Ortsbestimmungen, Routenaufnahmen, Ermittelung der magnetischen Variation etc. zu beschaffen. Doch erkrankte er schon in Stanley Falls und starb 25. Mai 1891 auf dem Transport nach der Küste in Manyanga.

Südafrika.

Die Besitzergreifung von Khamas Reich, Matabeles Reich und dem der Barotse oder Mambunda durch die Engländer und der in der Folge in Angriff genommene weitere Ausbau der von Kimberley durch Britisch-Betschuanenland nordwärts strebenden Eisenbahn- und Telegraphenlinien sowie die Bearbeitung der Goldfelder in Matabeleland haben unsre Kenntnis dieser Gebiete nicht wenig erweitert. Um den Schleier zu lüften, der noch immer über dem Ursprung der geheimnisvollen Ruinen von Simbabye ruht, die 1871 von Mauch entdeckt wurden und jetzt der britischen Interessensphäre angehören, hatte die Londoner Geographische Gesellschaft eine Expedition unter Führung des durch seine archäologischen Forschungen in Kilikien bekannten Bent ausgesandt. Dieser sollte sowohl eine archäologische Durchforschung der Ruinen als auch eine geographische Aufnahme des umliegenden Gebiets ausführen, fand zwar keine Inschriften, aus denen die Herkunft sich ermitteln ließ, wohl aber Skulpturen an einem Altar, einen Fries mit einer Jagdszene, blaue und grüne Thongefäße, eine mit Gold überzogene Kupferplatte und andre Arbeiten, anscheinend persischen Ursprungs, und auch ähnliche Bauten in andern Teilen des Maschonalandes. Im Auftrag des französischen Unterrichtsministeriums ging Dècle mit dem belgischen Grafen de Laloing zu ethnographischen und ethnologischen Studien nach Palapya, der neuen Hauptstadt des Bamangwatoreiches, um von dort über die Viktoriafälle des Sambesi nach Lialui, der Hauptstadt des Barotsereiches, vorzudringen. Doyle durchkreuzte Anfang 1891 von Manica aus das ganze Ghasaland, dessen nördlichen gebirgigen Teil er als für europäische Ansiedelung geeignet empfiehlt. Lord Randolph Churchill trat mit drei Begleitern 30. April 1891 eine Forschungsreise nach Südafrika an, um an der Spitze einer vollständig ausgerüsteten Untersuchungsabteilung Streifzüge ins neue Goldland der britischen Südafrikanischen Gesellschaft zu unternehmen. Das deutsche Gebiet in Südwestafrika soll abermals in Angriff genommen werden, zu welchem Zweck die deutsche Kolonialgesellschaft durch zwei Abgesandte geologische Untersuchungen anstellen und Hoachanas, Windhoek und Waterberg auf ihren landwirtschaftlichen Wert prüfen lassen will. Hauptmann v. François führte von Dezember 1890 bis April 1891 eine wichtige Reise von Damaraland nach dem Okavango (Kubango) aus, indem er den Lauf des Omuramba bis zur Mündung in jenen Fluß und dann das Südufer desselben bis zum Häuptling Andara verfolgte.

Ostafrika.

Seitens der deutschen Marine wurde die Vermessung der deutschen ostafrikanischen Küste in Angriff genommen. Zu diesem Zweck hat man das zu vermessende Gebiet in zwei Teile geteilt, einen nördlichen von der englischen Grenze bis Dar es Salam und einen südlichen von dort bis Kap Delgado. Als Ausgangspunkt der Triangulation ist das englische Konsulat in Sansibar unter 39°11′8″ östl. L. v. Gr. angenommen. Die topographische Aufnahme des Küstengebiets auf ungefähr 10 Seemeilen landeinwärts sowie eine genaue Auslotung der Küstengewässer werden die Grundlage bilden für die kartographische Darstellung des Gebiets, welche das Reichsmarineamt zu veröffentlichen beabsichtigt. Auch die übrigen deutschen Schutzgebiete sollen später in dieser Weise vermessen werden. Die Engländer haben ebenfalls Aufnahmen an der ostafrikanischen Küste mit Einschluß der vorliegenden Inseln gemacht und darüber bereits einige Kartenblätter veröffentlicht. Emin Pascha ist auf seinem Organisationszug im Hinterlande Deutsch-Ostafrikas unermüdlich thätig gewesen, die Wissenschaft zu bereichern. Außer großen, von ihm zur Küste gesandten Sammlungen brachte er im „Ausland“ neue Beobachtungen über das noch wenig bekannte Hirtenvolk der Wahuma, denen sich die Bemerkungen seines Begleiters Stuhlmann über die Wasadimu, die Ureinwohner von Sansibar, anschließen. Auch gab Emin eine Reihe von Siedepunktbestimmungen auf seinem Zug von Bagamoyo nach dem Victoriasee, dessen Seehöhe er aus 1190 m berechnet, wonach ein Sinken des Seespiegels um 10 m seit den frühern Beobachtungen konstatiert ward. Emin Pascha erreichte von Tabora aus den Victoriasee bei Ukombi und schiffte sich dort nach Makongo in der Landschaft Karagwe am Westufer ein, während sein Begleiter Stuhlmann den

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0022.jpg&oldid=- (Version vom 12.1.2022)