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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

der ostindischen Inselwelt verwertete er in einer großen Anzahl wertvoller Beiträge für deutsche und ausländische Zeitschriften. Von größern Arbeiten lieferte er ein „Geographisch-statistisches Weltlexikon“ (Stuttg. 1888) und die Festschrift „Württembergische Forschungsreisende und Geographen des 19. Jahrhunderts“ (das. 1889).

Metzsch, Karl Georg Levin von, sächs. Minister, geb. 14. Juli 1836, besuchte die Fürstenschule in Meißen, studierte 1858–61 in Leipzig die Rechte, nahm 1866 als Freiwilliger im 2. Jägerbattaillon am Kriege in Böhmen teil, war dann Amtshauptmann in Oschatz und Dresden-Neustadt, wurde 1886 als Geheimer Regierungsrat in das Ministerium des Innern, 1889 in das des Auswärtigen berufen und Bundesratsbevollmächtigter und 1. Febr. 1891 zum Minister des Innern, 1. April auch des Auswärtigen ernannt.

Meyer, 1) Hans, Kupferstecher, geb. 26. Sept. 1846 zu Berlin, trat nach beendigtem Gymnasialkursus in das Atelier von E. Mandel, bei dem er sieben Jahre arbeitete, und besuchte gleichzeitig die Kunstakademie. Seine ersten selbständigen Arbeiten waren einige gestochene Porträte nach Photographien und ein Stich des Bildnisses der Infantin Maria Margarete, von Velazquez, im Louvre, der ihm den Michael Beerschen Preis eintrug. 1871 und 1872 hielt er sich in Italien auf, wo unter anderm die Stiche von zwei Studienköpfen (jungen Neapolitanerinnen) entstanden. Nach seiner Rückkehr in die Heimat führte er einen Stich nach Julius Schraders Bildnis des Grafen Moltke aus, der ihm die Mittel zu einer zweiten Reise nach Italien (1874–1875) gab, wo er unter anderm eine Zeichnung von Raffaels Poesie in den Stanzen des Vatikans anfertigte. Der Stich danach, der die Figur zum erstenmal inmitten ihrer dekorativen Umrahmung wiedergibt, beschäftigte ihn bis 1884. Diesem seinem ersten Hauptwerk folgten zunächst der Stich Maria und Elisabeth mit dem Christuskind und dem kleinen Johannes nach dem Gemälde Morettos im Berliner Museum und die Radierungen nach den Angelischen Bildnissen des deutschen Kronprinzenpaares (1883). Im J. 1884 wurde ihm der Unterricht im Kupferstechen und Radieren an der Hochschule für die bildenden Künste übertragen, den er noch gegenwärtig leitet. Von seinen übrigen Werken sind der Stich nach van Dycks Dame mit dem Handschuh im Louvre und eine Radierung nach Rubens’ Perseus und Andromeda im Berliner Museum hervorzuheben. 1886 erhielt er die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung und 1888 den Professortitel. Zugleich wurde er vom Staate beauftragt, die von E. Geselschap im Kuppelraum des Berliner Zeughauses ausgeführten Wandgemälde in Kupfer zu stechen. Als selbständig schaffender Künstler hat er in einem 19 Bleistiftzeichnungen umfassenden Cyklus: ein Totentanz, eine reiche Erfindungsgabe gezeigt.

2) Viktor, Chemiker, geb. 8. Sept. 1848 zu Berlin, studierte seit 1865 Chemie in Berlin und Heidelberg, wurde 1871 Professor am Polytechnikum in Stuttgart, 1872 am Polytechnikum in Zürich, 1885 an der Universität in Göttingen und 1869 in Heidelberg. M. zählt zu den bedeutendsten Chemikern der Gegenwart und hat mehrere Kapitel seiner Disziplin wesentlich gefördert. Seine wichtigsten Arbeiten betreffen die aromatischen Verbindungen, die Nitroverbindungen der Fettreihe, die gemischten Azoverbindungen, Oxime, die Thiophengruppe, ferner Gas- und Dampfdichtebestimmungen, das Verhalten von Elementen und Verbindungen bei sehr hohen Temperaturen, die langsame Verbrennung von Gasgemischen und stereochemische Theorien. Er schrieb: „Pyrochemische Untersuchungen“ (mit Langer, Braunschw. 1885); „Lehrbuch der organischen Chemie“ (mit Jacobson, Leipz. 1891 ff.); „Tabellen zur qualitativen Analyse“ (mit Treadwell, 3. Aufl., Berl. 1891); „Die Thiophengruppe“ (Braunschw. 1888); „Ergebnisse und Ziele der stereochemischen Forschung“ (Heidelb. 1890); „Aus Natur und Wissenschaft. Wanderblätter und Skizzen“ (das. 1892).

Meynert, Theodor Hermann, Mediziner, geb. 15. Juni 1833 zu Dresden, besuchte das Gymnasium in Wien, studierte daselbst seit 1850 Medizin, habilitierte sich 1865 daselbst als Privatdozent, wurde 1866 Prosektor an der Wiener Irrenanstalt, 1870 außerordentlicher Professor der Psychiatrie und erhielt 1873 die ordentliche Professur der Psychiatrie im Allgemeinen Krankenhaus zu Wien sowie die Leitung der Abteilung für Nervenkrankheiten. M. hat sich um die Anatomie und Biologie des Gehirns große Verdienste erworben, fand aber in der Durchführung einer gehirnanatomischen Diagnostik in der Psychiatrie bei den Fachgenossen großen Widerstand. Mit Spurzheim wirkte er für die Durchführung der zwanglosen Behandlung der Irren. Er schrieb: „Anatomie der Hirnrinde und ihrer Verbindungsbahnen“ (in Leidesdorfs „Lehrbuch der psychischen Krankheiten“, Erlang. 1865); „Der Bau der Großhirnrinde und seine örtlichen Verschiedenheiten“ (in der „Vierteljahresschrift für Psychiatrie“, 1867 u. 1868); „Vom Gehirn der Säugetiere“ (in Strickers „Handbuch der Lehre von den Geweben“, Leipz. 1870); „Psychiatrie. Klinik der Erkrankungen des Vorderhirns, begründet auf dessen Bau, Leistungen und Ernährung“ (Wien 1884, Bd. 1); „Klinische Vorlesungen über Psychiatrie“ (das. 1890); „Sammlung von populär-wissenschaftlichen Vorträgen über den Bau und die Leistungen des Gehirns“ (das. 1892).

Meysenbug, Malwida, Baronin von, Schriftstellerin, geb. 28. Okt. 1816 zu Kassel, genoß durch das frühzeitige Verlassen der Heimat (infolge der Revolution von 1830) und das lange, unstete Leben der Familie nur stückweise Unterricht und ergänzte ihre Bildung durch eigne eifrige Lektüre. In die Berliner Revolution von 1848 war sie, die radikale Tochter einer konservativen Familie, derart verwickelt, daß sie nach England überzusiedeln sich entschließen mußte. In London ward sie Erzieherin im Hause Alexander Herzens und stand mit dem ganzen Kreise von Emigranten: dem Ehepaar Kinkel, Pulsky, Mazzini, Saffi, Louis Blanc u. a., in engem Verkehr, außerdem mit Michelet, Renan, Cobden, dann mit Richard Wagner, dessen begeisterte Anhängerin sie wurde. In ihren sehr fesselnden „Memoiren einer Idealistin“ (Berl. 1882, 3 Bde.) gab sie geistvolle Schilderungen von allen. Seit 1867 lebt sie ständig in Italien, teils in Florenz, teils in Rom; auch hier mit hervorragenden Männern wie Minghetti, Alex. v. Warsberg u. a. befreundet. Ihre litterarische Thätigkeit hatte in England mit Übersetzungen aus dem Englischen und Russischen ins Deutsche und aus dem Russischen ins Englische begonnen: A. Herzens „Memoiren eines Russen“ (Hamb. 1856); die „Memoiren der Fürstin Daschkoff“ mit Vorwort von A. Herzen, aus dem Englischen ins Deutsche (das. 1857) u. a. Eignes Schaffen begann sie mit den anonym herausgegebenen „Memoiren einer Idealistin“; ihnen folgten: „Stimmungsbilder“ (Leipz. 1884); der

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0627.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2021)