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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

übrigen ist die Vorrichtung sehr ineinandergedrängt. Im Mai 1892 hat Stegemann ein Patent auf eine neue Wechselkassette für Häute, welche ohne Sack brauchbar ist, eingereicht.

Trotz der Häute bleiben aber die schweren und zerbrechlichen Platten noch immer beliebt, weil sie sich viel bequemer einlegen und entwickeln lassen. Daher haben wir noch eine reiche Zahl von Momentapparaten für Platten. Fast jeden Monat wird ein neuer erfunden, der „auf Zeit und Moment“ zu benutzen ist. Wir heben hier hervor: Fichtners Excelsior, mit sehr gut erdachter Wechselvorrichtung, Krügeners Normal-Simplex, welcher in Fig. 11–11c abgebildet ist, und der fast automatisch arbeitet, und Steinheils vortreffliche Detektivcamera (Fig. 12–12b), die allerdings teuer ist. Bei Krügeners Normal-Simplexcamera, die wir hier als Probe der zahlreichen Krügenerschen Konstruktionen hervorheben, ist der oben geschilderte Sucher in die Camera versenkt (Fig. 11) und wird behufs Gebrauch durch Druck auf einen Knopf mittels Federkraft herausgehoben (Fig. 11a). Die Platten befinden sich in besondern Blechrahmen, die durch Federkraft gepreßt werden, im hintern Teile des Kastens (Fig. 11b). Das Wechseln geschieht sehr ähnlich wie bei Fig. 5. Nur ist statt des Sackes K ein zusammenlegbarer Lederbalgen (Fig. 11c) angebracht, dessen oberes Verschlußbrett eine mit lockerm Leder verschlossene Höhlung enthält, durch welche man mit zwei Fingern die vordere exponierte Platte fassen und nach hinten setzen kann. Fig. 11b stellt die richtige Handhabung dar. Das Einlegen frischer Platten (in der Dunkelkammer) ist in Fig. 11c dargestellt. Genaue Beachtung der in den Figuren dargestellten Haltungen ist für den Erfolg wichtig. Steinheils Camera wird in den Formaten 9 × 12 und 6 × 9 ausgeführt und kann zwölf Platten aufnehmen. Statt der Platten lassen sich auch durch Zuhilfenahme von Kartenrahmen (Trägern) Films oder Perutzsche Emulsionshäute verwenden. Die Camera gibt Bilder sowohl in Hoch- als in Querlage, trägt zu diesem Zweck zwei Sucher h und g (Fig. 12) und ist verwendbar für Objektabstände von unendlich bis ca. 1,25 m. Das Objektiv (Gruppen-Antiplanet) ist mit einem zum Schutze gegen Staub etc. dienenden Schieber, bei der größern Camera (9 × 12 cm) mit drei verschiebbaren Blenden, bei der Camera 6 × 9 cm mit einer fixen Blendung ausgestattet. Die Vorderwand der Camera läßt sich herausnehmen. Der Verschluß, sowohl für Moment- als für Zeitaufnahmen eingerichtet, wird durch Drehen eines Knopfes gespannt, wobei jedoch die Verschlußplatte in unveränderter schließender Lage bleibt, der Objektivdeckel braucht daher nicht geschlossen zu sein. Die schnelle Gangart des Verschlusses läßt sich mittels einer Bremse verlangsamen. Das Wechseln der Platten vollzieht sich durch einfache Drehung eines Hebels. Eine Zählvorrichtung gibt hierbei die Zahl der erfolgten Expositionen an. Nach der zwölften Platte versagt das Wechseln, so daß man auf die Erschöpfung des Plattenvorrates aufmerksam gemacht wird. Die Camera 9 × 12 cm mißt 22 × 13,5 × 15,5 cm, sie wiegt ohne Platten 2,5, mit Platten 3 kg (etwas schwer), Objektiv-Gruppen-Antiplanet 25 cm Ser. II, Nr. 2.

Nach Entfernung der Camerarückwand durch Lösen der vier Riegel und Ziehen am Knopfe a lassen sich die zwölf Blechkassetten durch leichtes Neigen der Camera und Untergreifen mit der Hand einzeln herausnehmen. Die Kassetten werden dann in der Dunkelkammer mit Platten (Schichtseite nach außen) gefüllt. Man überzeuge sich jedoch vorher sorgfältig bei jeder einzelnen Kassette, ob die Feder (A Fig. 12a) die Platte festhält, so daß letztere beim Stürzen der Kassette nicht aus dem Rahmen gleiten kann. Der an der rechten Außenseite der Camera befindliche Hebel b (Fig. 12b) wird durch Anziehen seiner Halteschraube c befestigt und so am Funktionieren verhindert; hierauf werden die 12 gefüllten Kassetten in den zu ihrer Aufnahme bestimmten Raum (das Magazin) im Innern der Camera in der Weise gebracht, daß man sie einzeln (Feder A, Fig. 12a, nach oben) mit den zwei hervorstehenden obern Kanten B und B1 in die Haken der Schlittenführungen, welche sich auf beiden Seiten des innern Rahmens befinden, hängt; selbstredend muß dabei die präparierte Schicht der Platte dem Objektiv zugekehrt sein. Als letzte Kassette darf nur diejenige verwendet werden, welche außer den zwei Klötzchen C und C1 noch zwei weitere unterhalb besitzt. Es ist genau darauf zu achten, daß alle zwölf Kassetten richtig im Magazin hängen, da nur dann die Wechselvorrichtung funktioniert. Der rückwärtige Cameradeckel wird sodann aufgesetzt (Knopf d, Fig. 12), mittels der vier Riegel geschlossen, und die Camera ist zur Aufnahme bereit. Die Camera ist im zusammengeschobenen Zustand auf alle über ca. 10 m entfernten Objekte scharf eingestellt; für näher befindliche Gegenstände ist die Camera bei k auszuziehen und hierbei die vernickelte Skala l zu Hilfe zu nehmen. Der Knopf m dient zum Festschrauben der zwei Camerateile nach erfolgter Einstellung. Die Triebvorrichtung am Auszuge k erleichtert die Manipulation des Einstellens. Durch Drehen des Knopfes e (Fig. 12b) an der Vorderwand der Camera nach rechts um 180° wird der Verschluß gespannt, durch Drücken auf den federnden Stift i wird er ausgelöst; die Gangart des Verschlusses wird durch Drehen der Schraube n nach rechts (abwärts) verlangsamt, während der schnellste Gang erreicht ist, wenn der Stift der Schraube n oben am Winkel o anschlägt, in welcher Stellung die Schraube n auch zu verbleiben hat, wenn die Camera außer Gebrauch ist. Bei Zeitaufnahmen (wobei sich die Camera selbstverständlich auf einem Stativ zu befinden hat) klemmt man stark mit n, spannt den Verschluß bei e und drückt kurz auf i; der Verschluß öffnet sich hierauf und bleibt geöffnet stehen, bis ihn ein zweiter Druck auf i wieder schließt. Bei der größern Camera (9 × 12 cm) lassen sich mittels Verschieben des Knopfes p (bei leichtem Drucke auf die Führungsleisten) nach Bedarf drei verschiedene Blenden benutzen, während der kleinere Apparat nur eine feste Blendung besitzt. Nach dem Spannen des Verschlusses wird, falls nicht schon vorher geschehen, der Objektivschieber f geöffnet, und die Aufnahme kann unter Benutzung des einen der beiden Sucher g und h durch Auslösen des Verschlusses vor sich gehen; die Camera ist während der Aufnahme genau horizontal zu halten.

Nach der Aufnahme löst man die bisher angezogen gewesene Schraube c des Hebels, dreht den rechts befindlichen Hebel b um 90° nach vorn (bei möglichst horizontaler Querlage des Apparats) und macht hierauf die gleiche Bewegung nach rückwärts; beide Bewegungen sind möglichst ruhig und gleichmäßig auszuführen und dabei darauf zu achten, daß danach der Hebel b wieder genau seine vorherige Stellung einnimmt. Die frühere erste Platte befindet sich nun als letzte in umgekehrter Lage rückwärts, und die zweite kann exponiert werden, nachdem die Schraube c wieder festgeschraubt ist. Das Wechseln mit den ungefüllten Kassetten ist entschieden zu vermeiden. Oberhalb des Hebels befindet sich an

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 734. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0748.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2021)