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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

der wachsenden allgemein-stenographischen Litteratur, die sich über den engherzigen stenographischen Dogmatismus hinaushebt, eine erfreuliche Erscheinung neben den Kleinlichkeiten des stenographischen Parteigezänkes und Übermutes. Gegenwärtig stellt sich die Pflege der deutschen Stenographiesysteme (einschließlich der Übertragungen) nach den eignen statistischen Erhebungen der betreffenden Schulen in abgerundeten Summen und geordnet nach der Zahl der Mitglieder folgendermaßen:

  Vereine Mit­glieder Unterrichtete im letzten Zähljahr
Gabelsberger (1819–34) 780 20800 42300
Stolze (1841) 490 12300 9000
Arends (1850–60) 160 4700 3200
Roller (1875) 180 3100 3300
Schrey (1888) 150 3000 2800
Lehmann (Stenotachygraphie) (1875) 130 2400 2500
Faulmann (1875) 20 1800 2700
Velten (1876) 20 750 700
Merkes (1880) 34 500 1200
Brauns (1888) 4 100 100

Vereinzelte Vereine gibt es im deutschen Sprachgebiet auch nach den Systemen von Adler (1877), Duployé-Weiler (1879) und einigen andern.

Zur Litteratur: Fr. Stolze, Von der Bilderschrift zur S. (1. Teil, Berl. 1891); Derselbe, Die Entwickelung der stenographischen Systeme (das. 1882); Steinbrink, Allgemeine Betrachtung über das Regelwerk der S. (im „Archiv für S.“, 1890); Callendar, A manual of cursive shorthand (Lond. 1889); Fleischer, Welche Ansprüche hat die S. zu erfüllen? (Berl. 1891); Lode, Die Wissenschaftlichkeit der stenographischen Zeichen vom physiologischen Standpunkt (Wien 1892); Faulmann, Über die jetzige Bewegung auf stenographischem Gebiete (das. 1886); Kramsall, Die S. im Dienste der Parlamente (das. 1891); Moser, Die S. und die Musik (im „Archiv für S.“, 1890 u. 1891); „Das Stenographie-Unwesen“ (Abdruck aus den „Grenzboten“, Leipz. 1891); Blenck, Die geschichtliche Entwickelung, die gegenwärtige Lage und die Zukunft der S. (Berl. 1887); Carvajal, Reseña histórica del arte stenográfico (Madr. 1889); Henke, Versuch eines Lehrbuches der Kurzschrift nebst Einleitung betreffend die Entwickelung der Kurzschrift in Deutschland (Barm. 1889); Merkes, Über den Wert der deutschen S.-Systeme (2. Aufl., Mülheim a. Rh. 1889); Junge, Die Vorgeschichte der S. in Deutschland (Leipz. 1890); „Compte rendu du deuxième congrès international de sténographie“ (Par. 1890); „Bericht über den dritten (Münch. 1891) und über den vierten internationalen Stenographenkongreß“ (Berl. 1892); Depoin, Annuaire sténographique international (Par. 1889); Mertens, Deutscher Stenographenkalender (Leipz., seit 1890); Peetz, Wegweiser durch die stenographische Litteratur (Aachen 1890).

Stenographiermaschine. Der erste Versuch zur Herstellung solcher Apparate wurde um 1860 von dem Franzosen D. Duplan unternommen. Ihm folgte 1869 sein Landsmann Gensoul, dann 1874 der Italiener Gilli und im Anschluß an diese der Italiener Michela, dessen Maschine im Senat zu Rom trotz aller damit verbundenen Übelstände wirklich beim Aufzeichnen der Reden benutzt wird, 1877 der Türke Tewfik-Bei. In den 80er Jahren hat auch der Amerikaner Bartholome eine ähnliche Maschine, die er „Stenograph“ nennt, und der Italiener A. Gentilli seinen „Glossographen“ erfunden, ebenso der Italiener J. Mappi den „Klavigraphen“. Praktisch bewährt hat sich keine dieser Maschinen. Über Edisons Phonographen s. d. (Bd. 13 u. 18). Vgl. J. Depoin, La machine Michela et la sténographie parlementaire (Par.); Michela, Phono-sténographie Michela (Turin 1881); „Primato dell’ Italia nella stenografia meccanica (machina Michela)“ (Rom 1890); Drouin, Les machines à écrire (Par. 1890).

Sterne. Die Frage nach der Bewohnbarkeit andrer Gestirne oder, wie sie auch lautet, nach der Mehrheit der Welten ist unstreitig eine der am häufigsten besprochenen und auch den Astronomen vorgelegten. Mit derselben haben sich indes vielleicht viel häufiger Theologen und Philosophen beschäftigt, als gerade die Astronomen. Bildet auch das Studium der Gestirne die Aufgabe der Astronomie, so richtet diese Wissenschaft doch weit mehr ihre Aufmerksamkeit auf die Erkennung der Bewegungen der Gestirne, daraus ableitend die Gesetze, nach denen die Bewegungen vor sich gehen, als auf Fragen, an deren Lösung die Phantasie in hervorragendem Maße beteiligt sein muß. Anderseits ist es einzig die Astronomie, welche durch ihre Beobachtungen mit dem Fernrohr über die physikalischen Verhältnisse andrer Gestirne Aufklärung schaffen und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit organischen Lebens nach unsern Begriffen nachweisen kann. Die Frage kann sich denn auch nur in der Weise fassen und beantworten lassen, ob auf andern Gestirnen die Bedingungen für organisches Leben vorhanden sind oder nicht. In andrer Weise ist vielfach die Frage von Theologen und Philosophen behandelt worden. Hier ist die individuelle religiöse Anschauung zum Ausgangspunkt gewählt, und je nachdem man in spätern Jahrhunderten die in der Bibel geoffenbarte Religion mit der Bewohnbarkeit andrer Welten als der Erde allein vereinbar fand und an der Vereinbarkeit festhielt oder nicht, ist die Beantwortung der Frage in bejahendem oder verneinendem Sinn ausgefallen. Die frühsten Ansichten stehen natürlich wieder in engem Zusammenhang mit der unentwickelten Erkenntnis der Beschaffenheit der Erde wie der ihrer Stellung im Weltraum und im Sonnensystem und können hier füglich unberücksichtigt bleiben. Aus der spätern Zeit, dem Mittelalter bis in die neueste Zeit, mögen hier nur einige der bedeutendsten Männer genannt werden, welche für die Mehrheit der Welten eintraten. Mit Nikolaus v. Cusa beginnend, erwähnen wir die lange Reihe: Giordano Bruno, Galilei, Tycho Brahe, Descartes, Mästlin, Kepler, D. Fabricius, Gassendi, Pascal, Huyghens. Philosophen und Gelehrte jener Zeit sprachen, begeistert durch die Entdeckungen, welche mit dem neu erfundenen Fernrohr gemacht worden, mit mehr oder minder großer Entschiedenheit von der Bewohnbarkeit von Sonne, Mond und Planeten. Dabei ist zu beachten, welche Gefahren noch zur Zeit der Inquisition mit der Befürwortung dieser Ansicht verknüpft waren. Der Erde wurde damit ihre bevorzugte Stellung in der Schöpfung genommen, und das geistliche Dogma von der Erlösung, der Menschwerdung Christi schien schroff solchen Ideen gegenüber zu stehen. Je mehr aber die wirkliche Bedeutung der Erde im System bekannt wurde, je weiter diese Erkenntnis sich ausbreitete, um so mehr mußten auch solche Bedenken schwinden. Mit besonderer Wärme wird sodann in dem anziehenden Werke von Fontenelle für die Mehrheit der Welten eingetreten. Leibniz, Bernouilli, Newton, Lambert, Bailly, Herder und viele andre könnten angeführt werden. Es möge aber genügen,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 887. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0901.jpg&oldid=- (Version vom 27.9.2022)