Seite:Meyers b1 s0082.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Synagoge und unter den zahlreichen, meist zertrümmerten Moscheen (einst 28) eine sehr schön erhaltene in der Citadelle, welche in eine russische Kirche umgewandelt und mit einer höhern Unterrichtsanstalt verbunden ist. Ehemals ein Hauptstapelplatz für den Verkauf georgischer Knaben und Mädchen, führt A. jetzt Vieh, Häute, Talg, Wachs und Honig aus. In der Umgegend wird viel Wein gebaut sowie Mais, Weizen, Gerste, Baumwolle, Tabak und Flachs. Seit dem 16. Jahrh. die Hauptstadt von Türkisch-Armenien, wurde A. 27. Aug. 1828 vom Fürsten Paskewitsch eingenommen und von russischen Truppen besetzt. Ein Versuch der Türken unter Achmed Pascha, die Festung wiederzuerobern, wurde durch General Bebutow vereitelt (März 1829) und darauf im Frieden von Adrianopel die Stadt nebst dem ganzen türkischen Georgien dem russischen Reich einverleibt.

Achǟmenes (Hachamanis), ein pers. Fürst der Pasargaden, welcher zur Zeit des Phraortes die persischen Stämme zu Einem Reich unter medischer Oberhoheit vereinigte, dessen Nachkommen, die Achämemiden, mit Kyros die Herrschaft in Iran erlangten und bis 330 v. Chr. regierten. Vgl. Persien.

Achamoth, in dem gnost. System des Valentinus (s. d.) der Name der durch den Abfall des jüngsten Äons, der Sophia oder (göttlichen) Weisheit, und durch dessen Verstoßung in das Reich der Materie entstandenen irdischen Weisheit, welche als solche den Stoff durchdringt und beseelt, Mutter des Weltbildners (Demiurgos) und nach langer, banger, romanhaft geschilderter Wanderung infolge der Erlösung durch Christus wieder zu Gnaden aufgenommen und in die göttliche Fülle des Äonenreichs zurückgeführt wird.

Achǟos, s. Achäer.

Achard, 1) Franz Karl, Physiker und Chemiker, geb. 28. April 1753 zu Berlin als Sohn des Genfer Mathematikers François A., der als Oberjustizrat und Mitglied der Akademie in Berlin lebte, studierte Physik und Chemie und wurde 1782 Direktor der physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften als Nachfolger Marggrafs, welcher 1747 den Zuckergehalt der Runkelrübe nachgewiesen hatte. A. nahm diese Untersuchungen wieder auf und beschäftigte sich seit 1786 auf seinem Gut Kaulsdorff bei Berlin mit dem Anbau der Runkelrübe und der Gewinnung des Zuckers aus derselben. Nach mancherlei Unglücksfällen wandte er sich 1799 an Friedrich Wilhelm III. um ein Privilegium für die Fabrikation des Rübenzuckers und um andre Begünstigungen. Sein Gesuch wurde zwar abgelehnt, dagegen veranlaßte die Regierung Versuche in Berlin, und als diese ein günstiges Resultat lieferten, gewährte der König A. ein Darlehen von 50,000 Thlr. zum Ankauf des Guts Kunern in Schlesien, auf welchem 1801 die erste Runkelrübenzuckerfabrik erbaut wurde. Leider wurde dieselbe später im Krieg zerstört; 1810 erfolgte die Löschung der auf das Gut eingetragenen Hypothek, und nun wurde die Fabrik so weit wiederhergestellt, um als Lehranstalt dienen zu können. A. starb zu Kunern 20. April 1821. Außer vielen chemisch-physikalischen Untersuchungen veröffentlichte er: „Vorlesungen über Experimentalphysik“ (Berl. 1791–92, 4 Bde.) und „Die europäische Zuckerfabrikation aus Runkelrüben“ (Leipz. 1809, 3 Bde.; 2. Aufl. 1812). Vgl. Scheibler, Aktenstücke zur Geschichte der Rübenzuckerfabrikation in Deutschland (Berl. 1875).

2) (spr. aschar) Amédée, franz. Schriftsteller, geboren im April 1814 zu Marseille, anfangs Kaufmann und Teilhaber eines landwirtschaftlichen Unternehmens in Algerien, tauchte 1838 als Feuilletonist in Paris auf und machte sich zuerst durch die unter dem Namen Grimm veröffentlichten „Lettres parisiennes“ bemerklich, denen der Roman „Belle Rose“ (1847, 5 Bde.) folgte. Nach der Februarrevolution war er eine Zeitlang als politischer Schriftsteller im royalistischen Sinn thätig, wandte sich aber später wieder der Belletristik zu. Er starb 24. März 1875 in Paris. Von seinen Romanen und Novellen, die sich durch gewählten Stil, behagliche Lokalmalerei und an geeigneter Stelle durch frischen Humor auszeichnen, sind noch zu nennen: „Les petits-fils de Lovelace“ (1854); „La robe de Nessus“ (1854); „Marcelle“ (1868) und „Les petits-filles d’Ève“ (1877), welch letztere erst nach seinem Tod erschienen. Wahre Kabinettstücke historischer Porträte sind seine „Nièces de Mazarin“ (1878). Nach dem Kriege gab A. noch Bilder aus der Belagerung von Paris unter dem Titel: „Récits d’un soldat“ (1871) heraus. Seine Theaterstücke sind unbedeutend.

Acharius, Erich, Botaniker und Arzt, geb. 10. Okt. 1757 zu Gefle, studierte seit 1773 in Upsala unter Linné, begab sich 1778 nach Stockholm, wo er die Zeichnungen naturwissenschaftlicher Gegenstände für die Akademie besorgte, praktizierte seit 1782 als Arzt in Schonen und ward 1789 Provinzialarzt in Wadstena, wo er, 1801 zum Professor der Botanik ernannt, 14. Aug. 1819 starb. A. hat der Systematik der Flechten zuerst Bahn gebrochen in seiner Schrift „Lichenographiae suecicae prodromus“ (Linköping 1798). Vervollständigt und modifiziert hat er dieselbe in den Schriften: „Methodus, qua omnes detectos lichenes ad genera redigere tentavit“ (Stockh. 1803; Hamb. 1805, 2 Tle.); „Lichenographia universalis“ (Götting. 1810); „Synopsis methodica lichenum“ (Lund 1814).

Acharnement (franz., spr. ascharn’māng), Wut, Erbitterung, Mordgier; acharniert, erbittert, erpicht.

Achāt (von dem Fluß Achates [Drillo] auf Sizilien herzuleiten), die allgemeine Bezeichnung für gestreifte Kieselablagerungen, deren einzelne Streifen verschiedene Farbe und Dichtigkeit zeigen. Der A. besteht vorzüglich aus verschiedenen Varietäten von Chalcedon, also aus mikrokristallinischer Kieselsäure, und die einzelnen Lagen zeigen bald gröbere, bald feinere Struktur und sind oft äußerst dünn, so daß ein paar Hundert auf 1 mm kommen. Ganz amorphe (wasserhaltige) Kieselsäure kommt in den Achaten jedenfalls sehr selten vor. Die verschiedene Farbe rührt gewöhnlich von Eisen- und Manganverbindungen her, doch sind die Onyxe (schwarz und weiße Lagen) und Sardonyxe (rot und weiße Lagen) meist künstlich gefärbt. Zwischen und über dem Chalcedon finden sich meist drusige Amethystlagen. Der meiste A. kommt aus sogen. Achatmandeln, die namentlich im Melaphyrgestein gefunden werden. Im eigentlichen Melaphyrmandelstein sind jedoch die Mandelräume keineswegs mit A., sondern wie in andern Mandelsteinen vorzüglich mit Kalkspat, Grünerde etc. ausgefüllt. Achatmandeln finden sich gewöhnlich vereinzelt, und nur an gewissen Punkten ist eine Anhäufung derartiger Gebilde zu beobachten. In größerer Menge finden sich dieselben namentlich im Melaphyr bei Oberstein a. d. Nahe, wo früher der meiste A. gegraben wurde. Seit etwa 50 Jahren verarbeitet man jedoch fast nur sogen. „brasilische Achate“ aus Uruguay. Dort scheint das Vorkommen ein ähnliches zu sein wie an der Nahe; die meisten, oft riesigen Mandeln kommen jedoch von dort als abgeschliffene Geschiebe. Unversehrt entspricht die Form der

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0082.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2021)