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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

für deutsches Recht in Bonn und wurde 1860 Professor und Oberbergrat beim Oberbergamt in Bonn. In diese Zeit fällt ein wesentlicher Teil seiner schriftstellerischen Thätigkeit sowie auch die Begründung der „Zeitschrift für Bergrecht“ (Bonn 1860 ff.). Von Bonn wurde A. 1866, während er gleichzeitig als Vertreter des Kreises Siegen-Wittgenstein in das Abgeordnetenhaus eintrat, in dem er die freikonservative Partei mitbegründen half, als Geheimer Bergrat und vortragender Rat in das preußische Handelsministerium berufen, dem er angehörte, bis ihn Bismarck 1871 als vortragenden Rat in das Reichskanzleramt zog. Als dessen Delegierter im Reichstag hatte er namentlich bei den Debatten über das Haftpflichtgesetz und später über das Reichsbeamtengesetz sowohl in den Kommissionssitzungen als im Hause selbst die Reichsregierung zu vertreten. Nach Ernennung Falks zum Kultusminister (1872) trat A. als Unterstaatssekretär in das Kultusministerium über und wirkte insbesondere wesentlich mit bei der Durchbringung der neuen kirchenpolitischen Gesetze. Doch ward er bald dem Handelsminister Grafen Itzenplitz als Unterstaatssekretär zur Seite gegeben und 13. Mai 1873 selbst zum Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ernannt. Obwohl er sich in dieser Stellung durch unermüdliche Thätigkeit, unparteiische, gerechte, jedoch zu sehr ins Detail eingehende Geschäftsführung, streng konstitutionelle Haltung und persönliche Liebenswürdigkeit die Anerkennung weiter Kreise, besonders seiner Untergebenen und des Landtags, erwarb, so geriet er doch wegen des Eisenbahnwesens mit Bismarck, der eine schärfere Zentralisation und größere Berücksichtigung der Interessen der deutschen Industrie wünschte, wiederholt in Differenzen, die endlich 1878 zu dem Antrag der Errichtung eines besondern Eisenbahnministeriums und, als Bismarck bei der Beratung dieser Vorlage im Abgeordnetenhaus die Achenbachsche Verwaltung einer scharfen Kritik unterzog, zu dessen Gesuch um Entlassung führten. Dieselbe ward 30. März genehmigt und A. zum Oberpräsidenten der neuerrichteten Provinz Westpreußen und 15. Febr. 1879 zum Oberpräsidenten von Brandenburg ernannt. Aus seiner litterarischen Thätigkeit sind hervorzuheben: „Das französische Bergrecht und die Fortbildung desselben durch das preußische allgemeine Berggesetz“ (Bonn 1869); „Das gemeine deutsche Bergrecht“ (das. 1871, Teil 1) sowie mehrere Schriften, betreffend die Lokalgeschichte des Fürstentums Siegen.

Achēne (lat. Achenium), jede trockenschalige, nicht aufspringende Frucht. Enthielt die Blüte nur einen Fruchtknoten, so bringt sie auch nur eine A., wie Buchweizen, Baldrian und die Kompositen (Fig. 1);

Fig. 1. Fig. 2.
Achene.

enthielt sie mehrere Fruchtknoten, so finden sich ebenso viele Achenen beisammen, wie bei Rosaceen (Fig. 2) und Ranunkulaceen etc. Meist enthält die A. nur einen Samen, und dieser ist mit der Fruchtschale verwachsen (Schalfrüchtchen, Karyopse, caryopsis), wie bei den Gräsern; oder der Same liegt frei oder doch leicht lösbar in der Fruchthöhle, für welchen Fall manche Botaniker den Ausdruck A. allein oder Nüßchen anwenden. Manche Achenen, zumal die der Kompositen, haben am obern Rand eine Feder- oder Haarkrone (pappus), die als ein von der Frucht eigentümlich ausgebildeter Kelch zu betrachten ist und als Flugapparat zur Verbreitung der Achenen durch den Wind, auch als Haftorgan zur Begünstigung der Verschleppung derselben durch Tiere dient. Bei Spaltfrüchten sind häufig die Teilfrüchtchen als Achenen ausgebildet (Diachenium, Doppelachenium).

Achensee, schmaler, 7,5 km langer Alpensee in Tirol, nördlich vom Unterinnthal bei Schwaz, gegen 400 m höher gelegen als dieses (930 gegen 535 m Meereshöhe), bis zu 133 m tief, von hohen, meist mit steilen Felswänden abfallenden Bergen (bis 2000 m) umgeben, mit herrlicher blauer Färbung, der größte und schönste See in Deutsch-Tirol. Am Nordende fließt aus dem See die Achen durch das romantische Achenthal zur Isar; darin in malerischer Lage das langgestreckte Dorf Achenkirchen. Die am A. gelegenen Gasthöfe Scholastika, Seehof und Fürstenhaus (Pertisau) sind sehr beliebte Sommerfrischen. Von der Station Jenbach der Nordtiroler Bahn führt am östlichen Ufer des Achensees eine häufig dem Felsen und dem Wasser abgewonnene Straße nördlich über den Achenpaß nach Bayern.

Achenwall, Gottfried, hervorragender Statistiker der ältern Zeit, geb. 20. Okt. 1719 zu Elbing, studierte 1738–43 in Jena, Halle und Leipzig, habilitierte sich 1746 in Marburg als Privatdozent, seit 1748 Professor der Philosophie, später der Rechte in Göttingen, wo er 1. Mai 1772 starb. Er war der erste, welcher die Statistik in seinem „Abriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmsten europäischen Reiche und Republiken“ (Götting. 1749) in bestimmte Form und System brachte.

Acher, s. Elischa ben Abuja.

Achern, Stadt im bad. Kreis Baden, am Flüßchen Acher in der alten Landschaft Ortenau gelegen und an der Linie Heidelberg-Basel der Badischen Staatsbahn, mit Amt, Amtsgericht, Fabrikation von Stahlwaren, Sensen, Sesseln, Seidenhüten, Zigarren, Papier und Pappdeckeln, mechanischer Werkstätte und (1880) 3145 meist kath. Einwohnern. Zu A. gehört die großherzogliche Heil- und Pfleganstalt Illenau.

Achĕron (jetzt Phanariotikos), Fluß in der epirotischen Landschaft Thesprotia, durchströmt erst rauhes Gebirgsland, verliert sich aber bald in einen sumpfähnlichen See (Acherusia palus), der zum Hafen Eläa abfließt. Ein zweiter A., Zufluß des Alpheios, wird in Elis genannt. In der Mythologie ist A. ein Fluß der Unterwelt, in welchen der Pyriphlegethon und der Kokytos, der Abfluß des Styx, strömen. Als Personifikation ist A. Sohn des Helios und der Erde (Gäa oder Demeter), versah die den Himmel stürmenden Titanen mit Wasser und wurde deshalb von Zeus in einen schlammichten Fluß verwandelt und in die Unterwelt verwiesen. Vgl. Acherusia.

Achĕrontia Atropos, Totenkopf (Schmetterling).

Acherūsia, Name mehrerer Seen und Sümpfe, welche, wie Acheron, die Mythe der Alten mit der Unterwelt in Verbindung brachte: so ein See bei Hermione in Argolis; ein andrer bei Cumä in Kampanien (jetzt Lago di Fusaro); besonders aber der 3 km lange, mephitische Dünste aushauchende Sumpf in Epirus, in welchem der Acheron (s. d.) sich verliert.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0085.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2021)