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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Akademien von Berlin, Wien und St. Petersburg. Von seinen litterarischen Arbeiten sind anzuführen: „Andreas Schlüter, Leben und Werke“ (Berl. 1862); „Die Baugeschichte von Berlin“ (das. 1861); „Die Weltstädte in der Baukunst“ (2. Aufl., das. 1872); „Der Felsendom und die heilige Grabeskirche zu Jerusalem“ (das. 1873) und seine Aufsätze in den amtlichen Publikationen über die Ausgrabungen in Olympia.

Adlerberg, Wladimir Feodorowitsch, Graf, russ. General und Minister, geb. 29. Nov. 1791 zu Wiborg als Sohn eines Obersten aus einer schwedischen Familie Svebelius, die 1684 unter dem Namen A. in den Adelstand erhoben wurde, trat 1811 als Offizier in die Armee, machte die Feldzüge von 1812 bis 1814 mit und ward 1817 Adjutant und Vertrauter des Großfürsten Nikolaus, welchem er während des Aufstands 14. Dez. 1825 zur Seite stand, und in dessen Gefolge er 1828 als Generalmajor dem türkischen Feldzug beiwohnte. Im J. 1833 ward er Generalleutnant, 1842 Generaldirektor des Postwesens, 1843 General der Infanterie, 1847 in den Grafenstand erhoben und 1852 Minister des kaiserlichen Hauses und Ordenskanzler. Mit den autokratischen Grundsätzen seines Herrn hatte er sich völlig identifiziert. Weniger ein Werkzeug seiner politischen Pläne, war A. vielmehr ein persönlicher Diener des Kaisers und wurde vorzugsweise in wichtigen Privatangelegenheiten verwendet. In solcher Stellung behielt er auch unter Alexander II. nicht unbedeutenden persönlichen Einfluß, wenngleich er die liberalen Reformen des Kaisers keineswegs förderte. Im J. 1870 nahm er wegen seines hohen Alters seinen Abschied, nachdem er schon 1857 die Leitung des Postwesens niedergelegt hatte, und starb 10. März 1884. Das Ministerium des kaiserlichen Hauses ward seinem ältesten Sohn, Alexander, Graf A. II. (geb. 1819), General der Infanterie und Generaladjutant, übertragen, welcher während des letzten türkisch-russischen Kriegs zum Generalkommandanten des kaiserlichen Hauptquartiers ernannt, von Alexander III. aber gleich nach seiner Thronbesteigung seines Postens als Minister des kaiserlichen Hauses enthoben wurde. Sein zweiter Sohn, Nikolaus, Graf A. III., gleichfalls General der Infanterie und Generaladjutant, war Generalgouverneur von Finnland und ist Verfasser eines Buches: Von Rom nach Jerusalem (Petersb. 1853).

Adlercreutz, Karl Johann, Graf, schwed. General, geb. 27. April 1757 in Finnland, trat 1770 in die Armee und war 1788 beim Ausbruch des schwedisch-russischen Kriegs Kapitän, erhielt aber schon wenige Jahre später ein Regiment. Als die Russen im Februar 1808 von neuem in Finnland einbrachen, ward er zum Brigadechef befördert, nahm unter Klingspor teil an den Schlachten bei Sikajocki (18. April) und Sawolax (28. April), leitete den durch die Übermacht der Russen veranlaßten Rückzug des schwedischen Heers nach Uleå und schlug 24. Juni den russischen General Jankowitsch bei Ny-Karleby. Nachdem er aber 2. Sept. bei Kuortane und 14. Sept. bei Orawais von den Russen unter Kamenski geschlagen worden, sah er sich zum Rückzug nach Ny-Karleby gezwungen. Wegen seiner im finnischen Krieg bewiesenen Tapferkeit und Vaterlandsliebe stand er nach seiner Rückkehr nach Schweden in hohem Ansehen und wurde durch das Vertrauen des Volks an die Spitze der Erhebung gegen Gustav IV. gestellt. Er war es, der 13. März 1809 den König verhaftete und ihn zur Abdankung zwang. Der neue König, Karl XIII., ernannte ihn darauf zum Generalleutnant. Im J. 1813 fungierte er bei der Nordarmee unter dem Kronprinzen als Chef des Generalstabs. Nachdem er noch 1814 den kurzen Feldzug nach Norwegen mitgemacht hatte, ward er in den Grafenstand erhoben. Er starb 21. Aug. 1815.

Adlerdollar (Adlerpiaster), mexikan. Silbermünze von 27,0643 g und 9027/9 Tausendsteln Feinheit = 4,398 Mk.; Hauptausfuhrartikel Mexikos und besonders in Ostasien weitverbreitet.

Adlerfarn, s. Pteris.

Adlergebirge, s. Böhmische Kämme.

Adlerholz, s. Aloeholz.

Adlerkosteletz, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Reichenau, am Adlerfluß und der Österreichischen Nordwestbahn (Linie Königgrätz-Mittelwalde), mit einem Bezirksgericht, Schloß, Bierbrauerei, Zuckerfabrik, Spiritus- und Likörerzeugung, Lederfabrik, Mühlen und (1880) 3819 Einw.

Adlermann, in der Heraldik eine Wappenfigur, welche aus einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln besteht, an den sich unten ein halber Mannsleib mit gespreizten Beinen anschließt.

Adlerorden. 1) Der weiße A. in Rußland, ursprünglich ein polnischer Orden, hat nur Eine Klasse, angeblich 1326 vom König Wladislaus I. gestiftet, 1705 von König August II. erneuert, 1807 vom König von Sachsen als Herzog von Warschau abermals erteilt, 1815 in der polnischen Verfassung vom russischen Kaiser als König von Polen für den ersten des Reichs erklärt, durch das organische Statut vom 26. Febr. 1832 aber in die Reihe der russischen versetzt, wo er nach dem Alexander-Newskij-Orden rangiert. Das Ordenszeichen besteht in einem schwarzen Doppeladler mit der Kaiserkrone, auf welchem ein rot emailliertes Kreuz liegt, auf dem wiederum ein weißer Adler ruht. Es wird an einem breiten hellblauen Band über die rechte Schulter getragen; ein goldener Stern mit der Devise „Pro fide, rege et lege“ („für den Glauben, den König, das Gesetz“) um ein Kreuz im Mittelschild auf der Brust. – 2) Der schwarze A., 1701 bei der Krönung Friedrichs I. gestiftet, der höchste Orden im preußischen Staat, besteht aus Einer Klasse und verleiht den Erbadel, und die Ritter haben Generalleutnantsrang. Das Ordenszeichen ist ein blaues achtspitziges Kreuz mit Adlern in den Winkeln und der Namenschiffre F. R. im goldenen Schild, welches an einem orangefarbigen Band über die linke Schulter getragen wird. Dazu gehört auf der Brust ein silberner achtspitziger Stern mit schwarzem Adler in orangefarbenem Feld und der Devise „Suum cuique“ („jedem das Seine“). Die Kette besteht aus Adlern mit Donnerkeilen und vierfach gekröntem Namenszug, umschlungen von blauem Band und der Devise im Schild. Bei Festen roter Samtmantel. – 3) Der rote A., unter dem Namen Ordre de la sincérité 1705 vom Erbprinzen Georg Wilhelm von Brandenburg gestiftet, 1712 organisiert, ward 1792 zum zweiten preußischen Orden erhoben und umfaßt 5 Klassen in 73 Abstufungen. Die Insignien sind ein weiß emailliertes achteckiges Kreuz, auf dessen weißem Mittelschild sich vorn der gekrönte rote Adler, auf der Kehrseite die Chiffre F. W. mit darübergesetzter Krone befindet, und das von allen Klassen, nur in verschiedener Größe, an einem weiß gewässerten Band mit breiten orangefarbigen Streifen und schmalen weißen Rändern getragen wird. Die Großkreuze tragen ein achtspitziges Kreuz und einen Goldstern; die Kette besteht aus 25 Gliedern von abwechselnden Schilden. Die Ritter der ersten Klasse tragen, außer dem Kreuz am Kordon, auf der linken Brust einen silbernen achtspitzigen Stern mit dem roten Adler, auf dessen Brust

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0124.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)