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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Akâli (ind.), die Verehrer des Akâl, d. h. des zeitlosen höchsten Wesens, eine Klasse kriegerischer Geistlichen bei den Sikh. Sie sind zelotisch, tragen blau betüpfelte Kleider, Armbänder von Stahl und im Turban einen scharfen Stahldiskus. In den Tagen des Sikhfreistaats warfen sie sich zu Leitern aller Angelegenheiten auf. Vgl. Trumpp, Die Religion der Sikhs (Leipz. 1881).

Akalyphaceen, Unterfamilie der Euphorbiaceen.

Akanthaceen (Akanthusgewächse), dikotyle, etwa 1500 Arten umfassende Pflanzenfamilie der tropischen und subtropischen Zone, aus der Ordnung der Labiatifloren, von den verwandten Familien besonders durch das fehlende Endosperm des Samens verschieden. Vgl. „Monographie der A.“ von Nees v. Esenbeck (in De Candolles „Prodromus“, Bd. 11).

Akanthīt, Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, die rhombisch-kristallisierende Modifikation des Silberglanzes (s. d.), mit dem er mitunter verwachsen vorkommt, ist schwärzlich bleigrau, metallisch glänzend, undurchsichtig, weich und geschmeidig, spez. Gew. 7,19–7,30, findet sich an mehreren Orten Sachsens, bei Wolfach in Baden, in Chile.

Akanthokephalen (Hakenwürmer, Kratzer, Acanthocephali) wurden früher allgemein zu den Fadenwürmern gerechnet, bilden aber besser eine besondere Gruppe. Darm und Mund fehlen ihnen, so daß sie ähnlich den Bandwürmern sich durch die Hautwandungen hindurch von dem Darmsaft der Tiere, in denen sie als Schmarotzer leben, ernähren müssen. Ihren Namen haben sie von dem mit Widerhaken besetzten Rüssel, der am Vorderende des Körpers liegt, ausgestreckt und eingestülpt werden kann und zur Befestigung des Tiers in der Darmwandung seines Wirts dient. Sinnesorgane werden vermißt, doch besteht ein einfaches Nervensystem. Die Männchen besitzen am Hinterleib eine Art Glocke zum Umfassen der weiblichen Geschlechtsorgane. Die aus dem Ei hervorgegangenen Jungen bewohnen die Leibeshöhle verschiedener kleiner Krebse (Amphipoden) und werden erst, wenn sie zugleich mit ihren Wirten in den Darm von Fischen, Wasservögeln etc. gelangen, geschlechtsreif. Im Dünndarm des Schweins lebt Echinorhynchus gigas Götze (Riesenkratzer), 0,5 m lang, welcher in der Jugend in den Engerlingen und Maikäfern vorkommt, unter Umständen sogar epidemisch auftritt und sich auch wohl in den Menschen verirrt.

Akanthos (jetzt Hierisos), Stadt am schmälsten Teil der Landzunge Akte auf Chalkidike, am Strymonischen Meerbusen, erlangte Berühmtheit durch Xerxes, der hier einen Kanal graben ließ, damit seine Flotten nicht genötigt seien, den Berg Athos zu umschiffen. Der stellenweise mit Schilf bewachsene Streifen heißt bei den Umwohnern noch jetzt Provlika („Durchstich“).

Akanthusgewächse, s. Akanthaceen.

Akanthusornament, s. Acanthus.

Akanyaru (Alexandra Nyanza), s. Nil und Nilseen.

Akariăsis (Milbensucht), Krankheit der Birnbäume, wird hervorgebracht durch eine Milbe, Phytoptus piri Pag., welche durch ihren Stich unzählige rote bis schwärzliche Gallen auf den Blättern erzeugt und denselben dadurch ein pockiges Ansehen gibt. Diese seit 1870 in großer Ausdehnung aufgetretene Krankheit schädigt oft den Ertrag der Bäume in hohem Grad und kann nur durch Ausbrechen der ältern Blätter nach Beendigung des Frühjahrstriebs und vor Beginn des Sommertriebs mit Erfolg bekämpft werden.

Akarnānien, die westlichste Landschaft des alten Hellas, ein rauhes, wald- und weidereiches Bergland, im O. durch den Acheloos von Ätolien, im N. durch den Ambrakischen Golf von Epirus geschieden und im W. und S. vom Ionischen Meer bespült. Städte waren Stratos, Alyzia, Anaktorion, Aktion (Actium), Öniadä. Die Akarnanier, benannt nach Akarnan, einem Sohn des Alkmäon aus Argos, der zur Zeit des Trojanischen Kriegs die Landschaft kolonisiert haben soll, trieben meist Viehzucht und glichen in Charakter und Sitten mehr ihren barbarischen Nachbarn in Epirus als den Griechen, denen sie erst seit dem Peloponnesischen Krieg nähertraten. Griechische Sprache und Sitten nahmen sie erst seit dem 7. Jahrh. von den an ihren Küsten angesiedelten korinthischen Kolonien an. Im übrigen zeichneten sie sich durch große Treue und Energie aus und hielten in Kriegszeiten fest zusammen, wie sie auch anfangs einen gemeinsamen Gerichtshof zu Olpä hatten. Als alte Feinde der Ätolier kämpften sie später für Philipp III. von Makedonien gegen Rom, teilten aber nach der Eroberung Korinths das allgemeine Schicksal Griechenlands. Im Mittelalter bemächtigten sich die Normannen von Italien aus des Landes, und Roger, König von Sizilien, nannte sich „Fürst von A. und Ätolien“. Kaiser Andronikos vereinigte A. wieder mit dem byzantinischen Reich, mit dem es unter die Herrschaft der Osmanen kam. – Gegenwärtig bildet A., mit Ätolien (s. d.) vereinigt, den nordwestlichsten Nomos des Königreichs Griechenland, der nördlich an Türkisch-Albanien, westlich und südlich an das Meer, östlich an den Nomos Phthiotis und Phokis grenzt und nach Strelbitsky ein Areal von 7465 qkm (135,6 QM.) mit (1879) 138,444 Einw. hat. Diese Doppellandschaft umfaßt die Gebiete des untern Aspropotamo (Acheloos) und des Fidaris (Euenos) und bildet im N. ein wildes, von Gebirgen erfülltes, schwer zugängliches Hochland, das zu allen Zeiten ein Wohnsitz räuberischer Stämme war. Der Küstensaum, an dem die Bergflüsse ihren Schlamm ablagern, ist ein hafenloses, ungesundes Vorland. In der Mitte des Landes an den genannten Flüssen und nach dem Golf von Arta hin erstrecken sich fruchtbare, mit Seen besetzte und angebaute Ebenen. Die Bewohner sind ein naturwüchsiges Volk von wilden Sitten, namentlich die der Gebirgsgegenden, wie die räuberischen und gefürchteten Karagunides, nomadisierende Kutzo-Walachen, die im Winter aus den nördlicher gelegenen Gebirgsgegenden in Haufen von 50–100 Familien herabkommen und mit ihren Herden am Saum der Wälder lagern. Der Nomos zerfällt in fünf Eparchien und hat Missolunghi (Mesolongion) zur Hauptstadt.

Akărocecīdien, die durch Milben an Pflanzen hervorgebrachten Gallen; s. Gallen.

Akaroidharz (Botanybaiharz, Nuttharz, Erdschellack, Grass-tree-gum), Harze mehrerer Arten der Pflanzengattung Xanthorrhoea. Rotes A. stammt von X. australis R. Br., bildet flache, 2–4 cm dicke Stücke, bisweilen von Handgröße, gleicht in Farbe, Strich und Bruchform dem Glaskopf (Roteisenstein), nur daß es dunkler ist und einen hellern Strich gibt, riecht schwach benzoeartig, schmeckt zimtähnlich mit einem unangenehmen Beigeschmack und enthält noch zahlreiche organisierte Beimengungen. Das gelbe Harz von X. hastilis Sm. bildet rundliche oder längliche, etwa nußgroße Stücke, ist auf frischer Bruchfläche dem Gummigutt ähnlich, überzieht sich an der Luft mit einer matten, tief rotbraunen Schicht, riecht ziemlich intensiv benzoeartig, schmeckt aromatisch, schwach kühlend, etwas süßlich und enthält ebenfalls

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0252.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)