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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

zum Generaladmiral ernannt, der eigentliche Schöpfer der russischen Marine. Im schwedischen Krieg schlug er den schwedischen General Lübeker in Ingermanland, eroberte 1710 Wiborg in Karelien und befehligte während des von Karl XII. angefachten Türkenkriegs auf dem Schwarzen Meer. Dann leitete er 1713 bei dem Angriff auf Finnland mit Glück und Erfolg die Unternehmungen von der Seeseite her und nötigte Schweden zum Abschluß des Friedens von Nystad, durch welchen Rußland zum festen Besitz der Ostseeprovinzen gelangte. Nachdem er noch den Zaren auf dessen Feldzug gegen die Völker am Kaspischen Meer und gegen Persien begleitet hatte, starb er 10. Nov. 1728. Zweimal (1715 und 1718) in Untersuchungen wegen Veruntreuungen, die von höhern Beamten verübt worden, verwickelt und schuldig befunden, war er vom Zaren gegen ein ansehnliches Lösegeld begnadigt worden. Obgleich ein Gegner von Peters Reformbestrebungen und diesem als solcher bekannt, war er doch einer der vertrautesten Ratgeber desselben.

2) Stephan Feodorowitsch, Graf von, Verwandter des vorigen, geb. 1702, focht unter Münnich gegen die Türken, stieg rasch zum General empor und war einer der eifrigsten Gegner der preußischen Partei sowie des Grafen Lestocq am russischen Hof. Im J. 1757 erhielt er als Feldmarschall den Oberbefehl über das in Preußen einfallende Heer, mit dem er 30. Aug. bei Großjägersdorf siegte. Trotz dieses Siegs ging er auf die Nachricht von einer schweren Erkrankung der Kaiserin nach Rußland zurück, um im Fall ihres Todes im Sinn und Geiste des Thronerben Peter (III.) gehandelt zu haben, welcher die Interessen Friedrichs II. vertrat. Da Elisabeth aber wieder genas, so wurde Bestuschew verurteilt und verbannt, A. aber unter der Anklage, von Friedrich II. bestochen zu sein, vor ein Kriegsgericht gestellt, vor dessen Entscheidung er im August 1758 im Gefängnis starb. Sein Leben beschrieb Bantysch-Kamenskij in den „Biographien der russischen Feldmarschälle“ (Petersb. 1840–41, 4 Bde.).

Après nous le déluge (franz., „Nach uns [komme] die Sündflut!“), Wahlspruch solcher, die, unbekümmert um die Nachwelt, nur auf das eigne Wohlleben bedacht sind. Der Ausspruch wird der Frau v. Pompadour zugeschrieben, ist jedoch ein nur modernisiertes Wort eines alten griechischen Dichters, das von Cicero („De finibus“, III, 19, 64) u. a. citiert wird.

Apricena (spr. -tschēna), Stadt in der ital. Provinz Foggia, an der Eisenbahn von Ancona nach Foggia, hat Marmorbrüche, Käsebereitung u. (1881) 5271 Einw.

Aprĭes, s. Hophra.

Aprikose, s. Aprikosenbaum. Südamerikanische A., s. Mammea.

Aprikosenäther (Aprikosenöl), Fruchtäther vom Geruch der Aprikosen, ist im wesentlichen Buttersäureäther mit einer Spur Amylalkohol, wird in der Konditorei benutzt.

Aprikosenbaum (Armeniaca Tourn.), Untergattung der Gattung Prunus (Familie der Rosaceen), Bäume und Sträucher mit ganzen, breiten, gesägten Blättern, seitlich aus besondern Knospen vor den Blättern erscheinenden, meist nur zu einer bis zwei stehenden Blüten, saftiger, nicht aufspringender, samtartig behaarter Steinfrucht mit Längsfurche auf der einen Seite, runzeligem, auf der Kante ringsum gefurchtem und auf der einen Seite in der dort sehr breiten Furche mit scharfem Kiel. Der gewöhnliche A. (Marille, Alberge, A. vulgaris Lam.), kahler, 3–4 m hoher Baum mit eiförmigen, rundlich spitzen, an der Basis fast herzförmigen, doppelt gesägten Blättern, drüsigem Blattstiel und weißen, außen rötlich überlaufenen Blüten. Die kurzgestielte Frucht ist gewöhnlich kugelig, orangegelb, auf der einen Seite rot angelaufen. Das Fleisch ist mehr oder weniger gelblich, saftig, in der Überreife oft mehlig und dann geschmacklos, daher die Früchte am Baum nicht allzulange hängen dürfen und schmackhafter sind, wenn man sie einige Tage auf dem Lager nachreifen läßt. Der Stein enthält einen süßen oder bittern Kern. Der A. verlangt ein sehr warmes Klima, und seine in Syrien gereiften Früchte übertreffen daher die europäischen, selbst die Pfirsiche. Dagegen erträgt der A. viel ungünstigeres Klima als der Pfirsichbaum und hält in Norddeutschland ziemlich gut aus. Man zieht die Aprikose gewöhnlich am Spalier, wiewohl Hochstämme wohlschmeckendere Früchte liefern. Durch Aussaat erhält man nie dieselbe, gewöhnlich aber recht gute, bisweilen selbst bessere Sorten; am vorteilhaftesten veredelt man sie auf starkwüchsige Pflaumen mit filzigen Blättern und Sommertrieben, wie die Julianspflaume, Damaszenerpflaume u. a. Der A. liebt gute humusreiche, kräftige und tief bearbeitete Gartenerde mit durchlassendem Untergrund; in kältern Gegenden läßt er sich nur am Spalier ziehen, bereitet aber auch dann Schwierigkeiten und leidet oft sehr am Gummifluß, der gerade beim A. am schwierigsten zu heilen ist. Man unterscheidet vier Gruppen: 1) Mandelaprikosen (Aprikosen der Provence), in Südfrankreich, von mehr verwildertem Gehölz, mit wenig wertvollem Fleisch, aber süßem Kern, der wie Mandeln von Konditoren und zur Gewinnung von Öl benutzt wird. Hierher gehören auch die frühreifen holländischen Aprikosen. 2) Albergen, frühreife, kleine Früchte von einem Baume mit kleinen Blättern und Blüten. 3) Echte Aprikosen, größere, spät (bisweilen aber auch früh) reifende Früchte. 4) Italienische Aprikosen, mit glatter, glänzender Oberhaut. Die violette (schwarze, alexandrinische) Aprikose, mit säuerlich-süßem, außen rotem, innen gelbem Fleisch, von Prunus dasycarpa Ehrh., wird nicht der Früchte halber, sondern als Zierstrauch kultiviert. Zum allgemeinen Anbau sind von der Pomologenversammlung in Trier folgende zehn Sorten vorgeschlagen worden: Aprikose von Nancy, Aprikose von Breda, große Zuckeraprikose, Aprikose von Tours, Luizets Aprikose, wahre große Frühaprikose, Ambrosia-Aprikose, Ruhm von Pourtalès, Andenken an Robertsau, Moorpark.

Die Heimat des Aprikosenbaums ist unbekannt, denn man hat ihn noch niemals wild angetroffen; wahrscheinlich stammt er aus dem mittlern Asien und wurde gegen Mitte des 1. Jahrh. in Italien angepflanzt. Weil die Aprikose früher reifte als die Pfirsich, erhielt sie den Beinamen praecoqua, praecocia, welcher im mittelgriechischen Mund in berikoka sich verwandelte. Daraus machten die Araber mit Vorsetzung ihres Artikels al-barquq, und so entstand das spanische al-baricoque, französische abricot. Durch die lange Kultur sind die zahlreichen Varietäten entstanden, welche aber nur von einer Art abstammen. Man zieht den A. hauptsächlich in südlichen Gegenden und in großem Maßstab in den Vereinigten Staaten, wo die Früchte zur Branntweinbereitung, gedörrt und gepreßt auch zur Schiffsverproviantierung benutzt werden. Auch Italien liefert getrocknete, Südfrankreich und die Donaufürstentümer eingemachte und kandierte Aprikosen. Die Frucht enthält im Mittel: 81,22 Wasser, 4,69 Zucker, 1,16 freie Säure, 0,49 Eiweißstoffe, 6,35 Pektinstoffe etc., 5,27

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 703. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0703.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)