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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

des Idmon, eines Purpurfärbers zu Hypäpa in Lydien. Als die Nymphen des Tmolos und Paktolos ihre Arbeit bewunderten, wagte sie Pallas, ihre Lehrerin, zum Wettkampf herauszufordern. Die Göttin erschien als altes Mütterchen und zerriß, weil sie an dem Gewebe der A., welches Liebesabenteuer der Götter darstellte, nichts aussetzen konnte, in ungerechtem Zorn die Arbeit der Jungfrau. Aus Gram wollte sich A. erhängen; Pallas erhielt sie am Leben, verwandelte sie aber in eine Spinne.

Arachnīden, s. Spinnentiere.

Arachnoidea, Spinnwebenhaut des Gehirns und Rückenmarks.

Arachnologie (Araneologie, griech., „Spinnenlehre“), die Naturgeschichte der Spinnen; dann die Kunst, aus den Bewegungen und Arbeiten oder überhaupt dem Verhalten der Spinnen die Witterung vorher zu bestimmen. Schon Plinius gedenkt der Spinnen als Wetterpropheten, und der Glaube an eine solche Gabe hat sich bis auf unsre Zeit erhalten. Das größte Aufsehen erregte durch seine A. Quatremère-Disjonval, welcher während seiner Gefangenschaft die sorgfältigsten Beobachtungen an den Spinnen seines Kerkers gemacht hatte. Auf diese Beobachtungen gestützt, gab er den französischen Generalen Pichegru und Vandamme, als sie wegen eingetretenen Tauwetters den Rückzug aus Holland anzutreten im Begriff standen, den gewagten Rat zur Fortsetzung des Feldzugs, weil harter und dauernder Frost bald eintreten müsse. Die Prophezeiung bestätigte sich: die Franzosen gingen über das Eis und eroberten Holland im Januar und Februar 1795. Seine Beobachtungen stellte Quatremère in der „Araneologie“ zusammen (Par. 1797; deutsch, Frankf. a. M. 1798). Der Meteorologische Verein zu Brünn hat in einer 1818 erschienenen Schrift die Resultate älterer und neuerer Forscher gesammelt und eine Anleitung zum Studium der A. bekannt gemacht.

Arachosĭen, Provinz des altpers. Reichs, umfaßte das Gebiet des Flusses Etymander (Hilmend) oder den Süden des heutigen Afghanistan. In A. gründete Alexander d. Gr. Alexandreia Arachoton, das jetzige Kandahar.

Aráchowa, großes und wohlhabendes Dorf im griech. Nomos Attika-Böotien, ca. 600 m hoch, unmittelbar unter einer schroffen Felswand des Parnaß (Liakura) gelegen, berühmt durch seine gesunde Luft und seinen Weinbau, mit 3000 Einw.; wahrscheinlich das alte Anemoreia. Hier vernichtete 1826 Karaiskakis 5000 Türken und erbaute aus ihren Köpfen eine Pyramide. Etwa 7 km westlich davon liegen die Ruinen von Delphi.

Arad, ungar. Komitat längs der Maros und Theiß, grenzt östlich an die Komitate Torda und Hunyad, südlich an Krassó-Szörény und Temes, westlich an Csanád und Békés, nördlich an Bihar und umfaßt 6444 qkm (117 QM.). Der östliche Teil ist Gebirgsland, der westliche eben, waldlos, nach der Theiß hin sumpfig. Flüsse sind die Maros im S. und die Weiße Körös im N. A. hat (1881) 303,964 Einw., meist Walachen griechisch-nichtunierter Religion, dann Ungarn, Deutsche und Slawen. Produkte sind: Weizen, Gerste, Roggen, Raps, Mais, Tabak (in 40 Gemeinden), Holz, Flachs, Obst und vorzüglicher Wein, namentlich in Ménes, Magyarát, Világos, Gyorok, Paulis, Boros-Jenö und Boros-Sebes. In starkem Betrieb sind Vieh- und Bienenzucht. Der Bergbau liefert vorzügliches Eisen, das zu Boros-Sebes, Dézna, Zimbro, Monyaßa etc. verarbeitet wird.

Die königliche Freistadt A., rechts an der Maros, mit (1881) 35,556 Einw., besteht aus der eigentlichen Stadt Alt-A. (Ó-Arad) und fünf Vorstädten; am andern Ufer des Flusses (im Komitat Temes) liegen der Markt Neu-A. (mit 5141 Einw.) und die Festung A. Die Stadt ist Knotenpunkt der Budapest-A.-Temesvárer, der A.-Körösvölgyer und der Siebenbürger Staatsbahnlinie, hat eine Pferdebahn und betreibt neben bedeutendem Getreide-, Holz- und Weinhandel auch hervorragende Fabrikindustrie. In Bezug auf Spirituserzeugung nimmt A. in Österreich-Ungarn den angesehensten Platz ein; auch der Kunstmühlenbetrieb, Stärke-, Leder-, Maschinenfabrikation, Holzindustrie und Viehmästung florieren. Dazu besitzt A. eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank und vier große Geldinstitute. A. ist der Sitz des Komitats, eines griechisch-orientalischen Bischofs, königlichen Gerichtshofs, Hauptzollamts, einer Handels- und Gewerbekammer, hat ein Gymnasium, 2 Lehrerpräparandien und ein schönes Theater. Die Festung wurde in den Kriegen des 17. Jahrh. mehrmals von den Türken erobert und zuletzt zerstört, aber seit 1763 wiederhergestellt und spielte 1849 eine wichtige Rolle; der österreichische General Berger verteidigte sie lange gegen die Ungarn. Anfang August flüchteten sich die Mitglieder des ungarischen Reichstags von Szegedin nach A., wo Kossuth die Proklamation vom 11. Aug. 1849 erließ. Sogleich nach der Katastrophe von Világos (17. Aug.) ward A. auf Anordnung Görgeis den die Stadt belagernden Russen übergeben. Auf Haynaus Befehl wurden hier 6. Okt. 1849 mehrere ungarische Generale hingerichtet. Vgl. Lakatos, Geschichte Arads (ungar., Arad 1881).

Araf (arab.), das Purgatorium in der mohammedan. Religionslehre, die Scheidewand zwischen dem Paradies und der Hölle. Auf ihr stehen diejenigen, welche eine endgültige Entscheidung ihres Schicksals nicht erlangt haben und in diesem Mittelzustand zwischen Verdammnis und Seligkeit bis zum Tag des allgemeinen Gerichts verharren müssen.

Arafât, ein 80 m hoher heiliger Berg bei Mekka in Arabien, wo Mohammed gebetet haben soll, und wo jährlich am neunten Tag des Monats Hödscha den versammelten Pilgern eine Predigt gehalten wird.

Arăgo, 1) Dominique François, Physiker, geb. 26. Febr. 1786 zu Estagel bei Perpignan, trat 1804 in die polytechnische Schule, wurde 1805 Sekretär des Bureau des longitudes und setzte mit Biot und den spanischen Kommissaren Chaix und Rodrigues die von Delambre und Méchain zwischen Dünkirchen und Barcelona begonnene Gradmessung bis Formentera fort. Er befand sich gerade auf der Insel Majorca, als die Spanier sich gegen Napoleon erhoben, ward infolge davon verhaftet und auf der Citadelle von Belver bei Palma gefangen gehalten, entfloh aber und versuchte, nach Algier überzusetzen, um von da nach Marseille zu gelangen. Das Schiff wurde jedoch von einem spanischen Kreuzer genommen und A. auf das Fort Rosas und die Pontons von Palamos gebracht. Auf Reklamation des Deis entlassen, versuchte er nochmals, nach Marseille zu gelangen; aber schon dem Hafen nahe, wurde das Schiff vom Sturm an die Küste von Sardinien geworfen, von wo es sich nach Algier rettete. Hier war inzwischen der frühere Dei ermordet worden, und sein Nachfolger ließ A. auf die Liste der Sklaven setzen und als Dolmetsch auf Korsarenschiffen verwenden. Erst 1809 erhielt A. die Freiheit wieder und kehrte nach Frankreich zurück. Die Ergebnisse seiner Beobachtungen erschienen unter dem Titel: „Recueil d’observations géodésiques,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 734. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0734.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)