Seite:Meyers b1 s0746.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Gebirgsketten (bis 408 m hoch) durchzogen, fruchtbar und wohlbebaut (Wein und Getreide, besonders Mais und Hirse) und zählt (1880) 4279 Einw., meist Kroaten, welche Fischfang, Seesalzgewinnung, ansehnliche Schafzucht und Käserei treiben. Der Hauptort A. liegt, von Mauern umgeben, auf einer Anhöhe, hat ein Bezirksgericht und 811 Einw. Von der größern Insel Pago wird die Insel durch den Kanal von Pago getrennt.

Arbedo, Dorf im schweizer. Kanton Tessin, bei Bellinzona, mit (1880) 832 Einw. Hier erfochten 3000 Schweizer über 24,000 Mailänder unter Carmagnola einen ruhmreichen Sieg (30. Juni 1422).

Arbeit, in der Mechanik die Leistung einer Kraft, welche sie in Überwindung eines Widerstandes bethätigt. Wenn wir ein Kilogrammgewicht 1 m hoch in die Höhe heben, so leisten wir damit eine A. von ganz bestimmter Größe; wir leisten offenbar eine doppelt so große A., wenn wir das Kilogramm 2 m hoch, oder auch, wenn wir 2 kgm hoch heben, und die sechsfache A., wenn wir 3 kgm hoch emporschaffen. Die geleistete A. ist hiernach um so größer, je größer der überwundene Widerstand oder die ihm gleiche, zu seiner Überwindung aufgewendete Kraft und je größer der Weg ist, der hierbei in der Richtung der Kraft zurückgelegt wurde. Nehmen wir daher als Arbeitseinheit jene A. an, welche eine Kraft von 1 kg (die Krafteinheit) leistet, indem sie einen ihr gleichen Widerstand durch eine Weglänge von 1 m (die Längeneinheit) überwindet, und nennen dieselbe Meterkilogramm (auch Kilogrammmeter), so erhalten wir die von irgend einer Kraft geleistete A. in Meterkilogrammen, wenn wir die Zahl der Kilogramme, durch welche die Kraft ausgedrückt ist, mit der Zahl der Meter multiplizieren, durch welche der vom Angriffspunkt in der Richtung der Kraft zurückgelegte Weg gemessen wird.

Nach diesen Meterkilogrammen wird nun auch die Quantität mechanischer Arbeit, welche von Menschen und Tieren in einer bestimmten Zeit geleistet werden kann, die Arbeitsleistung, gemessen. Wählt man als Zeiteinheit die Sekunde, so bildet die Maßeinheit für die Leistungsfähigkeit das Sekundenmeterkilogramm (E) oder die Pferdekraft (H) = 75 E. Die Leistungsfähigkeit eines Menschen, der während einer längern Zeit im stande ist, pro Sekunde 10 kg 0,6 m hoch zu heben, beträgt daher E oder H. Die Pferdekraft als größere Arbeitseinheit benutzt man gegenwärtig allgemein zur Messung der Leistung von Maschinen, macht hierbei aber noch gewisse Unterschiede, welche für die Beurteilung der Angaben von großer praktischer Bedeutung sind (vgl. Pferdekraft). Der in einer Sekunde zurückgelegte Weg führt, vorausgesetzt, daß die Bewegung eine gleichförmige ist, den Namen Geschwindigkeit. Man erhält daher die Leistungsfähigkeit pro Sekunde, wenn man die Geschwindigkeit mit der Kraft multipliziert, und man bekommt die in einer nach Sekunden gemessenen Zeit geleistete A. oder hervorgebrachte Leistung, wenn man das aus Geschwindigkeit und Kraft erhaltene Produkt noch mit der Zeit multipliziert. Die Leistungsfähigkeit der Menschen oder Tiere ist abhängig: 1) von der Beschaffenheit der die A. verrichtenden Individuen (also von Klima, Rasse, Geschlecht, Alter, Nahrung und Übung, ferner beim Menschen von der Willenskraft und beim Tier vom Ansporn); 2) von der Art der zu verrichtenden A. (also von der Lage des Körpers, den bei der A. beteiligten Muskeln, ferner von der Form und Größe der auszuführenden Bewegung sowie der dabei aufzuwendenden Kraft); 3) von der täglichen Dauer der A. Die belebten Motoren unterscheiden sich von den unbelebten besonders dadurch, daß sie während der A. ermüden, also nach einer gewissen Arbeitszeit der Ruhe bedürfen, um Kräfte zu sammeln. Da nun ein Mensch oder ein Tier nur einen Bruchteil (in der Regel ein Drittel) des ganzen Tags arbeiten kann, so ist es zweckmäßig, die Leistungsfähigkeit derselben, außer durch die während der Arbeitszeit erzielte sekundliche Leistung, noch durch das Arbeitsquantum auszudrücken, welches pro Arbeitstag verrichtet werden kann. Durch Beobachtungen hat man gefunden, daß die Leistungsfähigkeit eines bestimmten Individuums bei Verrichtung einer speziellen Arbeitsart am größten wird unter Innehaltung einer gewissen mittlern oder normalen täglichen Arbeitszeit und einer ganz bestimmten mittlern oder normalen Geschwindigkeit und unter Aufwendung einer entsprechenden mittlern oder normalen Kraft (beim Ziehen am horizontalen Seil, z. B. beim Schiffziehen, leistet ein Mensch am meisten, wenn er täglich 8 Stunden arbeitet und während dieser Zeit einen Zug von 10 kg ausübt und eine Geschwindigkeit von 0,8 m innehält; s. die Tabelle S. 747, in welcher die mittlern Werte für Arbeitsdauer, Kraft und Geschwindigkeit bei verschiedenen Arbeitsverrichtungen zusammengestellt sind). Wenn man nun bei einer bestimmten A. von einem der zu ihr gehörigen mittlern Werte abweicht (etwa statt 8 Stunden nur deren 6 arbeitet), so kann man den höchsten überhaupt möglichen Grad oder das absolute Maximum der täglichen Arbeitsleistung durch Veränderung der beiden andern Größen (hier der Geschwindigkeit und Kraft) nicht wiederherstellen, wohl aber unter den verschiedenen Werten dieser beiden Größen zwei so wählen, daß sie unter Beibehaltung des angenommenen anormalen Werts der ersten Größe eine höhere Leistung als alle andern Werte, also ein relatives Maximum der Tagesleistung, ergeben. Da man häufig durch eigentümliche Verhältnisse gezwungen ist, von den die absolut größte Tagesleistung ergebenden Mittelwerten abzuweichen, so ist es von Wichtigkeit, für jeden angenommenen anormalen Wert einer der drei Größen diejenigen Werte der beiden andern finden zu können, mit welchen ein relatives Maximum erreicht wird. Unter den verschiedenen Formeln, welche diesem Zweck dienen, ergeben die Maschek-Launhardtschen die brauchbarsten Resultate. (Vgl. „Die Steigung der Straßen“ in der „Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover“ 1880, S. 345.)

Die nebenstehende Tabelle gibt einige der am häufigsten vorkommenden Verhältnisse und ist mit großem Vorteil für praktische Zwecke verwertbar. Soll z. B. eine Quantität von 486 Ton. à 1000 kg Erde auf eine Höhe von 8 m gehoben werden, und hat man dazu 10 Arbeiter zur Verfügung, so muß man dieselben, um von ihnen das Maximum ihrer Leistungsfähigkeit zu erreichen, so übereinander stellen, daß sie sich das Material auf je 1,6 m Höhe zuwerfen, also in 5 Etagen zu je 2 Mann übereinander stehen. Die 486,000 kg Erde, auf 8 m gehoben, repräsentieren dann eine mechanische A. von Meterkilogramm oder, da für das Erdeheben mit der Schaufel 38,880 Meterkilogramm die Tagesleistung eines Menschen sind, 100 Tagesleistungen für 1 Arbeiter oder 10 Tagesleistungen für 10 Arbeiter; d. h. die 10 Arbeiter brauchen zum Heben der besagten Quantität Erde 10 Tage.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 746. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0746.jpg&oldid=- (Version vom 23.4.2022)