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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

trugen den Namen A. im Altertum vorzüglich die Untersuchungen über Formen von Zahlen, über gerade und ungerade Zahlen, Primzahlen u. a.; unsre Zahlenrechenkunst aber hieß, wie bemerkt, Logistik. Das Zahlenrechnen war damals sehr beschwerlich, was durch die Unbehilflichkeit des Zahlensystems der Griechen und Römer bedingt war (s. Zahlensystem und Ziffern). Wie sehr hierdurch dem weitern Fortschritt der A. ein Damm entgegengestellt war, sieht man unter anderm daraus, daß Archimedes nicht im stande war, ein genaueres Verhältnis der Kreisperipherie zum Durchmesser als 22/7 und 223/71 anzugeben. Der einzige Mathematiker des frühern Altertums, welcher Schriften über A. hinterlassen hat, ist Euklides (das 7.–10. Buch seiner „Elemente“). Aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammen Nikomachos’ arithmetische Bücher über Zahlenformen, aus dem 3. Jahrhundert haben wir die Schriften des Diophantos. Im 6. Jahrhundert verfaßte Boetius zwei Bücher über arithmetische Gegenstände. Mit der Einführung eines bequemern Zahlensystems änderte sich die schwerfällige Form der A. In diese Zeit fällt Joh. de Sacro Boscos (gest. 1226) „Algorithmus seu arithmeticae introductio“ (Vened. 1523). Sein Zeitgenosse Jordanus Nemorarius schrieb ein Werk über A., 1514 mit gotischer Schrift gedruckt; im 15. Jahrh. schrieb der Minorit Lukas Pacioli dal Borgo San Sepolcro über Algebra und Geometrie. Im 16. Jahrh. findet sich das langgeschätzte klassische Werk des Adam Riese, wo noch mit Linien Proportionen durchgeführt werden. Auch Kettenregel und Gesellschaftsrechnung finden sich schon in dieser Zeit vor; letztere lehrte (1527–40) Peter Apianus. Im 17. Jahrh. wurden die Logarithmen erfunden, der letzte epochemachende Fortschritt in der gemeinen A. Als tüchtige Rechner aus diesem Jahrhundert sind zu nennen: Neper, Briggs, Vlacq; von ihnen haben wir Rechenstäbe, Logarithmen- und Sinustafeln; Fermat in Frankreich beschäftigte sich mit den Eigentümlichkeiten der Zahlen. Hier tritt die Analysis helfend ein, und nun gewinnt die Rechenkunst immer größere Allgemeinheit in der Behandlung. Die Geschichte der A. fällt von da ab mit der der Analysis (s. d.) zusammen.

Arithmētische Zeichen, s. Mathematische Zeichen.

Arithmogriph (griech.), Zahlenrätsel.

Arithmologie (griech.), Lehre von den Zahlen, namentlich von deren wunderbaren Eigenschaften.

Arithmomantie (griech. Arithmontie), Wahrsagung aus Zahlen.

Arithmometer, s. Rechenmaschinen.

Arius, Stifter der Arianer, s. Arianischer Streit.

Arizōna, ein Territorium der Vereinigten Staaten von Nordamerika, zwischen 31 bis 37° nördl. Br. und 109 bis 114°40′ westl. L. gelegen, grenzt im O. an New Mexico, im N. an Utah, im W. an Nevada und Kalifornien (von denen es durch den untern Coloradofluß getrennt wird), im S. an den mexikanischen Staat Sonora und hat einen Flächeninhalt von 292,709 qkm (5216 QM.). Es ist seiner Hauptmasse nach ein Tafelland, 1000–2400 m hoch, von tiefen Cañons durchfurcht und von einzelnen Bergen überragt, unter denen der vulkanische San Francisco (3825 m) der höchste ist. Nach SW. fällt dieses Hochland in die vom untern Gila durchzogene Wüste ab. Das Klima ist dem Ackerbau nicht günstig. Denn abgesehen von täglichen Temperaturschwankungen bis zu 42°, ist der Regenfall so gering, daß selbst in den fruchtbaren Alluvialthälern der Ackerbau nur bei Berieselung günstige Resultate ergibt. Dazu kommt nun noch der wenig regsame Geist der Bevölkerung; von den (1880) 61,801 Einw. waren 24,854 Indianer, nur 35,160 Weiße, fast zur Hälfte spanisch redende Einwanderer aus Mexico und 1632 Chinesen. Der Ackerbau ist noch unbedeutend, die Viehzucht (1880: 44,983 Rinder, 76,524 Schafe, 6798 Pferde, 3819 Schweine) wichtiger; am wichtigsten aber ist der Bergbau. Bis Mitte 1883 wurden gewonnen an Gold 3,206,275 Doll., an Silber 12,377,313 Doll.; außerdem bedeutende Mengen von Blei und Kupfer. Auch Eisen, Platina und Quecksilber sowie Steinsalz und Kohlen kommen vor. Die Thätigkeit auf dem Gebiet des Eisenbahnbaus ist in jüngster Zeit eine außerordentliche, so daß Anfang 1884 bereits 1394 km in Betrieb waren; seit 1883 durchschneidet die Texas-Pacificbahn den südlichen und die von St. Louis kommende Atlantic and Pacificbahn den nördlichen Teil des Territoriums, so daß jetzt auch A. in den allgemeinen Verkehr der Vereinigten Staaten hereingezogen ist. Schon erscheinen in A. 19 Zeitungen. Hauptort ist Tucson (s. d.). Das Land, 1687 durch die Jesuiten von Sonora aus entdeckt, war schon zu Anfang des 18. Jahrh. mit zahlreichen spanischen und indianischen Ackerbauansiedelungen (besonders im Thal des Rio Gila, am Rio Verde, am Salinas) bedeckt und mit einem ausgedehnten System von Bewässerungskanälen versehen, bis ein Krieg der Apatschen gegen die Spanier ausbrach, der mit Vertreibung der Weißen und mit Vernichtung aller Kultur im Land endigte. Im J. 1848 mit New Mexico an die Vereinigten Staaten abgetreten, ward es 1863 als Territorium organisiert. Vgl. Cozzens, A. and New Mexico (2. Aufl., Lond. 1875); Hinton, Handbook to A. (San Francisco 1878).

Ark., Abkürzung für Arkansas.

Arkade (v. lat. arcus, „Bogen“), ein durch mehrere aneinander oder hintereinander gereihte, auf Säulen, Pfeilern oder Säulen und Pfeilern ruhende Bogenstellungen gebildeter Gang, welcher wenigstens nach einer Längsseite hin geöffnet ist. Befindet er sich in einem höher gelegenen Stockwerk, so nennt man ihn wohl auch Galerie. Die Anwendung der Arkaden reicht in die ältesten Anfänge der Baukunst hinauf. Schon in Indien, wo sie wohl durch das Bedürfnis des Schattens hervorgerufen wurden, wie auch in den Tempeln und Palästen der alten Ägypter spielen Säulengänge und Arkaden eine große Rolle. Griechen und Römer gaben ihnen die weiteste Anwendung; nicht bloß die öffentlichen Plätze für Volksversammlungen und Spiele sowie die Orte, wo ihre Philosophen lehrten, waren mit Bogengängen umgeben, sondern auch Straßen und Märkte häufig mit solchen umsäumt. Von den Römern verbreitete sich ihre Anwendung weiter in das nördliche Europa, diente aber hier mehr der Zierde und dem Luxus als dem Bedürfnis. Die altchristliche Baukunst trennte das Hauptschiff der Basiliken von deren Seitenschiffen durch Arkaden, das Mittelalter erweiterte im romanischen Stil sie bereits zum Kreuzgang, welcher eine auf dem Grundriß eines Quadrats ringsherum geführte A. ist; die Gotik, wie der romanische und schon der römische Stil, kennt sie auch in miniaturmäßiger Auffassung als architektonisches Ornament. Auf dem Gebiet der Städtearchitektur finden wir sie im Mittelalter als Laube im Parterregeschoß der Häuser von Städten wie Braunschweig und Bern ausgebildet und namentlich vor Rathäusern, wie in Bremen und Köln (sogen. Ratslauben), und andern

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 821. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0821.jpg&oldid=- (Version vom 20.4.2022)