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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

des eroberten Landes wegen der verheerenden Krankheiten mit großen Schwierigkeiten und Verlusten verknüpft. Erst 1879 gelang dem General van der Heyden die völlige Unterwerfung des Landes, das nun einem Zivilgouverneur unterstellt wurde. Vgl. Veth, Atchin en zijne betrekkingen tot Nederland (Leiden 1873); Gerlach, Atjih en de Atjinezen (Arnh. 1873); Melantjong, Atjeh à vol d’oiseau (Leid. 1880); Kielstra, Beschrijving van den Atjehoorlog (2. Aufl., Haag 1884); „Die holländischen Expeditionen gegen A.“ (Leipz. 1875).

Atschinsk, Kreisstadt im ostsibir. Gouvernement Jenisseisk, am Tschulym, westlich von Krassnojarsk, hat lebhaften Verkehr mit China und (1881) 3939 Einw.

Atta, s. Ameisen, S. 453.

Attacca (ital., „knüpfe an!“), musikal. Ausdruck, gewöhnlich am Schluß eines Satzes stehend, wenn der darauf folgende Satz desselben Tonstücks unverzüglich angefangen werden soll.

Attaché (franz., spr. -scheh), Beigeordneter, Gehilfe bei einem Geschäft, Amt oder bei einer Mission; vorzugsweise Begleiter eines Gesandten, der entweder nur zur Vermehrung des Glanzes der Gesandtschaft dient, oder die diplomatische Laufbahn beginnen soll; auch eine Militärperson, die einer Gesandtschaft mit Rücksicht auf die militärischen Interessen beigegeben („attachiert“) ist (Militärattaché).

Attachement (franz., spr. -aschmáng), Anhänglichkeit, Ergebenheit, Zuneigung.

Attachieren (franz., spr. -tasch-), anhängen; sich anschließen, anschmiegen, als Attaché (s. d.) beigeben. – In der Kochkunst: Fleisch, Gemüse etc. so kurz einkochen, daß es sich auf dem Boden des Geschirrs braun ansetzt, ohne anzubrennen.

Attacke (franz. Attaque), „Angriff“, Vorwärtsbewegung gegen den Feind, wobei man beabsichtigt, zur Anwendung der blanken Waffe zu kommen. Die A. der Infanterie heißt deshalb auch Bajonnettattacke, die der Kavallerie wird auch Charge (daher chargieren) oder Chok (s. d.) genannt. Eine A. der Kavallerie in aufgelöster Ordnung, um mit weniger Verlust beim freiern Gebrauch der Waffe an den Feind, namentlich Kavallerie oder Artillerie, zu kommen, heißt Schwärmattacke (s. d.).

Attagenus, s. Speckkäfer.

Attalĕa Humb. et Bonpl., Gattung aus der Familie der Palmen, mittelhohe oder niedrige Bäume mit dicken, unregelmäßig geringelten Stämmen, großen, gefiederten Blättern, gelben Blüten und eiförmigen oder elliptischen Früchten mit holzig-faseriger Rinde und gewöhnlich drei eßbaren Samen. Sie finden sich in Südamerika vom La Plata bis Honduras, am häufigsten aber im Gebiet des Amazonenstroms. A. funifera Mart. (Piassabe, Chiquichiqui, s. Tafel „Spinnfaserpflanzen“) wird 6–9 m hoch mit 6 m langen Blättern und liefert eine sehr geschätzte, über 1 m lange, grobe, schwarze Faser (Piassava-, Piassabe-, Monkeygras), welche sich von der verbreiterten Basis der Blattstiele ablöst und zu leichten, äußerst dauerhaften Tauen, Matten, Bürsten und Besen verarbeitet wird. Die sehr harten, 8–10 cm langen, schwarz und hellbraun gefleckten Nüsse kommen als Coquillas, kleine oder Lissaboner Kokosnüsse in den Handel und werden zu Drechslerarbeiten benutzt. A. Cohune Mart., die nördlichste Art der Gattung, in Honduras, wird etwa 12 m hoch, liefert aus dem Stamm Palmwein; die Blätter dienen als Dachstroh und spielen eine wichtige Rolle in den religiösen Zeremonien am Palmsonntag. Aus den Nüssen gewinnt man ein dem besten Kokosöl sehr ähnliches Fett. Andre Arten liefern genießbare Früchte.

Attalo, s. v. w. Orlean.

Attălos, 1) Name mehrerer Könige von Pergamon: a) A. I., geb. 269 v. Chr., folgte 241 seinem Vetter Eumenes I. in der Herrschaft und nahm nach dem Sieg über die Vorderasien plündernden Kelten um 239 bei Sardes den Königstitel an. In seinen Kämpfen gegen Syrien (unter Seleukos Keraunos und Antiochos III.) sah sich A. mehr und mehr zurückgedrängt, weshalb er sich 211 an die Römer anschloß und diese in ihren Kämpfen gegen Philipp III. von Makedonien unterstützte, wofür die Römer ihn von seinem Gegner Antiochos von Syrien befreiten. Als er im zweiten Makedonischen Krieg 200–197 in Griechenland war, um gegen Philipp thätig zu sein, wurde er 197 zu Theben vom Schlage gerührt und starb kurz darauf mit dem Ruhm eines klugen, milden und kunstliebenden Fürsten. Zum Gedächtnis seines großen Siegs bei Sardes stiftete er vier umfangreiche Gruppen auf die Akropolis in Athen (den Kampf der Götter gegen die Giganten, des Theseus gegen die Amazonen, die Schlacht bei Marathon und seinen eignen Sieg über die Kelten darstellend), wovon einige Statuen und Gruppen nach neuern Entdeckungen noch in den Museen zu Venedig und Neapel, im Vatikan und im Louvre vorhanden sind, und begann den Bau des großartigen Altars, den sein Sohn Eumenes II. vollendete, und dessen Skulpturen sich jetzt in Berlin befinden (s. Pergamenische Altertümer). – b) A. II. Philadelphos, Sohn des vorigen, geb. 210 v. Chr., folgte 159 seinem ältern Bruder, Eumenes II., nachdem er bisher die Interessen des pergamenischen Reichs in Rom vertreten hatte. Er setzte den vertriebenen Ariarathes Philopator von Kappadokien wieder ein. Gegen König Prusias von Bithynien mußte er Roms Hilfe erbitten, weshalb er den Sturz des Prusias durch dessen Sohn Nikomedes 148 begünstigte; auch hatte er Anteil an der Erhebung des Alexander Balas auf den syrischen Thron. Den Römern half A. bei Vertreibung des Pseudo-Philippos sowie bei Bekämpfung der Achäer und der Eroberung Korinths. Er starb 138, als Freund der Künste und Wissenschaften gerühmt. – c) A. III. Philometor, Sohn Eumenes’ II., Neffe und Nachfolger des vorigen, wütete grausam gegen Anverwandte und Freunde, ward aber bald darauf von finsterer Schwermut ergriffen, in welcher er, fern von aller menschlichen Gesellschaft und Regierungssorge, nur Gärtnerei, Bildhauerei und Erzgießerei trieb. Er starb 133. In seinem (wahrscheinlich gefälschten) Testament waren die Römer als Erben seiner Güter und Reichtümer eingesetzt; der Senat verstand aber darunter das ganze pergamenische Reich und machte dasselbe nach Besiegung des Aristonikos 130 zur römischen Provinz. Die Attaliden waren eifrige Förderer von Kunst und Wissenschaft, sie sammelten Bücher und Kunstschätze und beriefen viele Gelehrte an ihren Hof. Vgl. Manso, Über die Attalen (Bresl. 1815); Wegener, De aula Attalica literarum artiumque fautrice (Kopenh. 1836).

2) Weströmischer Kaiser, ward durch Alarich 409 n. Chr. zum Gegenkaiser des Honorius erhoben, aber schon im folgenden Jahr, als er selbständig handeln wollte, wieder abgesetzt. Vier Jahre später nahm A. auf des Goten Athaulf Geheiß nochmals den Kaisertitel an, ward aber 416 von Constantius, dem Feldherrn des Honorius, gefangen, zu Rom im Triumph aufgeführt und nach Verstümmelung der rechten Hand auf die Insel Lipari verbannt.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0026.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2022)