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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

vervielfältigt und in besondern Werken zusammengestellt sind. Das bedeutendste derselben ist die 1843 in Paris erschienene „Isographie des hommes célèbres“ (4 Bde.). Von deutschen Werken sind zu erwähnen: Dorows „Faksimiles von Handschriften“ (Berl. 1836); Weigels „Autographen-Prachtalbum“ (Dreißigjähriger Krieg, Leipz. 1848); „Sammlung historisch berühmter Autographen“ (Stuttg. 1845); Schlottmanns „Deutsches Stammbuch“ (3. Aufl., Leipz. 1858); „Geliebte Schatten“, herausgegeben von Götz (Mannh. 1858); für die Gegenwart das vom „Deutschen Familienblatt“ veröffentlichte „Selbstschriftenalbum des Deutschen Reichs“ („Aus Sturm und Not“, Berl. 1881) und „Deutsche Dichter und Denker der Gegenwart“ (hrsg. von Wasmuth, das. 1885). Eine kleinere Sammlung bieten unsre beiden Tafeln. – Anweisungen für Sammler geben Fontaines „Manuel de l’amateur d’autographes“ (Par. 1836) und Günther und Schulz’ „Handbuch für Autographensammler“ (Leipz. 1856), letzteres mit Angabe der damaligen Durchschnittspreise auf Auktionen. In diese Rubrik ist auch die von Etienne Charavay in Paris seit 1862 herausgegebene Zeitschrift „L’amateur d’autographes“, ferner Eugène Charavays „Revue des autographes“ zu rechnen, welchen sich seit 1884 die bei List u. Francke in Leipzig erscheinende Monatsschrift „Mitteilungen für Autographensammler“, herausgegeben von Fischer v. Röslerstamm, anreiht. – Bei der Bestimmung des materiellen Werts der Autographen kommen verschiedene Gesichtspunkte in Betracht. Die hauptsächlichsten derselben sind zunächst das Interesse an der schreibenden Person und der mehr oder minder interessante Inhalt des Schriftstücks; ferner das seltenere oder häufigere Vorkommen von Autographen der betreffenden Persönlichkeit sowie die mehr oder minder gute Erhaltung der Handschriften. Von großer Wichtigkeit ist, ob das Schriftstück ganz eigenhändig geschrieben, mit voller Unterschrift, Datum und Adresse versehen, oder ob dasselbe von andrer Hand ausgefertigt und nur die Unterschrift eigenhändig ist. Groß ist die Verschiedenheit in der Anlage von A.; während manche Sammler soviel wie möglich alle Namen berühmter Persönlichkeiten zu vereinigen suchen, beschränken sich andre auf bestimmte Geschichtsepochen, auf einzelne Nationen oder auf bestimmte Berufskreise und Gebiete der menschlichen Geistesthätigkeit. In neuerer Zeit werden mit Vorliebe die Autographen von Künstlern gesammelt. Ebenso werden interessante eigenhändige Briefe historisch bedeutender Fürsten, Feldherren und Staatsmänner, namentlich der neuern Zeit, stets gesucht und hoch bezahlt.

Autographie (griech.), ein zu billiger und rascher Vervielfältigung von Zeichnungen brauchbares Verfahren, auch Überdruck genannt, eigentlich eine Abart der Lithographie. Die Zeichnung wird mit autographischer Tinte auf autographischem, d. h. mit einer Mischung von Gummi, Gummigutt, Stärke und Kreide präpariertem, Papier ausgeführt, letzteres sodann auf einen lithographischen Stein gelegt, auf der Rückseite mit verdünntem Scheidewasser benetzt und durch die Presse gezogen. Die Zeichnung erscheint jetzt auf dem Stein, der nun in gewöhnlicher Weise lithographisch behandelt wird. Es läßt sich auch gewöhnliches Papier zur A. anwenden, nur muß man auf den erwärmten Stein überdrucken. Diese Vervielfältigungsmethode wird für Herstellung von Plänen, Baurissen, billigen Illustrationsbeilagen in Zeitschriften und Bilderbüchern, auch Zirkularen, Preiskuranten etc. viel benutzt. Bei einer andern Art der A. benutzt man als Schrift- und Druckplatte eine aus Gelatinemasse hergestellte Tafel (s. Hektograph). Über die Verwendung der A. auf der Buchdruckpresse vgl. Autotypographie.

Autographieren (griech.), vermittelst der Autographie (s. d.) vervielfältigen.

Autokratie (griech., „Selbst- oder Alleinherrschaft“), Staatsform, bei welcher die unumschränkte, gesetzgebende und vollziehende Gewalt im Staatsoberhaupt vereinigt ist, also s. v. w. unumschränkte Monarchie. Ein solcher Herrscher heißt Autokrat oder Autokrator. Unter den europäischen Regenten führt den Titel „Selbstherrscher“ (Samoderschetz) nur der russische Kaiser, um dadurch seine verfassungsmäßig unumschränkte Regierungsgewalt anzudeuten. Autokratismus, Bezeichnung für ein derartiges Regierungssystem und für die Parteirichtung, welche ein solches anstrebt. Auch die unmittelbare Demokratie wird als autokratisch bezeichnet. In der Ethik nach Kant die freie Bestimmung des Willens zu einer für recht und pflichtgemäß erkannten Handlungsweise, s. v. w. Selbstbeherrschung.

Autokritīk (griech.), Selbstkritik.

Autologie (griech.), die eigentliche Rede im Gegensatz zur bildlichen; auch s. v. w. Autonomie im Sinn von Selbständigkeit, Willensfreiheit.

Autoly̆kos, 1) im griech. Mythus Sohn des Hermes, mütterlicherseits Großvater des Odysseus, wohnte am Parnaß, berüchtigt als Erzdieb und schlauer Betrüger. Dem Sisyphos stahl er Schafe, dem Eurytos von Euböa Rinder, dem König Amyntor den berühmten Helm, welchen später (vor Troja) Meriones besaß. Herakles wurde von ihm im Ringen unterrichtet; Odysseus erhielt einst bei einem Besuch des Großvaters von einem Eber die Wunde, an deren Narbe ihn bei der Rückkehr von Troja die Amme erkannte.

2) Astronom und Mathematiker aus Pitane in Äolien, um 330 v. Chr., Verfasser von zwei noch erhaltenen Schriften: „Über die sich bewegende Sphäre“ und „Über Auf- und Untergang der Fixsterne“, beide abgedruckt in Dasypodius’ „Propositiones doctrinae sphaericae“ (Straßb. 1572) und neu herausgegeben von Hoche (Hamb. 1877), enthalten größtenteils Aufgaben der sphärischen Astronomie, welche mit Hilfe des Globus ohne Rechnung zu lösen sind.

Automachīe (griech.), Widerspruch mit sich selbst.

Automāt (griech.), im weitern Sinn jede sich selbst bewegende mechanische Vorrichtung, die durch im Innern verborgene Kraftmittel (Federn, Gewichte etc.) in Bewegung gesetzt wird, z. B. Uhren, Planetarien u. dgl.; im engern Sinn ein mechanisches Kunstwerk, welches vermittelst eines innern Mechanismus die Thätigkeit lebender Wesen, der Menschen (Android) oder Tiere, nachahmt und meist auch an Gestalt diesen nachgebildet ist. Die Erfindung der Automaten ist sehr alt. Die fliegende hölzerne Taube von Archytas von Tarent (400 v. Chr.), der Adler, den Pausanias erwähnt, die kriechende Schnecke des Demetrios Phalereus, der Android des Ptolemäos Philadelphos werden als die bewundertsten Automaten angeführt, aber ohne Angabe über ihre innere Einrichtung. Albertus Magnus verfertigte einen Androiden, welcher die Thür öffnete und die Eintretenden grüßte; Regiomontanus eine laufende Fliege und einen Adler, welcher den Kaiser Maximilian bei seinem Einzug in Nürnberg mit Flügelschlag und Kopfbewegungen begrüßte. Von der Erfindung der Taschenuhren durch Peter Hele 1500 zogen auch die

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0171.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2021)