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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

der Stirn beginnenden weißen Band, welches nach dem Hinterhals läuft; die Stirn ist schwarz, ebenso eine vor dem Auge entspringende Binde, welche die weiße Kehle einschließt; die Halsseiten sind schwarz, weiß und braun getüpfelt, die Steuerfedern, mit Ausnahme der mittlern graugelblichen, schwarz gesprenkelten, graublau, Auge und Schnabel sind dunkelbraun, der Fuß graublau. Die B. bewohnt Nordamerika östlich vom Felsengebirge, von Kanada bis zum Golf von Mexiko, ist in Westindien, auf Ste. Croix und in England eingebürgert, lebt etwa wie unser Rebhuhn, nistet im Mai in einer ausgescharrten Vertiefung und legt 20–24 rein weiße Eier, welche das Weibchen in 23 Tagen ausbrütet; ihre Nahrung besteht aus Kerbtieren und allerlei Pflanzenstoffen, namentlich auch aus Getreide, sie läßt sich gut zähmen, pflanzt sich in der Gefangenschaft leicht fort und empfiehlt sich durch ihre große Fruchtbarkeit zur Einbürgerung bei uns. Die Jagd ist schwierig, das Wildbret vorzüglich. Einer nahe verwandten Gattung gehört die Schopfwachtel (kalifornische Wachtel, Lophortyx californianus Bp.) an. Diese ist 24 cm lang, kräftig gebaut, mit kurzem Hals, kurzem, kräftigem, auf der Firste scharf gebogenem Schnabel, mittelhohem Fuß, ziemlich kurzem, merklich abgestuftem Schwanz und kurzen, gewölbten und gerundeten Flügeln, auf der Stirn strohgelb, auf dem Oberscheitel braun, im Nacken blaugrau, schwarz geschuppt und weiß getüpfelt, auf dem Rücken olivenbraun, auf der Oberbrust blaugrau, an der Kehle schwarz, weiß eingefaßt, auf der Unterbrust gelb und am Bauch braunrot, hier wie dort mit schwarzer Muschelzeichnung, an den Seiten braun, breit weiß geschaftet; die Steuerfedern sind grau, auf dem Scheitel erheben sich vier unten sehr verschmälerte, sichelartig gebogene Federn; das Auge ist braun, der Schnabel schwarz, der Fuß dunkel bleigrau. Die Schopfwachtel ist sehr häufig in Kalifornien, bildet im Winter zahlreiche Schwärme, streicht unbedeutend, nährt sich von Gras, Sämereien, Zwiebeln, Knollen, Beeren, Insekten, lebt in dichtem Gestrüpp und im Wald, gräbt im Winter lange Gänge unter dem Schnee, nistet am Fuß eines Baums oder unter einem Busch und legt 15 Eier, welche das Weibchen in 23 Tagen ausbrütet. Das Fleisch ist sehr wohlschmeckend. Der Schopfwachtel ähnlich, aber noch glänzender gefärbt ist die Helmwachtel (L. Gambeli Gould), welche ebenso häufig in Arizona ist, in jeder Örtlichkeit vorkommt, aber dichtes Gestrüpp, besonders Uferweidicht, zu bevorzugen scheint. Man hat seit 1852 in Frankreich und in Deutschland versucht, die Schopfwachtel einzubürgern, aber nicht sehr ermutigende Resultate erhalten.

Baumweichsel, s. Kirschbaum.

Baumwolle, das Samenhaar mehrerer Arten und Varietäten der zur Familie der Malvaceen gehörigen Gattung Gossypium L. (s. Tafel „Spinnfaserpflanzen“); diese umfaßt Sträucher oder Kräuter mit drei- bis neunlappigen, selten ungeteilten Blättern, großen, meist gelben oder purpurnen Blüten und drei- bis fünfklappigen Kapseln, aus welchen die die Samen bedeckenden langen, weichen Wollhaare bei der Reife elastisch hervorquellen. Die Gattung, deren Arten schwer auseinander zu halten sind, ist wohl in Asien und Amerika (vielleicht auch in Afrika) heimisch, durch Kultur aber über fast alle Länder zwischen dem 40. oder 41.° nördl. und dem 30.° südl. Br. verbreitet. Die größten Quantitäten B. liefern erwiesenermaßen folgende Spezies: G. barbadense L. (westindische B.), ein 2–5 m hoher Strauch mit langgestielten, am Grund herzförmigen Blättern und gelben, am Grund roten Blüten, stammt von den Bahamas und wird wegen ihrer langen Faser fast überall, hauptsächlich in zwei Varietäten in Nordamerika, kultiviert. G. herbaceum L. (krautige B.), einjährig, 1,5–2 m hoch, mit fünflappigen Blättern, kurzgestielten, blaßgelben, im Grund purpurroten Blüten und Samenkapseln von der Größe einer Walnuß, wächst am Irawadi und wird in Indien, Kleinasien, Nordamerika, Ägypten und Südeuropa kultiviert. Eine Varietät ist wohl G. punctatum Schum., welche in Afrika verwildert vorkommt, in Senegambien, am Mittelländischen Meer und in einigen Teilen Amerikas kultiviert wird. G. arboreum L. (baumartige B.), 3–3,8 m hoher Strauch mit braun purpurroten Blüten, stammt aus Ostindien und wird in China, Ägypten, Ostindien, am Mittelmeer, in Nordamerika und Westindien kultiviert. In Südamerika herrscht G. peruvianum Cav. vor, deren Samen nierenförmig zusammenkleben. G. religiosum L. (gelbe oder chinesische B.), ein 1–1,25 m hoher Halbstrauch in China und Hinterindien und von dort nach Ost- und Westindien verpflanzt, hat gelbe oder gelbbraune Samenhaare, welche zu Nanking verarbeitet werden, wird von manchen Botanikern aber nur als eine Varietät und die gelbe Färbung der Samenhaare als Folge eigentümlicher klimatischer oder Bodenverhältnisse betrachtet. G. hirsutum L., aus dem wärmern Amerika, wird in Westindien, Guayana und Nordamerika kultiviert und hat Samenkapseln fast von Apfelgröße.

[Kultur.] Die B. gedeiht am besten bei einer mittlern Temperatur von 19–25° in einem feuchtwarmen Klima. In Nordamerika erstreckt sich der Baumwollbau bis zum 35.° nördl. Br., am Mississippi sogar bis zum 37.° und wird besonders in Alabama, Mississippi, Georgia, Süd- und Nordcarolina, Tennessee, Virginia, Louisiana, Arkansas, Texas, Florida und in neuester Zeit auch in Kalifornien betrieben. In China und Japan gedeiht B. bis 41° nördl. Br.; sie wird auch in Vorder- und Hinterindien und in Vorderasien kultiviert. In Europa geht sie in der Krim und bei Astrachan sogar bis 46° nördl. Br. und wird auch auf dem Peloponnes und den Cykladen, in Südspanien, bei Neapel und auf Sizilien gebaut. Nordafrika liefert aus Algerien und namentlich aus Ägypten viel B. Außerdem findet sich Baumwollkultur im Kaffernland, in Natal und am Kap, in Brasilien, Paraguay, Uruguay und in einem Teil der La Plata-Staaten östlich vom La Plata, im nordöstlichen Australien und auf mehreren Inseln der Südsee. Die günstigsten Verhältnisse findet die B. an der Ostküste Nordamerikas zwischen 25°10′ und 32°40′, also in Florida, Georgia und Südcarolina, wo namentlich auch auf den kleinen Inseln die berühmte langfaserige Sea Island-B. (nach Royle G. barbadense, nach andern eine aus Persien stammende, über Anguilla und die Bahamas eingeführte Sorte, also wohl G. herbaceum) kultiviert wird. Die B. verlangt einen humosen, an Kali und Kalk reichen Boden, unter Umständen ausgiebige Bewässerung, zur Erntezeit aber trockne Witterung, weil der die geöffneten Kapseln treffende Regen die B. bräunt und verdirbt.

Die Güte der B. hängt in erster Linie von der Stammpflanze ab. Im allgemeinen liefern die baumartigen Formen bessere Wolle als die strauchigen und diese bessere als die krautartigen. Aber auch Klima, Boden und Kulturverhältnisse sind von großem Einfluß. Bei zu großer Trockenheit bleibt die Wolle kurz. Man säet die B., indem man mehrere Körner in 1 m voneinander entfernte Löcher legt, beseitigt von den schnell hervorkommenden Keimpflanzen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 519. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0519.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2022)