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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

Verzweiflung an der Menschheit aufzulösen scheint. Außerdem erschienen noch: „The Inn-album“ (1874; deutsch u. d. T.: „Das Fremdenbuch“, Hamb. 1877); eine Übersetzung von Äschylos’ „Agamemnon“ (1877) sowie zwei Gedichte: „La Saisiaz“ und „The two poets of Croisic“ (1878); „Dramatic idyls“ (1879–1880, 2 Bde.); zuletzt „Ferishtah’s fancies“ (1884). Eine Sammlung seiner Werke erschien in 6 Bänden (neue Ausg., Lond. 1868), eine Auswahl derselben in 2 Bänden (neue Ausg. 1884). Eine Browning Society wurde 1881 von Furnivall (s. d.) gegründet, zum Zweck der Erläuterung und weitern Verbreitung der Werke des Dichters.

2) Elizabeth, engl. Dichterin, Gattin des vorigen, geb. 1809 zu London als die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, Barrett, erhielt eine ausgezeichnete Erziehung und beschäftigte sich besonders eingehend mit dem klassischen Altertum, so daß sie bereits 1826 mit einem „Essay on the mind“ auftrat und sehr jung eine 1833 gedruckte Übersetzung des „Gefesselten Prometheus“ von Äschylos lieferte, die von hoher dichterischer Begabung zeugte. Traurige Lebenserfahrungen und Kränklichkeit stimmten sie düster und verliehen ihren Dichtungen den grübelnden Charakter ihres Vorbildes Shelley, so namentlich in: „Romaunt of Margaret“ (1836), „The Seraphim, and other poems“ (1838) und „Romaunt of the Page“ (1839). Ihre Verheiratung mit Robert B. (1846) führte sie nach dem Süden, der für sie nun eine zweite Heimat ward. In ihrem nach Shelleys Manier formlosen Werk „The casa Guidi windows“ (1851) lieh sie ihrer Begeisterung für Italiens beginnende politische Wiedergeburt begeisterte Worte. Ihr Hauptwerk aber ist „Aurora Leigh“ (1857, 11. Aufl. 1873), welches die Leiden einer edlen weiblichen Natur im Kampf gegen den konventionellen Zwang der Gesellschaft zum Gegenstand hat. Ihre Sympathien für Italien bekunden auch die „Poems before Congress“ (1860). Sie starb 29. Juni 1861 in Florenz. Gesammelt erschienen ihre „Poetical works“ in 5 Bänden (8. Aufl., Lond. 1870) sowie in einer Auswahl von 2 Bänden (neue Ausg. 1884). Später wurden auch ihre „Letters to R. Hengist Horne“ (1876, 2 Bde.) veröffentlicht. Vgl. P. Bayne, „Two great Englishwomen“ (Lond. 1881); Druskowitz, Drei englische Dichterinnen (Berl. 1884).

Brownisten (spr. braun-, Barrowisten), eine um 1581 von Robert Brown (s. d. 1) gestiftete und nachmals von Henry Barrowe geleitete religiöse Sekte in Holland und England, will die religiöse Überzeugung und Ausübung von allem äußerlichen Zwang frei wissen, verwirft daher jede kirchliche Organisation. Ebensowenig erkennt sie einen Priester- oder Pastorenstand an. Außer den Sakramenten verwerfen die B. jede stehende Religionsübung und jedes Gebetsformular. Die B. wandten sich, in England verfolgt, nach Holland, wo J. Robinson (gest. 1625) sie reformierte, und erlangten danach als Independenten (s. d.) in England Duldung und bedeutenden Einfluß.

Brownlow (spr. braunlo), William Gannaway (auch Parson B. genannt), nordamerikan. Politiker, geb. 29. Aug. 1805 im Staat Virginia, wurde 1826 Reiseprediger der Methodistenkirche und zog 1828 nach Knoxville in Tennessee, wo er seit 1839 die Zeitung „The Knoxville Whig“ herausgab, in welcher er energisch eine starke Zentralregierung befürwortete. Nach Beginn der Sezessionsbewegung (1860) trat er, obschon ein Verteidiger der Sklaverei, für die Einheit der Union in die Schranken und hatte deshalb, da sich Tennessee der Südpartei anschloß, Unterdrückung seines Blattes und selbst Gefangenschaft zu erdulden. 1862 in die Unionslinie nach Nashville geschafft, schrieb er seine „Sketches of the rise, progress and decline of secession“, wovon in sechs Monaten 75,000 Exemplare abgesetzt wurden, und hielt dann in allen größern Städten der nördlichen Staaten öffentliche Reden gegen die Sezession. Nachdem Tennessee sich 1865 der Union wieder angeschlossen, wurde er zum Gouverneur des Staats erwählt und 1869 von Tennessee in den Senat der Union geschickt. Er starb 28. April 1877.

Brownsville (spr. braunswill), Hauptstadt der Grafschaft Cameron im nordamerikan. Staat Texas, am Rio Grande, der noch weit oberhalb mit Dampfbooten fahrbar ist, Matamoros gegenüber, mit (1880) 4938 Einw. (zur Hälfte Mexikaner). Aus einem Fort entstanden, das im Krieg mit Mexiko sowohl als im Sezessionskrieg eine Rolle spielte, ist der Ort jetzt für den Handel nicht ohne Bedeutung und geht mit Entwickelung des texas-mexikanischen Eisenbahnnetzes einer großen Zukunft entgegen. Handelsverkehr ist im Art. „Brazos de Santiago“ eingeschlossen.

Brownville (spr. braunwill), Stadt im nordamerikan. Staat Nebraska, Grafschaft Nemaha, am Missouri, 35 km unterhalb Nebraska City, hat (1880) 1309 Einw., Obstbaumschule und lebhaften Verkehr.

Broxtermann, Theobald Wilhelm, Dichter, geb. 16. Juni 1771 zu Osnabrück, studierte die Rechte in Göttingen und war dann kurze Zeit als Advokat thätig, worauf er 1795 ohne bestimmten Plan nach Holland ging und daselbst privatisierte. 1797 trat er als Archivar in die Dienste des Herzogs Wilhelm von Bayern, bei dem er erst in Landshut und seit 1799 in München lebte, wo er 14. Sept. 1800 starb. Unter seinen Schriften sind die Dichtung „Benno, Bischof von Osnabrück“ (Münster 1789), „Gedichte“ (das. 1794; neue Aufl. u. d. T.: „Poetische Erzählungen“, Leipz. 1808) und das Trauerspiel „Ehrgefühl und Liebe“ (Brandenb. 1799) zu nennen. Seine „Sämtlichen Werke“ gab Wedekind (Osnabrück 1811) heraus.

Broye (spr. brŏá), der bedeutendste rechtseitige Zufluß des schweizer. Thièlegebiets, nahezu 80 km lang, entspringt auf den Höhen des Jorat, betritt den Thalgrund bei Moudon (Milden) und fließt in nordöstlicher Richtung zum Murtensee, den er am Nordwestende wieder verläßt, um sich nach kurzem Lauf in den Neuenburger See zu ergießen. Von Payerne (Peterlingen) an schleicht, in fruchtbarem Gelände weitläufige Versumpfung verursachend, die B. so träge dahin, daß die Waadtländer einen langsamen Menschen Broyard nennen. Auf der Flußstrecke zwischen beiden Seen kursieren die Dampfschiffe der Route Neuchâtel-Murten; sie ist im Zusammenhang mit der Juragewässerkorrektion reguliert worden. Ihrem Laufe folgt die Broyethalbahn Lyß-Murten-Payerne-Moudon-Palézieux (-Lausanne).

Broyhan (Broihan, Breyhahn etc.), süß und gewürzhaft schmeckendes Weißbier, soll seinen Namen von einem Braumeister, Kurt B. aus Stöcken bei Hannover, erhalten haben und (1526) das Resultat eines Fehlversuchs, Hamburger Bier in Hannover nachzubrauen, gewesen sein.

Broyieren (franz., spr. brŏaj-), zerreiben, besonders Farben; Broyon (spr. brŏajóng), der Rührkolben zum Farbenreiben.

Brožík (spr. -schīk), Wenzel, tschech. Maler, geb. 1851 zu Třemoschna bei Pilsen, wurde auf der Malerakademie zu Prag und bei Emil Lauffer gebildet, stellte hier 1871 sein erstes historisches Bild: Eva

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0482.jpg&oldid=- (Version vom 18.6.2021)