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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

Douglas Scott, geb. 9. Sept. 1831, ebenfalls Mitglied der Torypartei, sechster Herzog von B.

Bucco (lat.), s. Atellane.

Buccoblätter, Buccostrauch, s. Barosma.

Bucelin, Gabriel (eigent. Buzlin), namhafter Historiker und Genealog, einer der fruchtbarsten deutschen Gelehrten des 17. Jahrh., geb. 28. Dez. 1599 zu Diessenhofen im Thurgau, trat schon 1612 in das Benediktinerstift Weingarten, ward später Professor und Prior zu St. Johann in Feldkirch, starb hier oder in Weingarten völlig erblindet 9. Juni 1681. Er schrieb angeblich 53 Werke meist historischen und genealogischen Inhalts, wovon nur ein kleiner Teil gedruckt. Seine Hauptwerke sind: „Germania topo-chronostemmatographica sacra et profana“ (Augsb. 1655–78, 4 Bde.); „Rhaetia sacra et profana“ (das. 1666); „Benedictus redivivus“ (Feldkirch 1679). Vgl. Bergmann, Der Genealog B. (in den „Sitzungsberichten der Wiener Akademie“ 1861, Bd. 38).

Bucentaur (ital. Bucentoro), Name der Prachtgaleere, in welcher der ehemalige Doge von Venedig alljährlich am Himmelfahrtstag unter großen Feierlichkeiten ins Meer hinausfuhr, um sich durch Versenkung eines Ringes mit demselben zu vermählen. Der Name bedeutet ein Ungeheuer (halb Stier, halb Mensch), dessen Bild das Schiff getragen haben soll, und wird 1289 zum erstenmal erwähnt. Der letzte B., 1722–29 erbaut, ward 1798 von den Franzosen verbrannt oder wegen seines Goldschmucks in Trümmer geschlagen, von denen einige im Arsenal zu Venedig noch gezeigt werden.

Bucephalus, s. Bukephalos.

Bucēr (Butzer), Martin, einer der oberdeutschen Kirchenreformatoren, geb. 1491 zu Schlettstadt im Elsaß, trat schon in seinem 15. Jahr in den Dominikanerorden, studierte auf der Universität Heidelberg Griechisch und Hebräisch, Theologie, Philosophie und Rhetorik und wurde durch Luthers persönliche Bekanntschaft 1518 und Erasmus’ Schriften der Reformation gewonnen. Er verließ den Orden 1521 und wurde Hofprediger des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, 1522 Pfarrer bei Sickingen in Landstuhl, dann in Weißenburg, von dort durch den Bischof von Speier vertrieben, 1523 in Straßburg. Neben der Einführung der Reformation widmete er den Versuchen zur Herstellung einer Union zwischen Lutheranern und Reformierten eine unermüdliche Thätigkeit. Anfangs bei den Disputationen zu Bern 1528 und Marburg 1529 mehr Zwingli zugewandt, so daß er 1530 die Confessio tetrapolitana im Gegensatz zu der Augustana verfaßte, zeigte er sich in den folgenden Verhandlungen zu Schweinfurt 1532, Kassel 1535 und in der Wittenberger Concordia 1536 der lutherischen Ansicht günstiger. Zwar wiesen die Schweizer die Vereinigung zurück, indes brach sich Bucers Gedanke, daß der Streit der Konfessionen keinen fundamentalen Lehrunterschied betreffe, mehr und mehr Bahn. Auch eine Einigung mit den Katholiken erstrebte er in Gemeinschaft mit dem Landgrafen Philipp von Hessen, mit dem er die intimsten Beziehungen und einen eifrigen Briefwechsel unterhielt, bei dem Religionsgespräch zu Hagenau 1540, auf dem Reichstag in Regensburg 1541 und bei dem dortigen Religionsgespräch 1546 sowie in vielen pseudonymen Schriften. Leider ließ sich B. auch herbei, die Doppelehe des Landgrafen zuerst zu entschuldigen, dann in einer Schrift zu rechtfertigen. Als er 1542 im Erzstift Köln gemeinsam mit Melanchthon der Reformation Bahn zu brechen suchte, leistete ihm der dortige Klerus erfolgreichen Widerstand. Da er sich beharrlich weigerte, das Interim zu unterzeichnen, mußte er Straßburg verlassen und ging im April 1549, vom Erzbischof Cranmer berufen, nach England. Seine umfassende, aber mit großer Bescheidenheit verbundene Gelehrsamkeit fand hier allgemeine Anerkennung; doch starb er schon 27. Febr. 1551 in Cambridge. Seine Gebeine, in der Hauptkirche zu Cambridge beigesetzt, wurden unter der Königin Maria, als die eines Hauptketzers, aus dem Sarge gerissen und verbrannt; Elisabeth ließ das Grabmal wiederherstellen. An einer Gesamtausgabe seiner zahlreichen Schriften fehlt es noch. Vgl. Baum, Capito und B. (Elberf. 1860); Lenz, Briefwechsel Landgraf Philipps des Großmütigen von Hessen mit B. (Leipz. 1880, Bd. 1).

Bucĕros, Nashornvogel; Bucerotidae (Hornvögel), Familie aus der Ordnung der Kuckucksvögel, s. d.

Buch (mittelhochd. buoch, althochd. puoh, angelsächs. bôc), im allgemeinen mehrere zu einem Ganzen verbundene Blätter oder Bogen Papier, Pergament etc., mögen diese beschrieben sein oder nicht; meistenteils versteht man jedoch heutzutage unter B. einen Band von bedruckten Blättern. Der Name B. hängt jedenfalls mit Buche zusammen (die im Angelsächsischen mit B. denselben Namen hat) und ist wohl davon herzuleiten, daß bei den Germanen in alter Zeit neben Metall und Stein vorzugsweise Buchenholz als Schreibmaterial benutzt wurde, auf das man die Schriftzeichen einritzte (daher noch im Englischen to write, „schreiben“, eigentlich „ritzen“); nach andern davon, daß man Tafeln von Buchenholz zum Einband wählte. Der lateinische Name für B., liber, bedeutet Baumbast; der griechische, byblos oder biblos, die Papyrusstaude, aus deren feinem Baste das gewöhnlichste Schreibmaterial der Alten bereitet wurde. Indem man eine größere Quantität solcher Papyrusblätter zu einem langen Streifen aneinander klebte, der zur bequemern Aufbewahrung zusammengerollt wurde, entstand die Rolle (kylindros, volumen), die ursprünglichste und auch lange Zeit hindurch gewöhnlichste Form des antiken Buches. Das Ende des Streifens, der bekanntlich nur auf einer Seite beschrieben war, wurde an ein dünnes Holzstäbchen befestigt, um welches man die Rolle aufwickelte. Als äußere Hülle derselben diente ein Futteral aus Pergament, mit einem hochrot gefärbten Pergamentstreifen, welcher die Inhaltsangabe der Rolle trug. Neben dem Papyrus kam, namentlich in der spätern Zeit, auch Pergament, Holz, Metall etc. als Schreibmaterial vor, und zwar wurde das Pergament vorzugsweise zusammengebrochen und ähnlich den jetzigen Büchern gebunden oder wenigstens übereinander gelegt, wodurch die sogen. Codices entstanden (weiteres über das antike B. s. Handschrift). Das Bücherwesen war bei den Griechen und Römern sehr entwickelt. Die Vervielfältigung eines Buches wurde durch Sklaven fabrikmäßig betrieben, bedeutende öffentliche und Privatbibliotheken bestanden in großer Anzahl, und selbst der Buchhandel (s. d.) stand schon in Blüte. Dagegen wurden im Mittelalter infolge der geringen Verbreitung litterarischer Interessen, noch mehr des hohen Preises des Pergaments wegen, das infolge des Aufhörens der Papyruszufuhr (seit der Eroberung Ägyptens durch die Araber) neben dem Leinenpapier das einzige Schreibmaterial war, Bücher teuer und selten. Es kam vor, daß Städte und selbst reiche Klöster höchstens mit einem Meßbuch versehen waren. Ja, noch 1471, nachdem schon das Lumpenpapier erfunden war, mußte

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0540.jpg&oldid=- (Version vom 18.6.2021)