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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4

zu verhindern, benutzt Hirsch (Fig. 7) Schraubenflügel, deren gewundene Fläche sich zwar der Griffithform anschließt, die jedoch in der Endprojektion die Figur eines Kreisbogens erhält, der mit der konkav gekrümmten gewundenen Fläche das Wasser aufnimmt. Obschon die Hirschschraube bei dem Rückwärtsgehen des Schiffs, wobei die konvexe Krümmung der Flügel gegen das Wasser tritt, nicht mehr leistet als die Griffithschraube, so hat sich ihre Konstruktion für die schnellere Fortbewegung des Schiffs, worauf es hauptsächlich ankommt, als die vorteilhafteste bewährt. Die Yarrowschraube (Fig. 8) zeichnet sich durch schmale, lange, spitz auslaufende Flügel (2–3) aus und ist wie die Thornykrofftschraube (Fig. 9) an Bord englisch-amerikanischer Schiffe nicht selten. Sie zeigt stark nach hinten gekrümmte Flügel, um mit Hilfe der so gewonnenen langen Hebelarme große Fahrgeschwindigkeit zu bewirken, welche für Torpedoboote vorzugsweise angestrebt wird. Fig. 10 zeigt einen neuern Propeller.

Der Schraubenpropeller wird aus Gußeisen, Gußstahl u. Bronze angefertigt, für die Kriegsmarine in neuester Zeit aus Phosphor- und Manganbronze; die Schraubenwelle wird dort, wo sie aus der Schiffswand tritt, durch eine Stopfbüchse geführt, welche den Eintritt des Wassers in die Schiffsräume hindert. Die Schraubenwelle besteht meist aus mehreren Teilen; ihr vorderes Ende, die Kurbelwelle, wird von der Dampfmaschine gedreht, u. ihr letztes Ende oder deren Verlängerung trägt die Schraube. Zwischen beiden sind auf großen Schiffen Transmissionswellen eingeschaltet. Der von der Schraube erzeugte Seitendruck wird von einem besondern Lager, dem Druck- oder Stoßlager, aufgenommen. Der Effekt der Schraube ist von dem Tiefgang des Schiffs unabhängiger als der des Rades, da die Schraube stets unter Wasser bleiben soll, wenn es auch einen Unterschied macht, ob sie gegen das dichtere Wasser in der Tiefe oder nahe der Oberfläche arbeitet; auch ist die Wirkung ihrer Flügel auf das Wasser eine dauernde; die nachteiligen Wirkungen, die beim Ein- und Austritt der Schaufelräder stattfinden, fallen bei der Schraube weg. Zum Kriegsdienst eignen sich Schraubendampfer wegen der versteckten Lage ihres Treibapparats, und weil sie in ihrer ganzen Breitseite Raum für die Aufstellung von Geschützen geben, weit besser als Raddampfer. Dagegen ist die Schraube besonders in seichtem Fahrwasser gefährdet. Sehr unvorteilhaft für Reparaturen ist endlich die unzugängliche Lage der Schraube, die ein Auswechseln während der Fahrt meist unstatthaft macht und im Hafen das Docken des Schiffs erfordert. Im J. 1881 kam bei Gelegenheit des Unfalls, welcher die Vandalia betroffen, der Umstand zur Sprache, daß die Schraubenwelle durch langen Gebrauch wie jede andre Welle infolge der Erschütterungen kristallinisch wird und dann leicht bricht. Dieses Kristallinischwerden scheint aber so spät einzutreten, daß es nur geringe praktische Bedeutung erlangt, weil die Wellen in der Regel wegen andrer Mängel schon früher ausgewechselt werden müssen.

 Fig. 5. Fig. 7.
Ältere Form. Hirschschraube.
Fig. 6. Fig. 9.
Griffithschraube. Thornykrofftschraube.
Fig. 8. Fig. 10.
Yarrowschraube. Neuere Schraube.
Fig. 5–10. Schiffsschrauben.

Etwa seit 1862 baut man auch Schiffe mit Zwillingsschrauben, bei welchen nicht Eine Schraubenachse in der Mittellinie des Schiffs liegt, sondern deren zwei in der rechten und linken Hälfte des Schiffs angebracht sind und, aus dem Schiff hinten und seitlich neben dem Steuerruder (Fig. 11 u. 12) hervorragend, je eine Schraube tragen. Diese Konstruktion hat in der Kriegsmarine vorzugsweise Eingang gefunden, unter anderm sind größte englische Panzerschiffe mit Zwillingsschrauben ausgestattet. Die Schwierigkeit, dem Kopf der Schraubenwellen mit dem Schiffskörper hinreichend starke Verbindung zu geben, ist leichter zu überwinden als die Nachteile einer Konstruktion mit zwei vollständig gesonderten Hinterschiffen nebeneinander, wie sie das in Bordeaux

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b4_s0481.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)