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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4

(Gotha 1845–47, 3 Bde.; 3. Aufl. 1875); Hettner, Litteraturgeschichte des 18. Jahrhunderts (Braunschw. 1862–72, 4 Bde.; 3. Aufl. 1879); Gruppe, Leben und Werke deutscher Dichter (Münch. 1864–68, 5 Bde.; 2. Ausg., Leipz. 1872); Biedermann, Deutschland im 18. Jahrhundert (Leipz. 1875–80, 4 Bde.); Löbell, Die Entwickelung der deutschen Poesie von Klopstocks erstem Auftreten bis zu Goethes Tod (Braunschw. 1856–65); Lemcke, Geschichte der deutschen Dichtung neuerer Zeit (Bd. 1: von Opitz bis Klopstock, Leipz. 1873; neue Ausg. 1882); Julian Schmidt, Geschichte des geistigen Lebens in Deutschland von Leibniz bis auf Lessings Tod (das. 1861–1864, 2 Bde.); Derselbe, Geschichte der deutschen Litteratur im 19. Jahrhundert (das. 1853, 2 Bde.; 5. Aufl. 1866–67, 3 Bde.); Hettner, Die romantische Schule (Braunschw. 1850); Haym, Die romantische Schule (Berl. 1870); Brandes, Die romantische Schule in Deutschland (a. d. Dän. von Strodtmann, das. 1873); R. Prutz, Die d. L. der Gegenwart (Leipz. 1847; 2. Aufl. 1860, 2 Bde.); Gottschall, Geschichte der deutschen Nationallitteratur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Bresl. 1855, 2 Bde.; 5. Aufl. 1881, 4 Bde.). In betreff der altdeutschen Litteratur im besondern sind Uhlands „Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage“ (Stuttg. 1865–68, 7 Bde.), Gödeke, Deutsche Dichtung im Mittelalter (Hannov. 1854), anzuführen. Wertvolle Monographien sind außerdem: Cholevius, Geschichte der deutschen Poesie nach ihren antiken Elementen (Leipz. 1854–56, 2 Bde.); Mörikofer, Die schweizerische Litteratur im 18. Jahrhundert (das. 1861); R. Prutz, Der Göttinger Dichterbund (das. 1841); Tittmann, Die Nürnberger Dichterschule (Götting. 1847); Barthold, Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft (Berl. 1848). Vgl. auch Schwab und Klüpfel, Wegweiser durch die Litteratur der Deutschen (4. Aufl., Leipz. 1872; mit Nachträgen).

Deutsche Morgenländische Gesellschaft, s. Asiatische Gesellschaften.

Deutsche Mythologie, die Lehre von dem einst heidnischen Glauben der alten Deutschen (Sachsen, Thüringer, Franken, Alemannen etc.). Die Nachrichten der Römer (Cäsar und Tacitus) geben nur ein ungefähres, äußerliches Bild; ältere, unmittelbare heimische Quellen fehlen fast ganz. Als die nordische Mythologie (durch die Edden) bekannt wurde und die Wissenschaft sich der deutschen Vergangenheit eingehender zuwandte, zeigte J. Grimm, daß, was in deutschen Volkskreisen an Sagen, Märchen, Gebräuchen etc. fortlebt, Überreste des alten Heidentums seien und dieselben in den Elementen, wenn auch vielfach im Lauf der Zeiten, besonders durch den Einfluß des Christentums, umgewandelt, mit der nordischen Mythologie übereinstimmen. Grimm schuf so die Wissenschaft der deutschen Mythologie, welche seitdem durch weitere Sammlung der alten Volkstradition sich immer mehr ausgebaut und unter dem Einfluß der vergleichenden Mythologie vertieft hat.

Cäsar schildert die Religion der Deutschen offenbar unter dem äußern Reflex ihrer Feste und Gebräuche, wenn er sie nur Sonne, Mond und das Feuer verehren läßt. Tacitus gibt schon ein eingehenderes Bild, wenn er von Göttern und Göttinnen sowie halbgottähnlichen Wesen berichtet, die in heiligen Hainen verehrt wurden, desgleichen von Opfern (auch Menschenopfern), Priestern, eigentümlichen Weissagungsarten u. dgl. Er glaubte bei den Deutschen als Hauptgott Merkur, sodann Mars und Isis, ebenso nach seiner Deutung eine „Erdmutter“ (Hertha oder Nerthus) sowie den Herkules wiederzufinden, ja zwei Götter erinnerten ihn an Kastor und Pollux. Bei der Einführung des Christentums wird dann auch öfters Wodan (Gwodan, der oben erwähnte Merkur), ferner Donar (wohl der obige Herkules) genannt, wie auch die aus heidnischer Zeit herstammende Bezeichnung der Wochentage dieselben als alte Götter kennzeichnet (Mittwoch, Mercurii dies, franz. Mercredi, engl. Wednesday, in Westfalen Godenstag, d. h. Wodans- oder Gwodanstag; Donnerstag, d. h. Tag des Donar) und noch zwei hinzufügt, nämlich Ziu, s. v. w. Mars (Martis dies, franz. Mardi, deutsch Ziestac oder Diestag, dann Dienstag), und Freia oder Fria, s. v. w. Venus (Veneris dies, franz. Vendredi, deutsch Freitag). So berühren sich die Hauptgötter der deutschen und nordgermanischen Völker: Wodan = Odin, Ziu = Tyr, Donar = Thor, Freia oder Fria = Frigg. Die 1841 zu Merseburg aufgefundenen heidnischen Sprüche bieten noch den nordischen Balder unter dem Namen Phol (Phol ende Wôdan vuorun zi holza etc.). Charakteristisch ist noch das Heiligtum der Sachsen bei Stadtberge, die Irmensäule (s. d.), welche Karl d. Gr. zerstörte. Von Wodan und Freia haben wir noch eine Sage, die mit dem Namen der Langobarden zusammenhängt. Vandalen und Winiler sind in Streit. Die erstern wenden sich an Wodan, der erklärt, er werde dem den Sieg verleihen, welchen er beim Sonnenaufgang zuerst sehe. Die Winiler dagegen wenden sich an Freia; diese riet, ihre Frauen sollten sich mit ihnen in die Schlachtreihe gen Osten stellen und ihre Haare wie einen Bart ordnen. Da habe Wodan, heißt es weiter, bei ihrem Anblick gefragt, wer jene Langbärte seien, und Freia, indem sie es ihm erklärt, daran die Bemerkung geknüpft, wem er den Namen gegeben, müsse er auch den Sieg verleihen. Und so sei er den Winilern zu teil geworden, welche denn seit jener Zeit Langobarden hießen. – Schon aus dieser Sage sieht man, daß die Hauptgötter einen nationalen Charakter hatten als himmlische Mächte, welche das Schicksal der Völker wie jedes Einzelnen lenkten. Von Donar und Ziu wissen wir weniger; vielleicht fällt mit dem letztern der in einer niedersächsischen Abrenuntiatio vorkommende Gott Saxnôt („Schwertgenosse“), wohl ein Kriegsgott, zusammen. Ein friesischer Gott auf Helgoland war Fosite. Zweifelhaft ist die Göttin Cisa oder Nehalennia. In volkstümlicher, noch fortlebender Sage tritt Wodan als wilder Jäger in besondere Beziehung zum Sturm (s. Wütendes Heer), Freia oder Frigg gleichfalls; dann aber erscheint letztere besonders als Sonnenfrau unter den Namen Frau Holle und Berchta; verehrt wurden beide namentlich an den Festen der Sonnenwenden, Wodan auch zur Erntezeit.

Außer jenen Hauptgöttern glaubten die alten Deutschen auch noch an mehr oder minder zauberkundige Wesen, welche Wald und Feld, das Wasser wie die Tiefen der Erde bewohnten und in das Leben der Menschen eingriffen. So erzählen uns die Sagen noch viel von Riesen und Zwergen, Schwanjungfrauen und Weißen Frauen, Elfen, Kobolden, Nixen, dem Bilwiz und Schrat sowie von dem die Menschen im Schlaf drückenden Alp oder der Mahrt (s. diese Artikel). Von dem elementaren Aberglauben gibt schon der „Indiculus superstitionum etc.“ vom Jahr 743 ein Bild. Die Verehrung des Wassers, namentlich der Quellen, spielte eine große Rolle. Das Volk betete daselbst, zündete Lichter an und setzte Opfergaben hin, um sich die Geister freundlich

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 766. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b4_s0766.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)