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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

seinen Söhnen fielen zwei im Kriege gegen Frankreich; der dritte, Ambrose, Graf von Warwick, und der vierte, Robert, Graf von Leicester (s. d.), stiegen unter Elisabeth zu hohen Ehren; der fünfte, Guilford, der Gemahl der Johanna Grey, ward mit dieser 12. Febr. 1554 enthauptet.

3) Robert, Sohn des Grafen von Leicester und der Lady Sheffield, mit der sich jener heimlich vermählt hatte, geb. 1573 zu Sheen in der Grafschaft Surrey, erhielt, obgleich von seinem Vater nie als legitim anerkannt, nach dessen Tod 1588 Kenilworth und andre Besitzungen desselben. Da aber die Legitimität seiner Geburt bezweifelt wurde, siedelte er nach Italien über, worauf seine Güter von Jakob I. eingezogen wurden. Von Kaiser Ferdinand II. durch den Herzogstitel ausgezeichnet und später von Papst Urban VIII. unter die Zahl der römischen Edlen aufgenommen, hielt sich D. meist am Hof Cosimos II. zu Florenz auf. Er machte sich um die Stadt Livorno verdient, indem er durch Herbeiziehung englischer Kaufleute ihren Handel hob, einen Molo errichten ließ und ihre Erklärung zum Freihafen bewirkte. D. starb 1670. Er beschäftigte sich eifrig mit Nautik, Physik und Baukunst und schrieb unter anderm: „Arcano del mare“ (Flor. 1630; 3. Aufl. 1661, 6 Bde.).

4) John William, Graf D., Viscount D. und Ward, geb. 9. Aug. 1781, ward 1802 Mitglied des Unterhauses, wo er sich als einer der bedeutendsten Führer der liberal-konservativen Partei hervorthat, 1823 nach dem Tod seines Vaters Mitglied des Oberhauses und 1827 Graf von D. Bei der Bildung des Canningschen Ministeriums 30. April 1827 erhielt er das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten, doch trat er 1828 bei Wellingtons Eintritt in das Kabinett ins Privatleben zurück. Er starb 6. März 1833 in Norwood, und mit ihm erlosch der Name D. Sein exzentrisches Wesen ging zuletzt in förmliche Geisteszerrüttung über. In Bulwers Roman „Pelham“ ist er als Lord Vincent gezeichnet. Seine Korrespondenz mit dem Bischof von Llandaff (Lond. 1840) ist wichtig für die Zeitgeschichte.

Dudu, s. Dronte.

Dudweiler, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Trier, Kreis Saarbrücken, am Sulzbach, an der Eisenbahn Saarbrücken-Neunkirchen und im Saarbrückener Steinkohlengebirge, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Eisenwerk, eine bedeutende Steinkohlengrube („Jägersfreude“), die jährlich ½ Mill. Ton. Steinkohlen fördert, Fabrikation von feuerfesten Steinen und (1880) 10,891 Einw. (darunter 4920 Evangelische). In der Nähe brennt seit mehr als 200 Jahren ein Steinkohlenflöz.

Dūe (ital.), zwei; d. volte, zweimal (s. v. w. bis); a d. voci (wōtschi), für zwei Stimmen, zweistimmig.

Duell (lat. Duellum, perduellio), der nach gewissen Regeln zwischen zwei Personen verabredete Kampf mit gleichen Waffen, um so für eine wirkliche oder vermeintliche Beleidigung eigenmächtig Genugthuung zu nehmen oder zu geben. Diejenigen, welche auf solche Weise ihren Ehrenhandel zum Austrag bringen (sich duellieren), werden Duellanten genannt. S. Zweikampf.

Duénna (Dueña, span.), s. v. w. Donna, insbesondere Hüterin, Aufseherin eines Mädchens.

Duérnen (neulat.), in Folio gedruckte, im Text fortlaufende Bogen, von denen je zwei mit einem Versalbuchstaben des Alphabets bezeichnet und beim Einbinden ineinander gesteckt werden. Geschieht dasselbe mit 3, 4, 5 oder 6 Bogen, so heißen diese Triternen, Quaternen, Quinternen, Sexternen. Diese Art und Weise wurde von den Abschreibern vor Erfindung des Buchdrucks und von den Druckern in den ersten Jahrhunderten nach dessen Erfindung geübt, kommt aber jetzt nur noch in Ausnahmefällen zur Anwendung. Die Reihenfolge der Druckbogen wird jetzt überall, außer im Gebiet der englischen Sprache, durch Ziffern oder Signaturen (s. d.) bezeichnet.

Duēro (portug. Douro, bei den Alten Durius), bedeutender Strom der Pyrenäischen Halbinsel, entspringt auf dem altkastilischen Hochland, nordwestlich von Soria, in zwei Quellströmen, die aus Bergseen im Urbiongebirge (2246 m) abfließen, strömt zuerst in einer nach SO. gerichteten Spirale, dann am Ende des kurzen Oberlaufs, unterhalb Soria (1050 m ü. M.), mit westlicher Hauptrichtung. Bei Aranda, wo die felsigen Ufer und das starke Gefälle aufhören (730 m ü. M.), wird die Schiffahrt möglich; aber wie alle Plateauströme hat der D. sehr ungleichen Wasserstand und leidet so an Versandung, daß er nicht befahren werden kann. Unterhalb Zamora (590 m ü. M.) nimmt er auf eine Strecke von 90 km eine südsüdwestliche Richtung an und windet sich, die politische Grenze zwischen Spanien und Portugal bildend, in reißender Strömung zwischen den Felsenwänden des Berglandes von Traz os Montes und den Steilufern der estremadurischen Hochebene durch. Erst von Torre de Moncorvo abwärts fängt die eigentliche Schiffahrt an, auf eine Strecke von etwa 140 km. Unterhalb Porto bei São João da Foz fällt der D. in den Atlantischen Ozean. Seine Mündung ist schmal, von felsigen Hügeln begrenzt und durch eine Sandbank fast gesperrt. Seeschiffe gelangen nur bis Porto. Seine direkte Länge beträgt 487 km, mit Einschluß der Krümmungen 780 km; sein Stromgebiet umfaßt 95,068 qkm (1726 QM.). Bei der großen Eisenbahnbrücke von Porto ist er etwa 230 m breit, weiter abwärts 300 m. Die Ufer des untern Laufs werden häufig überschwemmt. Seine größten Nebenflüsse empfängt der D. rechts vom Kantabrischen Gebirge: den Pisuerga mit dem Carrion (beide zu dem System des Kanals von Kastilien benutzt) und dem Arlanzon mit Arlanza, dann den Valderaduey und den Esla mit Orbigo, Cea und Tera; auf portugiesischem Gebiet münden: Sabor, Tua, Tamega. Links fließen ihm zu, vom kastilischen Scheidegebirge kommend: Adaja mit Eresma, Tormes, Yeltes, Agueda und Côa.

Duett (ital. Duetto, Diminutivform von Duo) nennt man heute besonders ein Gesangstück für zwei gleiche oder ungleiche Stimmen mit Begleitung eines oder mehrerer Instrumente. Das D. nimmt in der Oper eine bedeutende Stelle ein (dramatisches D.), hat aber dort keine definierbare Form, da dieselbe je nach der Situation sich verschieden gestaltet, aus Rede und Gegenrede besteht, arienartige Teile für die eine oder die andre oder beide Stimmen enthält oder auch als wirklicher Doppelgesang erscheint, durch Recitative unterbrochen wird etc. Eine festere Gestaltung hat das kirchliche D., welches entweder nach Art der Arie angelegt ist und ein Da capo hat, oder sich in konzertierendem Stil hält und fugiert gearbeitet ist. Duette der letztern Art sind z. B. in den Kirchenkonzerten Viadanas zu finden; Duette ohne Baß reichen noch weiter zurück und hießen im 16. Jahrh. Bicinia. Zu besonderer Bedeutung gelangte das sogen. Kammerduett zu Ende des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrh. durch Agostino Steffani und G. C. M. Clari; in der Form ist dasselbe vom Kirchenduett nicht verschieden. Ein berühmtes kirchliches D. ist Pergolesis „Stabat mater“.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0195.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2021)