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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

bestimmte Mutter e angebracht sind. Ist die Stellschraube ganz herausgeschraubt, so wird das Gestänge bei e gelöst und nach Einfügung eines kurzen Gestängestückes sowie nach Zurückdrehung der Stellschraube

Fig. 5.
Kopfstück.

wieder angehängt. Beim Seilbohren besteht das ganze Kopfstück nur aus einer lösbaren Seilklemme. Zu jeder Bohranlage gehört, wie schon erwähnt, ein dreibeiniges Bohrgerüst oder ein aus Fachwerk mit Bretterverschalung hergestellter Bohrturm, im Scheitel mit einer Seilscheibe versehen, über welche ein Seil von einer Windevorrichtung herabläuft, um die Gestängestücke aus dem Bohrloch herausnehmen und wieder hineinlassen zu können. Im obersten Teil des Bohrturms befinden sich ferner sogen. Rechen zum Aufhängen der Gestängestücke. In Anbauen am Bohrturm werden die Betriebsmaschinen, eine Schmiede für Reparaturen und das Materialienlager untergebracht.

Von Wichtigkeit sind beim Erdbohren noch eine Reihe von Hilfswerkzeugen (Hilfsgezähe). Bei Gestängebrüchen muß man die im Bohrloch stecken gebliebenen Teile mittels der Fanginstrumente herausschaffen, deren verschiedene Arten (Glückshaken, Geißfuß, Kluppe, Fangfeder, Klappenbüchse, Krätzer, Wolfsrachen, Schraubentute, Löffelhaken, Spinnenbüchse, Zobelscher Eisenfänger) wie Haken, Zangen oder Schrauben wirken.

Vielfach ist es nötig, die Bohrlöcher mit Röhren auszukleiden, teils um das Abbröckeln von Teilen der Bohrlochwand (das sogen. Nachfallen) zu vermeiden, teils um einen wasserdichten Ausbau zu schaffen (wie z. B. bei Salzbohrlöchern). Im erstern Fall verwendet man Absperrungsröhren aus Eisenblech, welche durch Vernietung mittels besonderer Hilfswerkzeuge (Nietamboß) aneinander gefügt werden, im letztern Isolierungsröhren, meist in Form von ausgebohrten Nadelholzstämmen, welche durch kupferne Muffen verbunden werden. Das Herausziehen einer Verrohrung geschieht, wenn man das Bohrloch erweitern oder nach beendeter Bohrarbeit die Röhren wiedergewinnen will, unter Anwendung der Röhrenheber oder Röhrenzieher. Vgl. Beer, Erdbohrkunde (Prag 1858); Degousée und Laurent, Anwendung des Erd- und Bergbohrers (a. d. Franz., Quedlinb. 1862); Fauck, Anleitung zum Gebrauch des Erdbohrers (Leipz. 1877); Derselbe, Fortschritte in der Erdbohrtechnik (das. 1885); Strippelmann, Bohrmethode mit Freifallapparat und die Diamantröhrenbohrung (Klagenfurt 1878); Derselbe, Die Tiefbohrtechnik (2. Aufl., Leipz. 1881); Serlo, Bergbaukunde (4. Aufl., Berl. 1884); Köhler, Bergbaukunde (Leipz. 1884).

Erdbrände, in Brand geratene und dann meist geraume Zeit unter der Erde fortbrennende Kohlenflöze. Ein solcher Brand kann, wo das Kohlenflöz zu Tage ausgeht, durch wirkliches Anzünden, z. B. durch Meiler etc., veranlaßt worden sein; meist aber entstehen die E. durch Selbstentzündung infolge der Wärmeentwickelung bei Zersetzung der in der Kohle enthaltenen Eisenkiese unter Zutritt von Luft. Löschen kann man einen solchen Erdbrand in der Regel nicht; durch sorgfältigen Verschluß aller Zugänge (Verdämmung) und Einstellung aller und jeder Abbauarbeiten in zu großer Nähe kann man nur dem weitern Umsichgreifen desselben und einer gänzlichen Störung des Grubenbetriebs vorbeugen, bis sich das isolierte Brennmaterial verzehrt hat. Wo die Schichten zu Tage ausgehen, entwickeln sich Rauch und Dämpfe, zuweilen selbst Flammen, und Salmiak und andre Sublimate setzen sich ab. Ist der Brand nahe unter der Oberfläche, so erlangt der Boden eine Wärme, welche sich zur Treibgärtnerei benutzen läßt, so z. B. früher in Planitz bei Zwickau, in Staffordshire u. a. O. Abgesehen aber von dem beträchtlichen Kohlenverlust, werden die Bergwerksarbeiter durch solche Brände infolge der Hitze und der sich entwickelnden Gase (brandige Wetter) großer Gefahr ausgesetzt. E. finden sich bei Duttweiler im Saarbrückenschen (hier der sogen. brennende Berg), in Schlesien u. a. O. und sind fast überall, wo Steinkohlenlager sich finden, beobachtet worden. Analoge Erscheinungen zeigen sich in vielen Braunkohlenlagern. In kleinerm Maßstab treten dieselben häufig auf in den Halden von Kohlen und Kohlenschiefern, die sich vor den Kohlengruben aufhäufen. Eine andre Bewandtnis hat es mit den durch Naphthaquellen veranlaßten Erdbränden (Erdfeuer, s. d.).

Erde (lat. Terra, hierzu die „Erdkarte“), der von uns bewohnte Weltkörper, welcher ein Planet im Sonnensystem ist. Die E. kann im allgemeinen unter einem doppelten Gesichtspunkt betrachtet werden, je nachdem wir sie nämlich als Glied des Sonnensystems ins Auge fassen oder uns auf sie als besondern Weltkörper beschränken. Im erstern Fall ist das Ergebnis dieser Betrachtung, die Erdkunde, ein Teil der Astronomie: sie belehrt uns über die Stellung der E. zu der Sonne und den übrigen Gliedern des Sonnensystems, über ihre Bewegung etc. Im zweiten Fall kommt die E. zunächst als mathematische Größe in Betracht: wir bestimmen nicht bloß Gestalt, Umfang, körperlichen Inhalt unsers Planeten, sondern suchen auch die Lage der einzelnen Punkte auf ihm durch astronomische Methoden festzustellen. Beide Disziplinen werden gewöhnlich unter dem Namen astronomische (auch mathematische) Geographie zusammengefaßt. Wie aber der Astronom die E. mißt, so wägt sie der Physiker und bestimmt ihre Dichtigkeit; er untersucht die Temperatur, die magnetischen Eigenschaften der E., die Verteilung von Festem, Flüssigem und Luftförmigem auf ihr, die verschiedene Oberflächengestaltung und geognostische Zusammensetzung des Festen, Klima, Verteilung von Pflanzen und Tieren auf der Oberfläche der E.; dies alles sind die Gegenstände der physikalischen Geographie, hinsichtlich deren wir auf die betreffenden Spezialartikel verweisen.

I. Gestalt und Bewegung der Erde.

Eine sicher begründete Ansicht über die Gestalt der E. verdanken wir erst der neuern Zeit. Die Völker des Altertums hatten die verschiedenartigsten Vorstellungen davon. Die Griechen der ältesten Zeit hielten die E. für eine platte, kreisförmige Scheibe, umflossen vom Ozean und überwölbt von dem auf Säulen ruhenden Himmelsgewölbe, als dessen westlichste Stütze der Atlas galt. Doch lehrten schon Anaximander und Pythagoras die Kugelgestalt der E., und unter den spätern Philosophen, z. B. bei Parmenides, Epikur, Platon, ist diese Vorstellung die herrschende. Mit besonderm Nachdruck wies Eudoxos (350 v. Chr.) auf dieselbe hin, Aristoteles aber versuchte schon einen aprioristischen Beweis dafür zu geben. Das Wasser, sagt er, nimmt immer die tiefste Stelle ein, folglich

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 742. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0742.jpg&oldid=- (Version vom 24.1.2022)