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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

Der Ort gewährt eine prachtvolle Aussicht auf das Meer. Unweit von F. finden sich Mineralquellen (Acque di Citara und di Nitroli).

Foris posĭti (lat., „vor die Thür Gestellte“), in der alten Kirche s. v. w. Exkommunizierte.

Forke (v. lat. furca, Forkel), große Gabel, Heu-, Mistgabel; im Bergbauwesen ein gabelförmiges Eisen zum Abheben der Steine, Schlacken etc.; in der Jägersprache eine gabelförmige Stellstange, auf welche die Tücher und Netze gestülpt werden; forkeln (spießen), Bezeichnung für das angriffsweise Stoßen des Hirsches mit dem Geweih.

Forkel, Johann Nikolaus, Musikgelehrter, geb. 22. Febr. 1749 zu Meeder bei Koburg, wurde im 13. Jahr beim Chor in der Hauptkirche zu Lüneburg angestellt, kam im 17. Jahr als Chorpräfekt nach Schwerin, ging 1769 nach Göttingen, um die Rechte zu studieren, wandte sich jedoch bald ausschließlich der Musik zu und wurde zuerst Organist an der Universitätskirche zu Göttingen, 1778 aber Universitätsmusikdirektor daselbst, welche Stellung er bis zu seinem Tod 17. März 1818 bekleidete. Seine Kompositionen sind meist Manuskript geblieben und von geringer Bedeutung. Dagegen hat er sich durch zahlreiche theoretische Werke und namentlich als Geschichtsforscher auf musikalischem Gebiet hochverdient gemacht. Als seine Hauptwerke sind zu nennen: „Musikalisch-kritische Bibliothek“ (Gotha 1779, 3 Bde.), „Musikalischer Almanach für Deutschland“ (1782–1784, 1789), besonders aber seine (unvollendete) „Allgemeine Geschichte der Musik“ (Teil 1 u. 2, Leipz. 1788–1801); ferner „Allgemeine Litteratur der Musik“ (das. 1792) und „Über J. Seb. Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke“ (das. 1802, neue Ausgabe bei Peters 1855).

Forlane (auch Furlane, ital.), heiterer, lebhafter venezian. Tanz im 6/8-Takt, besonders von Gondelieren getanzt und nach den Forlanern, den Bewohnern von Friaul, benannt.

Forle, s. Kiefer.

Forleule, s. v. w. Kieferneule, s. Eulen.

Forlì, ital. Provinz (früher päpstliche Delegation) in der Landschaft Emilia, grenzt nördlich an die Provinz Ravenna, östlich an das Adriatische Meer, südlich an Pesaro-Urbino und die Republik San Marino, westlich an Florenz und hat einen Flächenraum von 1862 qkm (nach Strelbitskys Berechnung 1989 qkm = 36 QM.). Die Provinz erstreckt sich vom toscanischen Apennin bis zum Meer und umfaßt daher Bergland, Hügelland und Ebene. Die letztere Zone ist wohlbebaut und sehr fruchtbar. Bewässert wird das Land von den Küstenflüssen Montone, Ronco, Savio und Marecchia. Das Klima ist sehr mild. Die Provinz zählt (1881) 251,110 Einw., welche Landwirtschaft (Hauptprodukte Weizen, Mais, Wein, Hanf), Viehzucht, Seidenkultur, Fischerei, Schwefelbergbau, Schiffahrt und Handel betreiben. Die Provinz zerfällt in drei Kreise: Cesena, F. und Rimini.

Die gleichnamige Hauptstadt liegt am rechten Ufer des Montone, an der Via Aemilia und an der Eisenbahn von Bologna nach Ancona, ist gut und regelmäßig gebaut, hat einen schönen, mit Säulengängen umgebenen Marktplatz mit dem Palazzo comunale und eine Reihe ansehnlicher Paläste. Unter den zehn Kirchen sind besonders sehenswert die imposante Kathedrale Santa Croce mit schönem Portal (im linken Querschiff die Kapelle Madonna del Fuoco mit berühmten Kuppelmalereien von Carlo Cignani), die Kirche San Girolamo mit Gemälden von G. Reni und Melozzo sowie die Kirche San Mercuriale mit hohem Turm (von 1180). Die Bevölkerung beträgt (1881) 19,442 Seelen, welche Seidenindustrie, Erzeugung von Schuhwaren und Hüten und Handel mit landwirtschaftlichen Produkten betreiben. F. ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Assisenhofs und einer Handels- und Gewerbekammer und hat ein königliches Gewerbeinstitut, ein Lycealgymnasium, eine technische Schule, ein Seminar, eine städtische Bibliothek (51,000 Bde.), eine Pinakothek, ein großes Spital (1638 gegründet) mit einem Findelhaus und ein Arbeitsinstitut für Knaben. – F. ist das Forum Livii der Römer, vom Konsul Livius Salinator 207 v. Chr. nach seinem Sieg über Hasdrubal am Metaurus gegründet. Nach dem Untergang des römischen Reichs bildete der Ort eine Republik, die von Kaiser Friedrich II. ihre Unabhängigkeit erkaufte. Während der Parteikämpfe der Guelfen und Ghibellinen wechselte F. oft seine Herren. Nachdem bis 1315 die Guelfen die Oberhand gehabt hatten, bemächtigte sich die ghibellinische Familie der Ordelaffi von Faenza der Herrschaft in der Stadt. 1512 unterwarf sich dieselbe dem Papst Julius II. und blieb dann mit dem Kirchenstaat vereinigt.

Forli, ital. Maler, s. Melozzo da Forli.

Forlimpopoli, Stadt in der ital. Provinz Forli, an der Eisenbahn Bologna-Ancona und der Via Aemilia gelegen, hat (1881) 2266 Einw., welche Weinbau und Handel treiben, und ein Gymnasium. F. ist das antike Forum Popilii, eine Stadt der Lingoner im cispadanischen Gallien, die 700 von den Langobarden zerstört ward.

Form (lat. forma, „Gestalt“), im Gegensatz zur Materie (Stoff) die Art und Weise (das Wie), wie die Teile eines Ganzen (dessen Was) zu diesem verbunden sind. Eine solche kann es daher nur bei einem aus Teilen (Einheiten) Bestehenden (Zusammengesetzten), aber bei jedem solchen, sei es ein bloß äußerlich (kollektiv) oder innerlich (organisch) verbundenes Ganze, muß es eine F. geben. Nur das gänzlich Einfache, Teillose (der mathematische Punkt im Raum, der Augenblick in der Zeit, das teillose Atom in der Körperwelt, die einfache Sinnesempfindung im Bewußtsein) besitzt keine F. Dagegen lassen sich sowohl in der mathematischen Welt an jeder (Raum-, Zeit- oder Zahlen-) Größe als in der realen Körperwelt an jedem (seinen letzten Elementen nach aus einfachen Atomen bestehenden) unorganischen wie organischen Körper, in der Bewußtseinswelt an jedem (seinen letzten Bestandteilen nach schließlich auf einfache Vorstellungen zurückführbaren) Phänomen des Vorstellens (Anschauens, Begreifens, Urteilens und Schließens), Fühlens und Strebens (Begehrens und Wollens) Materie und F. (die Bestandteile und deren Verknüpfung), wenn auch nicht in Wirklichkeit voneinander trennen (da die Verbindung zwischen den Teilen unauflöslich sein kann), aber doch in Gedanken (in der Abstraktion) voneinander sondern. In gleichem Sinn hat Kant an der gesamten sinnlichen Erfahrung des Menschen Materie (die unverbundenen einfachen Sinnesempfindungen) und F. (deren Neben- und Nacheinandersein im Bewußtsein) unterschieden. Wissenschaften, welche die F. im obigen Sinn zum Gegenstand haben, heißen Formwissenschaften. Eine solche ist demnach nicht nur die Mathematik, wenn sie die Größen-, sondern auch die Naturwissenschaft, wenn sie die in Erfahrung gegebenen unorganischen und organischen Körperformen, die Psychologie und Logik, wenn jene überhaupt die Bewußtseins-, diese insbesondere die Denkformen behandelt. Auch die Ästhetik und praktische Philosophie

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0433.jpg&oldid=- (Version vom 30.6.2021)