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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

– Mittel von Runge, wässerige Lösung von Brechweinstein; 8 Mk.
Waldschneckensaft von Antonie Keferstein, gegen Keuchhusten, ein gelbbrauner Sirup aus Honig und in Wasser gelöstem Gummi arabikum.
Wundersaft von Koch, auch konzentrierter Nahrungssaft genannt, 125 g weißer Sirup mit einer Spur Rettichsaft; 1,50 Mk.
Wundersaft des Dr. Jacobi, Apfelwein, Spiritus, Sirup, mit wenig aromatischer bitterer Tinktur und Bittermandelwasser; 300 g 1,70 Mk.
Zahnhalsbänder von Otto Glatte in Berlin, enthalten drei Papierstreifen, der eine mit Kupfervitriolpulver, der andre mit Zinkvitriolpulver, der dritte mit Braunsteinpulver bestreut; sie liegen übereinander in einer Hülle von Samtband. Wertlos!
Zahnhalsbänder, elektromotorische, von Gehrig u. Jehle, mit Schwefel bestrichener Kattun, in schwarzen Samt eingenäht; 1 Mk.
Zahntinktur von Wundram, Weingeist mit Pfefferminz- und Kajeputöl.
Zuckerharnruhr, Bergers Mittel gegen Zuckerharnruhr, vier Fläschchen mit je 25 g Milchzucker, mit wenigen Tropfen Kreosot verrieben, Nr. 2 und 4 sind durch Bolus schwach rot gefärbt. Außerdem noch ein Beutelchen von 50 g Nußblätterthee. Konsultation inkl. Medikamente 30 Mk.

Geheimnis (Arcanum, Mysterium), alles Dunkle, Verborgene, Unbegreifliche, besonders in Sachen der Religion. In diesem Sinne nennt man Geheimnisse z. B. die Lehren von der Trinität, von der doppelten Natur Christi, von der Gegenwart des Leibes und Bluts im Abendmahl etc. Vgl. Mysterien.

Geheimschreiber, s. v. w. Sekretär.

Geheimschrift, s. v. w. Chifferschrift (s. d.) und sympathetische Schrift.

Gehen. Die Mechanik des Gehens ist, wie überhaupt die ganze physiologische Bewegungslehre, ungemein kompliziert und kann von sehr verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet werden. Am nächsten liegt es, einen gehenden Menschen zu beobachten, festzustellen, wie er das Bein aufsetzt, wie er dasselbe abstößt, welche Schwankungen dabei der Rumpf in horizontaler sowohl als vertikaler Richtung macht u. dgl. m. Eine tiefere Betrachtung geht von der Überlegung aus, daß das G. aus dem Zusammenwirken einer großen Anzahl von Apparaten hervorgeht, und sucht die Beantwortung der zahlreichen Detailfragen in mathematischer Form zu erledigen. Die einzelnen Mechanismen, aus denen sich der Gang zusammensetzt, werden hierbei vom anatomischen und physiologischen Standpunkt aus eingehend untersucht. Diese Betrachtungsweise ist zu speziell, als daß sie hier näher berücksichtigt werden könnte. – Beim G. wird der Körper durch die abwechselnde Thätigkeit beider Beine in horizontaler Richtung fortbewegt; man kann das G. als ein fortwährendes Fallen nach vorn auffassen, welches dadurch verhindert wird, daß das vorwärts schwingende Bein immer einen neuen Stützpunkt findet. Bei Anwendung eines Minimums an Muskelkraft schwingt dieses Bein nach den Pendelgesetzen nach vorwärts, und deshalb besitzt der Mensch unter diesen Verhältnissen eine der Länge seiner Beine entsprechende Schrittdauer. Durch Anwendung von Muskelthätigkeit kann man diesen natürlichen, durch die Länge der Beine bedingten Gang bis zu einem gewissen Grad modifizieren. Bei dem schnellen Gang wird die Vorwärtsbewegung der Beine durch Muskelaktion beschleunigt; es gelingt dies aber auch dadurch, daß man das schwingende Pendel durch Krümmung der Beine in den Knieen verkürzt. Letzterer Gang entwickelt sich gewohnheitsmäßig bei Individuen, welche viel und rasch gehen, Boten, Barbieren etc. Der Gang des Menschen ist wegen der geringen Stützfläche für den Schwerpunkt unsicher und muß in der Kindheit erst mühsam erlernt werden. – Der Gang der Vierfüßler ist komplizierter. Im Schritt wird bei ihnen erst der eine Vorderfuß, dann der diagonal gestellte Hinterfuß, hierauf der andre Vorderfuß und endlich der letzte Hinterfuß bewegt. Verschieden hiervon ist der Paß, der darin besteht, daß die beiden Extremitäten einer Seite gleichzeitig bewegt werden. Giraffen, Kamele, Elefanten gehen naturgemäß Paß. In gewissen Ländern, z. B. Südamerika, gewöhnt man den Pferden den Paß an, weil diese Gangart den Reiter weniger angreift. Die Vögel gehen meistens schwerfällig und bewegen sich vielfach hüpfend vorwärts. Vgl. Borelli, De motu animalium (Rom 1680, zuletzt Haag 1743); Gebr. Weber, Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge (Götting. 1836); Duchenne, Physiologie des mouvements du pied (Par. 1856); Pettigrew, Ortsbewegungen der Tiere (deutsch, Leipz. 1875); Marey, La machine animale (2. Aufl., Par. 1878); Fick, Spezielle Bewegungslehre, in Hermanns „Handbuch der Physiologie“, Bd. 1, Teil 2 (Leipz. 1879).

Gehenna, s. Hölle.

Gehilfe, im weitern Sinn Bezeichnung aller in einer Unternehmung vom Unternehmer bezahlten Hilfspersonen, welche nicht Geschäftsleiter sind und die je nach der Art der Unternehmung in Gewerbs-, Handlungsgehilfen etc. zerfallen. Im engern Sinn versteht die deutsche Gewerbeordnung (§ 121 ff.) unter Gehilfen, ebenso wie unter Gesellen (s. d.), unselbständige gewerbliche Arbeiter, die weder als Lehrlinge noch lediglich als Fabrikarbeiter anzusehen sind. Der Unterschied zwischen Gesellen und Gehilfen, wenn ein solcher nach der Gewerbeordnung besteht, könnte nur darin gefunden werden, daß bei dem Gesellen stets eine technische Vorbildung (Lehre) vorausgesetzt wird, bei dem Gehilfen nicht. Die Verhältnisse der Gehilfen sind in der Gewerbeordnung, § 121 ff. geregelt. In der österreichischen Gewerbeordnung wurden nach dem Gesetz vom 20. Dez. 1859 und dem Gesetz vom 15. März 1883 unter Gehilfen (§ 73) Handlungsdiener, Gesellen und Fabrikarbeiter und die in gleichen Dienstverhältnissen stehenden weiblichen Hilfsarbeiter verstanden; das Gesetz vom 8. März 1885, betreffend die Abänderung, resp. Ergänzung der Gewerbeordnung, bezeichnet im § 73 als Hilfsarbeiter alle Arbeitspersonen, welche bei Gewerbsunternehmungen in regelmäßiger Beschäftigung stehen, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, und scheidet bei diesen als Gehilfen die Handlungsgehilfen, Gesellen, Kellner, Kutscher bei Fuhrgewerken u. dgl. von Fabrikarbeitern, Lehrlingen und andern Arbeitspersonen zu untergeordneten Hilfsdiensten.




Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 1023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s1023.jpg&oldid=- (Version vom 4.7.2021)