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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

barbarischen Völkern Beile, Lanzenspitzen, Schwerter und Pfeilspitzen. In Griechenland entwickelte sich mit der Blüte und dem Reichtum der Städte im 7. Jahrh. v. Chr. die Erzgießerei, in welcher sich Glaukos von Chios, Rhökos und Theodoros von Samos auszeichneten. Von den Griechen erlernten die Römer die Kunst des Erzgießens, von der sie den ausgiebigsten Gebrauch zur Anfertigung von Waffen und Kunstgegenständen machten, bis mit dem Verfall der Römerherrschaft die Kunst des Gießens fast ganz verloren ging, indem sie sich vom 8. Jahrh. an nur auf den Guß von Glocken beschränkte, um dann im 10. Jahrh. in Deutschland wieder zur Entwickelung zu kommen, wo unter andern der Bischof Bernwart von Hildesheim (gest. 1022) bedeutende Gußarbeiten in Bronze, aber auch in Gold und Silber anfertigte, welche im Dom zu Hildesheim zum größten Teil noch vorhanden sind. Als im 14. Jahrh. der Gebrauch des Schießpulvers allgemein wurde, entstanden die Stück- oder Kanonengießer, von denen 1372 die ersten Erzkanonen gegossen wurden. Während dieser ganzen Periode wurden die Formen ausschließlich aus Thon oder aus einem Gemenge von Thon und Sand aus freier Hand oder mit Hilfe von Schablonen und Drehbrettern hergestellt. Um die Mitte des 14. Jahrh. gebrauchte man zum Gießen von Geschützkugeln kleinern Kalibers Formen aus Kupfer, Bronze u. Stein, verwendete also schon Schalen oder Koquillen. Über die Geschichte der Eisengießerei s. d. Der Stahlguß ist neuesten Datums, denn wenn auch der Gußstahl als Werkzeugstahl länger bekannt ist, so beginnt doch das Gießen von Stahlgegenständen (Geschützen, Glocken, Maschinenteilen etc.) erst in den 40er Jahren unsers Jahrhunderts, von wo an insbesondere Krupp in Essen den Stahlguß sehr förderte. Auch der Zinkguß datiert erst aus dem ersten Viertel unsers Jahrhunderts. Die Zinngießerei dahingegen ist sehr alt und nach Ausgrabungen vermutlich schon von den alten Römern, außerdem mindestens im 13. Jahrh. schon in Deutschland von Italienern betrieben und namentlich in Nürnberg zu großer Entwickelung gebracht, wo schon von alters her die Formen aus Stein oder Messing angefertigt wurden. In Verfall geriet die Zinngießerei durch die Erfindung des Porzellans und den betrügerischen Zusatz von Blei. Einen geringen Ersatz findet sie in der G. von Britanniametall. Vgl. Beck, Geschichte des Eisens (Braunschw. 1884).

Gießhübel, 1) Stadt, s. Berggießhübel. – 2) (Gießhübl-Puchstein) Badeort in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Karlsbad, an der Eger, mit drei alkalischen Säuerlingen, von denen die am meisten benutzte König Otto-Quelle (auch als „Gießhübler“ in enormen Quantitäten versandt) in 1 Lit. 0,8563 kohlensaures Natron, 0,2413 kohlensaure Kalkerde, 0,1698 kohlensaure Magnesia und 0,0649 schwefelsaures Kali enthält und besonders bei chronischem Bronchialkatarrh, Magenkatarrh und Gicht mit Erfolg getrunken wird. Der kleine, aufstrebende Kurort, welcher zur Gemeinde Rodisfort gehört, hat schöne Trinkhallen und Promenaden, eine Kaltwasserheilanstalt, Sauerbrunnen-, Moorsalz-, Fichtennadel- und Flußbäder. Vgl. Löschner, Der Kurort Puchstein in Böhmen (10. Aufl., Wien 1883).

Gießmaschinen, s. Gießerei, S. 335.

Gifford (spr. ghíffö̆rd), 1) William, engl. Dichter und Übersetzer, geboren im April 1756 zu Ashburton in Devonshire, war, früh verwaist, erst Schiffsjunge, sodann Schuhmacher, ward aber in seinem 20. Jahr durch hohe Gönner in den Stand gesetzt, in Oxford zu studieren. Hier erwählte ihn Lord Grosvenor zum Führer seines Sohns, mit dem G. mehrere Länder Europas bereiste. Nach seiner Rückkehr gab er 1797 die den Demokratismus bekämpfende Zeitschrift „The Anti-Jacobin“ heraus und wurde für seinen ministeriellen Eifer mit einem einträglichen Posten belohnt. Er begründete 1809 die „Quarterly Review“, die er bis 1824 redigierte, und starb 31. Dez. 1826. Nachdem G. schon früher eine Nachbildung der ersten Satire des Persius, „The Baviad“ (1794), und eine gegen die dramatischen Dichter seiner Zeit gerichtete litterarische Satire, „The Maeviad“ (1795), veröffentlicht hatte, erschien 1803 seine Übersetzung des Juvenal (mit autobiographischem Vorwort, neue Aufl. 1817, 2 Bde.). Nach dem Aufhören des „Anti-Jacobin“ beschäftigte er sich mit den ältern englischen Dramatikern, besorgte eine neue Ausgabe von Massingers (1805) und Ben Jonsons Werken (1816) und bereitete bessere Ausgaben von Fords und Shirleys Schauspielen vor, die aber erst nach seinem Tod erschienen.

2) Sandford Robinson, nordamerikan. Maler, geb. 10. Juli 1823 zu Greenfield im Staat New York, kam 1845 nach New York, studierte dort Anatomie und malte zuerst Porträte. Eine Studienreise in den Alleghanybergen führte ihn der Landschaftsmalerei zu. G. bereiste ganz Nordamerika, ebenso zweimal Europa (seine zweite Reise 1868–69 dehnte er bis Asien und Afrika aus) und starb im August 1880 in New York. Seine Gemälde werden besonders wegen ihres ruhigen, von aller Übertreibung fernen Charakters geschätzt und gelten in amerikanischen Salons als kostbare Zierde.

3) Swain, nordamerikan. Maler, geb. 1840 zu New Bedford, erhielt seinen ersten Unterricht in der Kunst von einem dort lebenden holländischen Marinemaler, van Beest, gründete 1864 in Boston ein eignes Atelier, siedelte aber schon 1866 nach New York über. Von dort aus machte er 1869 Reisen nach Oregon und Kalifornien und von 1870 an nach den westlichen Ländern Europas, nach Marokko, Algerien und Ägypten, bis er 1875 über England wieder heimkehrte. Unter den jüngern amerikanischen Landschaftsmalern ist er einer der talentvollsten und vielseitigsten; seine Landschaften sind naturwahr und in den Details sehr charakteristisch; mit gleicher Virtuosität behandelt er Schneestürme in den Hochgebirgen und friedliche, idyllische Partien. Seine Motive hat er meist aus Italien, Ägypten, Algerien und Marokko gewählt, wobei er die Ölmalerei ebenso geschickt handhabte wie die Aquarelltechnik.

Gifhorn, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, am Einfluß der Ise in die Aller und an der Linie Berlin-Lehrte der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Pfarrkirche, ein altes Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Glas- und Brikettfabrikation und (1885) 2893 meist evang. Einwohner. G. kommt urkundlich schon 1074 vor und war ehemals eine starke Festung.

Gift (Venēnum, Virus), ein fester, flüssiger oder gasförmiger Stoff, welcher durch Hineingelangen in die Säftebahn des Menschen oder Tiers schon in kleiner Menge die Thätigkeit einzelner Organe schädigt und dadurch krankhafte Zustände oder den Tod veranlaßt. Wie schwierig es ist, eine Begriffsbestimmung von G. zu geben, welche einerseits ganz feste Grenzen zieht, anderseits aber dem gewöhnlichen Sprachgebrauch vollauf Rechnung trägt, geht daraus hervor, daß Taylor in seinem berühmten Werk über

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0337.jpg&oldid=- (Version vom 4.4.2021)