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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

und Rechtsmittel im englischen Schwurgerichtsverfahren“ (Erlang. 1866); „Gesammelte kleinere Schriften über Strafrecht, Zivil- und Strafprozeß“ (Wien 1868, 2 Bde.; 2. Aufl. 1883); „Studien zum Entwurf des österreichischen Strafgesetzes über Verbrechen und Vergehen“ (das. 1871); „Schwurgerichtliche Erörterungen“ (2. Aufl., das. 1875); „Beiträge zur Lehre vom Beweis im Strafprozeß“ (Leipz. 1883). In Bindings „Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft“ bearbeitete er den Strafprozeß (Leipz. 1883–85, 2 Bde.). Mit J. Unger und J. v. Walther gab er die „Sammlung von zivilrechtlichen Entscheidungen des k. k. obersten Gerichtshofs“ (Wien 1859 ff., 2. Aufl. 1873 ff.), mit Stubenrauch und Nowak die „Allgemeine österreichische Gerichtszeitung“ (das. 1864 ff.) heraus. Vgl. Unger, Julius G., ein Nachruf (Wien 1886).

Gläser, retikulierte, s. Millefiori.

Gläser, Franz, Opernkomponist, geb. 19. April 1798 zu Obergeorgenthal in Böhmen, kam in seinem 11. Jahr in den Singchor der Hofkapelle zu Dresden, trat einige Jahre später in die Prager Musikschule, wo er sich namentlich zum Violinvirtuosen ausbildete, und betrieb sodann 1816 bei Heidenreich in Wien noch Kompositionsstudien. Seit 1818 Kapellmeister am Josephstädter Theater daselbst, wendete er sich der dramatischen Komposition zu und schrieb mehrere Lokalpossen, Opern und Singspiele, darunter „Peter Stiglitz“, „Staberl“, „Die steinerne Jungfrau“, „Die Weiber in Uniform“ u. a. Im J. 1830 folgte er einem Ruf als Kapellmeister an das Königsstädter Theater zu Berlin, wo sein bekanntestes und bedeutendstes Werk, die Oper „Des Adlers Horst“ (1832 zum erstenmal aufgeführt), entstand. Von spätern Arbeiten sind noch anzuführen: „Aurora“, „Der Rattenfänger von Hameln“, „Das Auge des Teufels“, „Andrea“, „Die Hochzeit am Comersee“. Von 1842 an wirkte G. in Kopenhagen als Hofkapellmeister und Direktor des dortigen Konservatoriums bis zu seinem Tod 29. Aug. 1861.

Glaserkitt (Fensterkitt), Mischung von Kreide und Leinölfirnis.

Glaserz, s. v. w. Silberglanz.

Glasflügler (Sesia Lasp.), Schmetterlingsgattung aus der Familie der Holzbohrer (Xylotropha), sehr zierliche, in der Körpertracht und Bildung der Fühler mit den Schwärmern übereinstimmende Falter mit zwei Nebenaugen auf dem Scheitel, glashellen Hinterflügeln, meist auch sehr unvollständig beschuppten Vorderflügeln und dichtem Schuppenkleid auf den lang bespornten, schlanken Beinen und dem schmächtigen Körper. Die gelben Zeichnungen des letztern und das lebhafte Umherfliegen am Tag machen die G. den Hornissen ähnlich. Die 16füßigen Raupen bohren in Holzgewächsen und einigen Stauden (Wolfsmilch, Grasnelken etc.) und erzeugen auch einen Ausgang, welcher zum Hinausschaffen des Kotes und dem Schmetterling zum Ausschlüpfen dient; sie sind gelblich, mit einzelnen Borstenhaaren, hornigem Nackenschild und Afterklappe, und bilden im Innern der Futterpflanze schlanke Puppen mit stumpfen Stirnzapfen und Borstenkränzen an den Ringen des Hinterleibes. Der Hornissenschwärmer (S. [Trochilium] apiformis L., s. Tafel „Schmetterlinge I“) ist 4 cm breit, schwarzbraun, mit rostfarbenen Beinen und Flügelsaum, an den Tastern, dem Scheitel, zwei großen Schulterflecken goldgelb mit ebenso gefärbten Hinterleibsbinden. Er findet sich in ganz Europa und bis zum Altai. Das Weibchen schiebt die dunkelbraunen Eier zwischen die Rindenschuppen tief unten am Stamm jüngerer Schwarzpappeln und Espen; die bald ausschlüpfende Raupe bohrt sich in den Stamm, auch in die stärkern Wurzeln, überwintert zweimal und verpuppt sich dann in einem Gespinst von Bohrspänen im Holz, aber auch in der Erde neben der Wurzel. Die Raupe stört das Wachstum der Bäume. Meist etwas höher in den Stämmen jüngerer Pappeln lebt die Raupe des Bremsenschwärmers (S. [Sciapteron] tabaniformis Rott.), mit völlig braun und rostgelb beschuppten, auf den Rippen blau schimmernden Vorderflügeln, schwarzbraunem Rumpf und gelb geringeltem Hinterleib. Der Apfelbaumglasflügler (S. myopaeformis L.) ist 2 cm breit, schwarzblau, am vierten Hinterleibsring rot, die Flügel sind schwarzblau gerandet und gezeichnet, die Vorderflügel an der Unterseite, der dunkeln Zeichnung entsprechend, goldgelb. Das Weibchen legt die Eier an die Rinde, besonders an schadhafte Stellen von Apfel-, selten Birnbäumen, in deren Splint die Raupe 9–10 Monate lebt und sich dann in einem Kokon verpuppt. Zwei andre Arten leben in Himbeersträuchern und in Johannis- und Stachelbeersträuchern.

Glasflüsse (Amausen, Glaspasten, Pasten), sehr leichtflüssiges Glas, welches, durch Metalloxyde gefärbt, die künstlichen Edelsteine (s. d., S. 315) bildet.

Glasgalle, s. Glas, S. 387.

Glasglanz, äußerst fein zerstoßenes farbloses oder farbiges Glas zum Bestreuen lackierter Holzwaren und Papparbeiten.

Glasgow (spr. glássgo), Stadt in Lanarkshire (Schottland), an beiden Ufern des Clyde (Kathedrale 55°511/2′ nördl. Br., 4°14′ westl. L. v. Gr.), die erste Handels-

Wappen der Stadt Glasgow.

und Fabrikstadt Schottlands und die dritte unter den Städten des Vereinigten Königreichs. Der Clyde hat hier eine Breite von nur 122 m, 7 Brücken verbinden die nördlich und südlich von ihm gelegenen Stadtteile, welche sich in ostwestlicher Richtung 71/4 km weit ausdehnen und eine Oberfläche von 7000 Ar bedecken. Das Land in der Nähe des Flusses ist flach, erhebt sich aber in einiger Entfernung zu mäßigen Hügeln, wodurch einige der Stadtteile einen malerischen Charakter erhalten. Auf einer dieser Höhen im nordöstlichen Teil der Stadt steht die Kathedrale, der Mittelpunkt der Altstadt, deren gewundene, düstere Straßen mit steinernen, schiefergedeckten Häusern und engen Sackgäßchen (closes) eine dicht gedrängte Arbeiterbevölkerung bergen. Dicht bei der Kathedrale liegt der 1830 von der Kaufmannschaft angelegte Friedhof (Necropolis), in welchem sich ein weithin sichtbarer Obelisk mit der Statue des Reformators John Knox erhebt. Neben derselben steht ein geräumiges, stattliches Krankenhaus. Die alten Universitätsgebäude, die übrigens architektonisch unbedeutend sind, dienen jetzt als Eisenbahnstation und Warenlager. Östlich schließen sich an die Altstadt die gleichfalls von zahlreichen Arbeitern bewohnten Vorstädte Calton, Bridgeton und Camlachie an. Vom sogen. Kreuz, am untern Ende der alten Hochstraße (wo ein Denkmal Wilhelms III.), führt die „Trongate“ genannte Straße und ihre Fortsetzung, Argyll Street, nach dem eigentlichen Geschäftsteil der Stadt, mit glänzenden Läden (namentlich in Buchanan Street), palastähnlichen Geschäftshäusern und architektonisch hervorragenden öffentlichen Gebäuden, wie namentlich die Börse mit korinthischem Portikus (1829

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0399.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2022)